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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht
Autoren: Dean R. Koontz
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Wenn sie ihn bemerkten, würden sie ihn umbringen und seine Leiche im Wald vergraben, da war Buddy ganz sicher. Buddy hatte gelernt, im Leben immer das Schlimmste anzunehmen. Er verharrte in vollkommener Ruhe, bis die beiden im Wald verschwunden waren, dann rannte er auf das eingefriedete Gelände des Sägewerks zurück. Ihm war klar, daß er mit niemandem über seine Beobachtung sprechen durfte. Niemand würde ihm glauben. Die Kollegen würden sich ausschütten vor Lachen. Zwei Froschmänner mit Flaschen auf dem Rücken, nachts im Wald. Das kann nur dir passieren, Buddy. Sie würden ihn hänseln, ohne jede Frage. Buddy beschloß zu schweigen. Und doch nagte in ihm der Wunsch, sich jemandem mitzuteilen. Es mußte ja nicht unbedingt ein Kollege sein. Er begann nachzugrübeln. Zwei Froschmänner im künstlichen See, das ergab keinen Sinn, wie man es auch drehte. Je länger Buddy über die Sache nachdachte, um so abwegiger erschien ihm das alles. Vielleicht konnte ihm irgend jemand erklären, was es mit den beiden Männern auf sich hatte. Wahrscheinlich sogar. Aber wenn nicht... Dann würde er wieder einmal ausgelacht werden, und davor fürchtete sich Buddy noch mehr als vor der Erinnerung an die beiden Gestalten. Die Katze hatte die Main Street des kleinen Ortes überquert und lief auf Edison's General Store zu. Der Anblick riß Buddy aus seinen Gedanken. Er drückte die Wange an die Scheibe und starrte der Katze nach, bis sie hinter einer Ecke verschwand. Er hielt den Blick auf die Stelle gerichtet, wo die Katze verschwunden war. Denkbar, daß sie wieder auftauchte und die Feuerleiter des Apartmenthauses erklomm. Eine Wohnung im dritten Stock eines Hauses, für eine Katze war das eine Kleinigkeit. Die beiden Froschmänner waren vergessen. Katzen waren gefährlicher, als Menschen je sein konnten. Fand Buddy.

Teil l DIE VERSCHWÖRUNG
1. Kapitel
    Samstag, der 13. August 1977
    Das Gefühl kam über ihn, als er in die Kurve einbog. Paul Annendale hatte eine lange Fahrt hinter sich. Gestern fünf Stunden, heute fünf Stunden. Er war müde, zum Umfallen müde. Aber plötzlich war die Mattigkeit fort. Sein Nacken hörte zu schmerzen auf, die Schultern strafften sich. Friede kam über ihn, so wie Friede über Hugh Conwy gekommen war, als er auf das Tal von Shangri-La hinabsah. Natürlich war Black River kein Shangri-La, beim besten Willen nicht. Die vierhundert Einwohner existierten, weil es das Sägewerk gab. Für einen Ort, der auf Gedeih und Verderb von einer Firma abhängig war, sah Black River ganz hübsch aus. Vor allem sauber. Entlang der Hauptstraße gab es eine Reihe hoher Eichen und Birken, die einigen Schatten spendeten. Häuser im Neuengland-Stil. Paul Annendale hatte nur gute Erinnerungen an diesen Ort. Es gab eine Reihe anderer Orte, von denen sich das nicht sagen ließ. »Da ist Edison's Store«, rief Mark Annendale. Er saß auf dem Rücksitz. Paul mußte lächelnd. »Wie gut, daß ich einen tüchtigen Scout bei mir habe, sonst hätte ich den Laden nie wiedergefunden.« Rya war genauso aufgeregt wie ihr Bruder, sie mochte Sam Edison, den Inhaber jenes Geschäftes, ebenso gern wie Mark. Aber sie konnte sich beherrschen. Sie war elf, und sie war sehr neugierig auf die Jahre, die ihr bevorstanden. Sie hob den Kopf und blickte zum Fenster hinaus. »Mark, manchmal benimmst du dich wie ein Fünfjähriger.«
    »Und du wie eine Frau von Sechzig.«
    »Touché«, sagte Paul, und Mark grinste. Normalerweise zog er den kürzeren, wenn er sich mit seiner Schwester anlegte. Es war nicht seine Art, mit Worten Florett zu spielen. Die Anspielung auf ihr altkluges Gehabe war ihm so herausgerutscht. Paul warf einen Seitenblick auf seine Tochter. Ihr Gesicht hatte sich mit Schamesröte überzogen. Er nickte ihr freundlich zu, sie sollte wissen, daß er auf ihrer Seite war. Sie erwiderte das Lächeln und lehnte sich zurück. Sie hatte ihre Selbstsicherheit wiedergewonnen. Sie hätte Marks Bemerkung mit scharfem Spott kontern können, aber sie verkniff sich die Rache. Was ungewöhnlich war für ein Mädchen ihres Alters. Der Wagen, ein Caravan, war kaum in die Parklücke eingeschert, als Mark heraussprang und zur Veranda des Geschäftes hoch lief. Er riß die Tür auf und war im Inneren verschwunden, noch ehe Paul den Motor abstellte. Rya gab sich lässig. Sie stieg in aller Seelenruhe aus, streckte und reckte sich, gähnte. Sie stand da, zog sich die Jeans glatt und nestelte am Kragen ihrer dunkelblauen Bluse. Sie fuhr sich durch
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