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In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)

In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)

Titel: In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)
Autoren: Volker Ferkau
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Meter hoch, umgeben von einer tellerartigen Vertiefungsrinne aus Metall, die in einen Abfluss führte. Er drückte auf einen Knopf, und die zwei Krallen mit dem Mann darauf hoben sich zitternd. Die Konstruktion lief in einer Deckenschiene, ähnlich der eines elektrischen Garagentores.
    »Herr Siebert – ich werde Sie pfählen!«
     
     
    Der Schock hatte den Mann sprachlos gemacht, was Vincent in dieser Art noch nie erlebt hatte. Das war eine völlig neue Erfahrung, also wenigstens etwas. Nachdem er begriffen hatte, dass Siebert nicht schreien würde, nicht betteln, nicht winseln – war der Mann dumm, mutig oder hatte ihn die Gewissheit des Todes paralysiert? - gab er ihm eine Injektion Suxamethonium, ein Muskelrelexan. Durch diese Maßnahme musste Vincent sich nicht mit jemanden abmühen, der sich wehrte und um sich schlug. Er konnte ihn problemlos über die Gleitschiene fahren. Der Mann erwachte erst wieder, nachdem ihm der Pfahl Anus, Gedärme und innere Weichteile durchbohrt hatte. Für gewöhnlich stellte das Erwachen für den Gepfählten einen erheblichen Schock dar. Vincent hatte erlebt, dass der Gepfählte sein Schicksal nicht annehmen wollte. Manch einer meinte, einen Alptraum zu erleben. Nein, nein – das konnte doch gar nicht sein. Es musste ein Traum sein!
    Wenn das Narkotikum seine Wirkung verringerte und die bestialischen Schmerzen kamen, registrierten die Gepfählten ihre Situation mit einer Art endgültiger Feierlichkeit. Was geschah, war unumkehrbar. Eine Rückkehr gab es nicht. Das Ende war absolut gewiss. So etwas machte demütig, denn es gab keine Hoffnung mehr. Sie, die zuletzt starb, war erloschen. Alle nahmen ihre Strafe an. Und jede Sekunde, in der das Narkotikum nachwirkte, war wie eine Stunde im Südseesonnenschein. So etwas machte dankbar. Erstaunlich, wie genügsam ein Mensch sein konnte.
    Ernst Siebert enttäuschte. Keine Antworten, keine guten Sätze, stattdessen jämmerlich gurgelnde Laute.
    Das waren die Minuten, in denen Vincent den Mann bemitleidete. Es war das erste Mal, dass er den Gepfählten  bemitleidete, weil dieser litt. Das war ein neues Gefühl. Er kannte sein Opfer zu gut. Ihm fehlte die nötige Distanz.
    Siebert starb durch die finale Spritze. Diese Gnade gewährte Vincent dem Mann. Schließlich war er sein Geschäftspartner gewesen.
    So schnell wie bei Siebert ging es nicht immer.
    Er hatte Fälle erlebt, in denen seine Opfer noch Tage später am Pfahl hingen, während die abgerundete und gefettete Spitze aus ihren Schultern ragte, verzweifelt mit den Augen rollten, ohne ein Wort hervorzubringen und nach Leben schnappten wie unsterbliche Karpfen. Dann näherte er sich dem Gesicht des Leidenden und stellte ihm sanft und ruhig Fragen. Er wartete auf die Antwort, auf den einen Satz, der ihn erschüttern, betören, bezaubern würde.
    Manche von Vincents Opfern hatten versucht, sich zu erklären, in der Hoffnung, dem Unumgänglichen zu entrinnen, andere hatten kein vernünftiges Wort rausgebracht.
    Stets war es enttäuschend gewesen.
    Wie empfanden die Männer in den letzten Stunden ihres Lebens? Warum gebar ihr gemartertes Gehirn keine großen Ideen? Warum verschlossen sie sich? Verdammt, es war ihre letzte Chance, noch etwas Sinnvolles von sich zu geben. Vincent suchte die Wahrheit, jenen einen Satz, der noch nicht gesprochen worden war, jenen einen Gedanken, der den Lauf der Welt stoppte.
    Er würde geduldig sein.
     
     
    Nachdem Sieberts Herz ausgesetzt hatte, zog Vincent den weißen Kapuzenoverall aus Plastik aus und verstaute ihn im Restmüll. Er streifte die Latex-Handschuhe von den Fingern und die Feinstaubmaske vom Gesicht.  Die Stiefel ließ er im Keller, denn dort gab es noch Arbeit. Er musste gewissenhaft sein. Die Forensik war heutzutage so weit fortgeschritten, dass sogar Unsichtbares zur Überführung des Täters führen konnte.
    In seinem Badezimmer stieg er unter die Dusche und ließ sich von mehreren Düsen verwöhnen. Schade, dass er keine Reinemachefrau beauftragen konnte, den Dreck unten im Keller zu entsorgen. Dies war der unangenehme Part seiner Mission. Er musste sich der Leiche entledigen. Das würde morgen geschehen. Für heute war Feierabend.
    Vincent rubbelte sich mit einem weichen Tuch von Hugo Boss ab und schlüpfte in einen weißen Bademantel, den er vor einem Jahr aus dem Wellnessbereich des Hilton-Berlin hatte mitgehen lassen, nachdem er einer italienischen Geschäftspartnerin im Whirlpool zum Orgasmus ihres Lebens verholfen hatte, ohne
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