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In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)

In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)

Titel: In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)
Autoren: Volker Ferkau
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Ein wunderhübscher Cherub. Er erinnerte sich an jene Mutter, die es wusste und dennoch schwieg. Aus Angst davor, alleine zu sein. So lernte Vincent in jungen Jahren, wie es sich anfühlte, wenn sich etwas in seinen Körper bohrte, das dort nicht hingehörte.
    »Sie tun so, als sei Ihr Werdegang ein Spaziergang gewesen.«
    »Es gab Ups and Downs, wie bei jedem Menschen, Frau Armond, aber im Grunde haben Sie recht. Es gibt nicht viel Spannendes zu berichten.«
    »E in Mann ohne Fehl und Tadel? Und jemand, der erstaunlich druckreif erzählt.«
    Sie glaubte ihm nicht, erkannte Vincent, und das begeisterte ihn. Das passte zu dieser Frau. Sie war keine, die sich am Nasenring durch die Manege führen ließ.
    Dennoch würde sie nie erfahren, was der junge Vincent später getan hatte.
    Sein Vater, betrunken wie ein Schwein, rauchte auf dem Balkon im sechsten Stock und blies in den Himmel. Es war sein letzter Blick n ach oben, denn danach ging es abwärts. In die Hölle. Der halbwüchsige Vincent bückte sich, zog dem Betrunkenen die Beine weg und warf ihn in die Tiefe. Die Polizei glaubte dem Sechzehnjährigen und seinen Tränen. Sein armer, armer Vater hatte zu viel getrunken und die Balance verloren, die Übersicht. So etwas geschah, wurde er halbherzig getröstet.
    Vincent wusste nicht, dass seine Mutter zugeschaut und den Mord gebilligt hatte. Sie hatte in der Küche gearbeitet und war, ohne dass er es bemerkte, ins Wohnzimmer gekommen, als die Füße ihres Mannes zappelnd über das Geländer rutschten. Und sie hatte ihren Sohn gesehen, der sich aus der Hocke reckte. Er hatte sich umgedreht und in ihre großen fragenden Augen gestarrt. Er hatte gelächelt. Sanft und zufrieden.
    Dann schrie seine Mutter.
    Er schlug sie hart, aber nicht so, dass sie Wunden bekam, und als die Polizei klingelte und sich unten Menschen sammelten, um das verrenkte, matschige Wesen anzustarren, hatte sie sich beruhigt. In ihren Augen stand eine noch größere Furcht, als sie sie je vor ihrem Ehemann gehabt hatte. Vincent fand, dass es ihr Recht geschah und musste nicht ein Wort sagen, um ihre Lippen zu versiegeln. Sie lebte noch zwei Jahre, in denen sie nie darauf zu sprechen kam. Nach ihrem Tod war das Geld der Lebensversicherungen für Vincent der Treibstoff in eine gute Zukunft.
    »Selbstverständlich gab es Tage in meinem Leben, die schlimm waren. Bei welchem Menschen ist das nicht so?«, stellte Vincent fest. »Der frühe Tod meines lieben Vaters peinigte mich lange. Der frühe Tod meiner Mutter noch viel mehr. Aber mit der Zeit begriff ich, dass es eine Kunst ist, glücklich zu sein, indem man sich an schlechten Tagen an die guten Zeiten erinnert. Und davon hatte ich viele mit meinen Eltern, ohne die ich nicht wäre, was ich bin.«
    Vincent lächelte nach Innen, als er erfuhr, was Cherub bedeutete. Ein Engel sei er, hatte sein stoßender Vater gesagt. Und der mächtige Schwanz hatte in Vincents engelhafter Scheiße gerührt. In der Genesius Kirche in Madrid hatte Vincent später, viel später, die Statue eines Cherub gefunden und war erschüttert gewesen, wie ähnlich sie seinem jugendlichen Abbild sah.
    Das Gespräch dauerte noch eine Weile, in der Lisa Armond zu viel Wein trank. Danach rief Vincent seinen Fahrer und beauftragte ihn, die Frau nach Hause zu bringen.
    Er blickte dem Maybach hinterher und lächelte.
    Still und zufrieden.
    Jeder von uns ist ein Engel mit nur einem Flügel, dachte er. Und wir können nur fliegen, wenn wir uns umarmen. Lass uns fliegen, Lisa Armond!

4
     
    Lisa speicherte die Audiodatei auf ihrem Mac und lehnte sich zurück. In ihrem Kopf schwirrte es, ein dunkles Pumpen wallte durch ihren Körper, denn die erste Literflasche Rotwein war geleert, hinzu kam das, was sie im Paris-Moskau getrunken hatte. Das Gefühl der Leichtigkeit war schon längst dahin, es ging nur noch darum, zu überleben. Solange, bis Eva aus der Schule kam und Streit begann.
    Sie glaubte Vincent Padock kein Wort.
    Er hatte ihr denselben Mist aufgetischt, wie allen anderen. Seine Geschichte war zu rund, zu glatt, zu unangreifbar. Ihr journalistischer Instinkt züngelte, und sie fragte sich, warum sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden war.
    Ab morgen war sie frei von dieser Arbeit, also warum sich einen Kopf machen?
    Ihr Handy klingelte. Es war Padock.
    »Frau Armond?«
    »Ja?« Woher hatte er ihre Handynummer?
    »Ich kann Sie nicht vergessen!«
    Erneut erschütterte sie seine Offenheit. Er war kein Mann, der Drumherum redete. Er sagte, was
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