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In letzter Sekunde

In letzter Sekunde

Titel: In letzter Sekunde
Autoren: Boris Pfeiffer
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»Wirklich irre, aber jetzt freue ich mich, den Kuckuck in Ruhe von außen zu sehen!«  Als letzter trat Mr Pim aus der Uhr. Behutsam schloss er die Tür hinter sich und ging zu seinen Gästen. »Seid ihr bereit?«  Peter nickte. »Eigentlich schon. Nur Justus fehlt.  Er ist doch nicht aus dem Waggon raus, oder?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. So groß wird sein Hunger ja wohl nicht geworden sein.« Mr Andrews drehte sich suchend um.  Bob und Peter sahen sich an. »Just haut doch nicht einfach so ab«, meinte Bob. »Verdammt, wo ist er denn nur?« Peter zuckte hilflos die Schultern.

    »Also, in der Uhr war er jedenfalls nicht mehr.  Und da er hier auch nicht ist, muss er aus dem Waggon geklettert sein.« »Aber wieso denn nur?«, wollte Bob wissen. »Hast du irgendetwas bemerkt?« Peter schüttelte den Kopf. »Das muss Just uns nachher schon selber erklären. Jetzt ist jedenfalls eindeutig keine Zeit mehr dafür. Die Uhr geht gleich los.«  Im selben Moment erzitterte die Uhr, als würde in ihrem Inneren ein Erdbeben losgehen. Dann tat die größte Kuckucksuhr der Welt ihren ersten Schlag.  Mit mächtigem Dröhnen öffnete sich die schwere Doppeltür, und ein großer geschnitzter Kuckuck schob sich majestätisch daraus hervor. Er war doppelt so groß wie Peter oder Bob und hatte einen gebogenen, grauen Schnabel und funkelnde  Glasaugen.
    »Ist er nicht schön?« Mr Pim schien alles um sich herum vergessen zu haben. »Und nun passt auf!« Als hätte der Kuckuck ihn gehört, öffnete er seinen Schnabel und aus dem Inneren erklang ein unglaublich lauter und lang anhaltender Kuckucksruf.  Peter blieb der Mund offen stehen. »Wie laut er ist. Das klingt ja fast, als riefe er nach jemandem!«  Mit weit aufgerissenen Augen starrte er den Kuckuck an, als dieser sich langsam zurück in sein Häuschen schob.
    »Er hat ja nur einmal gerufen«, wunderte sich Bob. »Keine Sorge«, Mr Pims Augen glänzten. »Er geht nach jedem Ruf in sein Häuschen und kommt dann wieder heraus.«  Tatsächlich schob sich der Kuckuck im selben Moment wieder auf sie zu. Wieder stieß er einen langen, ohrenbetäubenden Ruf aus, und wieder verschwand er in der Uhr.
    »Wunderbar, einfach wunderbar«, flüsterte Mr Pim andächtig.  Wie gebannt lauschten Peter und Bob den folgenden Kuckucksrufen. Immer wieder schob sich der Kuckuck zurück und kam heraus.
    »Das war das neunte Mal«, sagte Bob leise.

    Peter nickte.
    »Dann reicht  es mir aber  auch!«  Wieder  erschien der  Kuckuck. Im  selben Moment stieß Peter einen Schrei aus, der in Bobs Ohren sogar den Kuckucksruf übertönte. »Bob!  Guck dir das an. Der Kuckuck hat was im Schnabel!«  Jetzt sah es auch Bob. Aus dem gebogenen,  grauen Schnabel des Riesenkuckucks hing etwas Rotes, und es sah aus wie …  »Oh nein, das kann nicht wahr sein!« Bob  schluckte schwer.  Auch Peter wurde mulmig. Aufgeregt umklam merte er seinen Freund und spürte, wie sich dessen Nackenhaare sträubten. »Bob?«, brüllte Peter. »Ist es das, wofür ich es halte?«  Bob nickte. Reglos starrten die beiden den riesigen Kuckuck an, der jetzt wieder im Inneren des Häuschens verschwand. In seinem Schnabel  baumelte ein rotes Stück Stoff. Und das sah ganz verflixt so aus, wie das T-Shirt, das Justus Jonas noch vor wenigen Minuten am Leib gehabt hatte.
    »Peter«, stammelte Bob, »dieser Vogel da hat doch nicht etwa Justus gefressen?«  Und dann schrien sie beide wie aus einem Mund:
    »Ha-a-alt!«

Im Schnabel des Kuckucks
    Tatsächlich befand sich Justus Jonas in einer ausgesprochen unangenehmen Lage.  Unmittelbar nachdem sie die Kuckucksuhr betreten hatten, fiel sein Blick auf eine schmale Tür, die neben dem Räderwerk noch tiefer ins Innere der Uhr zu führen schien. War das vielleicht der Eingang in eine Geheimkammer, in der sich das Rätsel des Uhrmachers verbarg?  Die Tür zog Justus geradezu magisch an. Vorsichtig trat er an sie heran. Im schwachen Licht war ein runder Knopf erkennbar, der wie ein altmodischer Griff aussah.  Justus nahm ihn in die Hand und drehte ihn.  Lautlos schwang die Tür einen Spalt auf und Justus konnte in den dahinter liegenden Raum sehen.  Dann zuckte er erschrocken zurück. Über ihm in der Dunkelheit funkelte ein riesiges Auge.  Doch Justus behielt einen kühlen Kopf. Natürlich, das musste eines der Riesenaugen des Kuckucks sein. Justus streckte die Hand aus und berührte es.  Es war kühl, aus schimmerndem Glas und leuchtete wie ein kostbarer
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