Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen
Autoren: Diane Cooper
Vom Netzwerk:
nicht viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Kneipen einerseits und Farmen und Feldmäusen andererseits zu tun.
    «Ich habe eine Menge Dinge getan», sagte ich defensiv. Ben wußte Bescheid über meine verschiedenen gärtnerischen und landwirtschaftlichen Erfahrungen mit Äpfeln, Tomaten, Kräutern, Lilien und Hundeausbeutung, zu dem sich nun die Zucht gesellen sollte, hatte aber keine Ahnung von meinen mannigfachen Bemühungen als Staatsbürgerin und Kulturträgerin. «Einmal machte ich in PR», behauptete ich.
    «Was ist das?»
    «Merkwürdig, daß du das nicht weißt», sagte ich, und in diesem Augenblick fing das Telefon an zu klingeln, sicher Pa. Was er wohl diesmal entdeckt hatte, und welchen Berufswechsel mußte ich nunmehr ins Auge fassen? Einmal wollte er mich für ein total heruntergekommenes Hotel mit 100 klammen Zimmern am Rand einer Klippe in Cornwall gewinnen. «Nur ein paar kleinere Reparaturen hier und da», hatte er leichthin gesagt, «und dann können wir einen Riesengewinn machen!» Hätte ich seine Begeisterung nur teilen können: Ich bekam jedoch prompt heraus, daß der Besitzer nach einigen Scherereien wegen des Verlusts von Gästen, die vom Garten ioo Meter tief ins Meer gestürzt waren, aufgegeben hatte. Als auch seine Katze verschwand, war das der letzte Tropfen, und er ergriff, ein paar Rühreier in der Pfanne brutzeln lassend, hastig die Flucht. Der abgründige Platz war Pa bei einer Versteigerung zu einem lachhaft geringen Preis zugeschlagen worden und bot unter anderem einen Speisesaal mit Palmen und Tischen für Unmengen von Sommergästen in Strandmontur und mit Schuhen voll Sand. Die Küche prunkte mit riesigen Herden für meine gelegentliche Büchse Brechbohnen. Ich weigerte mich, das Leben unserer Katze dort aufs Spiel zu setzen, und Pa reichte den Besitz weiter an ein Ehepaar, das Tauben hielt.
    Ich nahm ab und sagte: «Was ist es denn diesmal?»
    «Ein Stellwerk», sagte er triumphierend. «Für die Ewigkeit gebaut, verstehst du? Stellwerke sind alle so. Und ein solider alter Tunnel, ideal für eine Champignonzucht. Aus guten Londoner Backsteinen. Sollte mich nicht wundern, wenn er 1000 Jahre hält.»
    Welche Erleichterung. Man möchte schließlich nicht, daß der Tunnel einstürzt, während man gerade die Betten macht.
    «Klingt nicht übel», stimmte ich zu. «Hauptsache, wir machen es so lange. Ist auch genug Efeu da, damit die Regenrinne nicht vorher runterfällt?» Zu einem Mann mit einer Vision kann man sagen, was man will. Er schreckt nicht davor zurück, sich der Lächerlichkeit preiszugeben. Ich freute mich, daß er in Hochstimmung war, obgleich mich nichts dazu bewegen konnte, an der Strecke nach Brighton zu leben.
    Er hatte gerade verkündet, daß er erst spät nach Haus kommen würde, als die Leitung unterbrochen wurde, weil er nicht rechtzeitig Kleingeld nachgeworfen hatte.
    Ich mußte meinen Claim hier abstecken, ehe er unseren dort - oder irgendwo anders - absteckte. Selbst wenn Lulu in den nächsten 24 Stunden einen Liebhaber fand, würde es neun Wochen dauern, bis ich den positiven Beweis hatte, daß mein Unternehmen florierte. Danach würde ich natürlich Punkte sammeln, und jedes Drängen, mich ins Auto zu setzen und «eine Gärtnerhütte in Bangor» zu besichtigen, würde berechtigterweise auf taube Ohren fallen.
    «Ich denke, ich sollte Hetty anrufen», gab ich schließlich zu. Ben lachte kurz auf. Wir hatten beide gewußt, daß es darauf hinauslaufen würde. Hetty hatte das letzte Jahr oder mehr als meine Tierärztin, Freundin, Beraterin und ungebetene Geschäftsführerin fungiert, aber meist hatte es sich gelohnt. Hetty war ein Organisationsgenie. Hetty würde wissen, wer oder was wo helfen konnte. Dann würde sie mich kräftig an den sprichwörtlichen Ohren ziehen und die Adrenalinproduktion wieder ankurbeln. Hetty mochte Pa sehr, und obgleich sie nie etwas tun würde, um seine Pläne zu durchkreuzen, war sie egoistisch genug, dafür zu sorgen, daß er in ihrer Nähe blieb, indem sie dafür sorgte, daß ich es tat.
    «Im alten China wurden frisch geworfene Pekinesen von Hundeammen gesäugt. Die neugeborenen Weibchen haben sie natürlich ertränkt», sagte Ben.
    «Natürlich.» Es klang plausibel. Für einen Wurf junger Hunde hätte ich in diesem Augenblick bereitwillig eine Handvoll Menschen ertränkt, vorausgesetzt, ich hätte mir aussuchen können, welche. Manchmal habe ich auch eine Vision. Und was für eine.

* 2 *

    Pa rief wieder an, als ich die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher