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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht
Autoren: Dean R. Koontz
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bin der Schlüssel, Mr. Rossner.«
    »Ich bin das Schloß«, sagte Rossner. »Wie ist's gelaufen?«
    »Ganz nach Plan.«
    »Sie waren nicht da, als ich um halb vier anrief.«
    »Ich bin fünf Minuten zu spät gekommen, tut mir leid.« Die Stimme schien zu zögern. Dann: »Sie verlassen die Schnellstraße an der nächsten Abfahrt. Sie biegen auf State Route ein. Sie beschleunigen den Wagen auf mindestens einhundertfünfzig Stundenkilometer. Nach drei Kilometern macht die Straße einen scharfen Knick. Sie erkennen die Stelle an der Begrenzung aus Feldsteinen. Sie fahren geradeaus, in die Mauer,  mit einhundertfünfzig Stundenkilometern. « Rossners Blick fiel auf eine junge Frau, die vom Restaurant zu ihrem roten Sportwagen unterwegs war. Die Frau trug weiße Shorts, an denen die schwarze Naht zu erkennen war. Eine hübsche Frau mit langen Beinen. »Glenn?«
    »Ja, Sir?«
    »Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja.«
    »Dann wiederholen Sie, was ich gesagt habe.« Rossner wiederholte die empfangenen Anweisungen. »Sehr gut, Glenn. Und nun tun Sie's.«
    »Ja, Sir.« Rossner kehrte zu seinem Landrover zurück, setzte sich hinters Steuer, startete den Motor und fädelte sich in den regen Verkehr auf der Schnellstraße ein. Holbrook saß in seinem Zimmer, die Lichter waren gelöscht. Er hatte den Fernseher angestellt, aber er verfolgte das Programm nicht. Einmal war er ins Bad gegangen, um einen Schluck Wasser zu trinken, seine Abwesenheit hatte nur wenige Sekunden gedauert, er hatte die Tür offengelassen. Um 4 Uhr 10 läutete das Telefon. Er nahm ab. »Holbrook.«
    »Ich bin der Schlüssel, Mr. Holbrook.«
    »Ich bin das Schloß.« Der Anrufer sprach eine halbe Minute lang. »Wiederholen Sie, was ich gesagt habe.« Holbrook wiederholte die Weisung. »Sehr gut, Holbrook. Und nun tun Sie's.« Holbrook legte den Hörer auf die Gabel zurück. Er ging ins Bad und ließ eine Wanne mit heißem Wasser einlaufen. Glenn Rossner hatte die State Route erreicht. Er trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Er hörte den Motor aufheulen. Die Häuser  und Bäume flitzten vorbei, Schemen in einem immer schneller laufenden Film. Das Steuerrad zitterte in seiner Hand. Er nahm den Blick erst von der Straße, als er die Mauer erspähte. Der Geschwindigkeitsmesser zeigt auf 160 km/h. Sein eigenes Weinen hörte er nicht, nur das Dröhnen des Motors und das Donnern der Karosserie. Er biß die Zähne zusammen und erschauderte. Als das Fahrzeug auf die Mauer aufprallte, wurde der Motorblock in Rossners Schoß katapultiert. Die Mauer barst, ein Regen von Feldsteinen ging nieder. Der Wagen überschlug sich, kam aufs Dach zu liegen und ging in Flammen auf. Holbrook hatte sich entkleidet. Er stieg in die Wanne. Er ergriff die Rasierklinge, die er auf dem Rand der Wanne bereitgelegt hatte. Mit einem entschlossen geführten Schnitt schlitzte er sich die Vene am linken Handgelenk auf. Als er sich das rechte Handgelenk aufschlitzen wollte, entglitt ihm die Klinge. Er fand sie im rasch dunkler werdenden Wasser und schnitt sich die Vene am linken Bein auf. Dann legte er sich zurück und schloß die Augen. Er glitt in die Dunkelheit hinein. Es tat nicht weh. Nach dreißig Minuten war er im Koma. Nach vierzig Minuten war er tot.

Sonntag, der 7. August 1977
    Die Nachtschicht war ein Problem. Wenn Buddy Pellerini die Woche lang Nachtschicht gearbeitet hatte, konnte er - wenn das freie Wochenende kam -nicht einschlafen. Es war in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag. Die Uhr stand auf vier. Buddy Pellerini saß in der Küche seiner hübschen Apartmentwohnung und starrte auf die dunkle Straße hinaus. Er hatte das Radio, sein über alles geliebtes Radio, ganz leise gestellt. Eine kanadische Station, die rund um die Uhr sendete. Vor ein paar Sekunden hatte Buddy Pellerini eine Katze gesehen, die in einiger Entfernung die nächtliche Straße überquert hatte. Er hatte eine Gänsehaut bekommen bei dem Anblick. Es gab zwei Dinge, die Buddy Pellerini haßte. Katzen und Spott. Er mochte die kleinen Raubtiere nicht, und er mochte es nicht, wenn sich jemand über ihn lustig machte. Fünfundzwanzig Jahre lang hatte Buddy Pellerini mit seiner Mutter zusammengelebt. Zwanzig Jahre lang hatte es Katzen in Mutters Haushalt gegeben, zuerst Cäsar, dann Cäsar der Zweite. Irgendwie war seiner Mutter nie aufgefallen, daß die Katze schlauer war als ihr Sohn, schlauer und schneller. Die Katze lag auf dem Bücherboard, auf dem Schrank oder auf einer hochbeinigen Kommode und
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