Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Liebe und Tod

In Liebe und Tod

Titel: In Liebe und Tod
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
vorstellen, dass ...« Roarke stellte seine Tasse fort und bedachte sie mit einem vorwurfsvollen Blick. »Warum rufst du solche Bilder in mir wach?«
    »Ich habe sie im Kopf, Kumpel, deshalb ist es nur gerecht, wenn auch du sie hast.«
    »Du erwartest ja wohl nicht, dass ich dir noch mal einen Kaffee koche, oder?«
    Sie zog sich eilig an. »Vielleicht ist dieser Mord ja das Werk eines kriminellen Superhirns, das ich bis auf einen anderen Planeten verfolgen muss. Wenn du weiter nett bist, nehme ich dich vielleicht sogar mit.«
    »Ich hoffe, dass das nicht nur ein leeres Versprechen ist.«
    Lachend legte sie ihr Waffenhalfter an. »Also dann, bis irgendwann.« Sie trat noch einmal vor ihn, küsste ihn sanft auf beide Wangen und - weil er sogar um vier Uhr nachts einfach fantastisch aussah - innig auf den Mund.
    »Pass auf dich auf, Lieutenant.«
    »Das tue ich bestimmt.«
    Sie joggte ins Foyer hinunter, wo ihr Mantel wie am Vorabend über dem Treppenpfosten hing. Dort warf sie ihn gewohnheitsmäßig hin, weil es praktisch war und weil sie wusste, dass es Summerset, dem Majordomus ihres Mannes und der größten Plage ihres Lebens, einfach gegen den Strich ging.
    Sie warf sich in das Kleidungsstück und zog die Handschuhe heraus, die sie - Wunder über Wunder - tatsächlich in einer Manteltasche fand. Dann hüllte sie sich noch in den warmen Kaschmirschal, der zu ihrer Überraschung ebenfalls über dem Treppenpfosten hing. Trotzdem traf die Kälte sie wie ein Schock, als sie vor die Haustür trat.
    Doch beschweren konnte sie sich nicht, denn schließlich hatte Roarke sogar daran gedacht, ihr Fahrzeug vor die Tür fahren und die Heizung anmachen zu lassen.
    Sie marschierte durch die Kälte, kletterte ins Warme und fuhr in Richtung Tor.
    Bevor sie auf die Straße bog, blickte sie noch einmal durch den Rückspiegel zurück auf das von Roarke gebaute Haus. Mit dem Stein und Glas, den Türmen und Ba l konen und dem warmen, einladenden Licht hinter den Fenstern ihres Schlafzimmers füllte es den ganzen Spiegel aus.
    Wahrscheinlich trank er bereits eine zweite Tasse Kaffee und sah sich im Fernsehen die Berichte von der Börse und die Frühnachrichten an. Vielleicht führte er auch noch ein paar Überseegespräche oder rief bei irgendwelchen außerirdischen Filialen seiner Unternehmen an. Denn es war für Roarke nicht weiter ungewöhnlich, dass sein Arbeitstag so früh begann.
    Was hatte sie doch für ein Glück gehabt, dass sie auf einen Mann getroffen war, der keine Probleme damit hatte, sich an den verrückten Arbeitsrhythmus anzupassen, der für eine Polizistin typisch war.
    Sie fuhr durch das Tor, und es glitt geräuschlos hinter ihr wieder zu.
    Hier in dieser teuren Gegend war es herrlich still - die Reichen, Privilegierten oder einfach Glücklichen lagen kuschelig und warm in den weichen Betten in ihren klimatisierten Häusern, Eigentumswohnungen oder Apartments und dachten nicht einmal daran, dass die Stadt nur ein paar Blocks entfernt nie wirklich zur Ruhe kam.
    Der heiße Dampf, der aus den Gittern in den Bürgersteigen quoll, zeigte, dass es auch noch unterhalb der Gehwege und Straßen Leben gab. Auch die Werbeflieger zogen bereits ihre Bahnen und priesen mit Lautsprechern und Spruchbändern die Schnäppchen des anbrechenden Tages an. Aber wer in aller Welt interessierte sich um diese Zeit für irgendwelche Valentinstagsangebote in der Sky Mall, überlegte Eve. Welcher normale Mensch würde sich jemals in das Getümmel eines Einkaufszentrums stürzen, nur weil es dort Rabatt auf rote Zuckerherzen gab?
    Sie kam an einer beweglichen Werbetafel vorbei, auf der man makellose Menschen über einen weißen Puderzuckerstrand in Richtung meterhoher, leuchtend blauer Wellen laufen sah. Das war schon besser, dachte sie.
    Die gelben Taxis waren ebenfalls schon unterwegs. Wahrscheinlich fuhren sie vor allem zu den Flughäfen. Denn sicher gingen um diese Zeit bereits jede Menge Flüge los.
    Hustend rumpelten ein paar Maxibusse an ihrem Gefährt vorbei, die wahrscheinlich irgendwelche armen Schweine zur Frühschicht transportierten, bevor es für die etwas Glücklicheren nach der Friedhofsschicht nach Hause in die Falle ging.
    Ein paar Beizen in der Neunten waren immer noch geöffnet, und Eve entdeckte eine Horde junger Kerle, die in dick wattierten, aufgerissenen Jacken und in Springerstiefeln an der Straßenecke lungerten. Um es bei der Kälte draußen auszuhalten, hatten sie womöglich irgendwelche Pillen eingeworfen, dachte sie.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher