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In der Gewalt des Jadedrachen

In der Gewalt des Jadedrachen

Titel: In der Gewalt des Jadedrachen
Autoren: Lena Morell
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hinaus auf die Straßenflucht. Aber er sah weder die zu kleinen Figuren geschrumpften Menschen auf der Straße, noch die Autos, die sich jetzt zur Stoßzeit dicht hintereinander drängten. Er nahm von alldem nichts wahr. Der Tod von Piet, einem alten Kollegen, war ein Schock.
    Er war bei ihm geblieben, als die Spurensicherung kam, und die Tatortfotos gemacht wurden. Beantwortete Fragen und wartete, bis die Männer den toten Freund auf die Bahre legten – sie gingen unter seinem beobachtenden Blick sehr behutsam mit ihm um. Weitaus vorsichtiger als sonst üblich.
    Und dann hatte er ihn noch bis zum Wagen begleitet, zugesehen, wie sie die Bahre hineinschoben, hatte gewartet, bis die Türen geschlossen wurden, und der Wagen davonfuhr.
    Erst dann war er zu Joe in seinen eigenen Wagen gestiegen. Sein Assistent hatte geduldig auf ihn gewartet, hatte auf der Fahrt geschwiegen und dann ohne langes Reden seinen knappen Anweisungen Folge geleistet und erste Recherchen durchgeführt.
    Ein Teil von ihm war noch benommen vor Trauer. Er hatte nie viele Freunde gehabt, aber die wenigen waren ihm wichtig. Und jetzt war einer der besten und ältesten von ihnen tot, und er musste darüber nachdenken, was geschehen war, die wenigen Informationen verarbeiten, die er von Piet erhalten hatte, und überlegen, wie er weiter vorgehen sollte.
    Piet hatte von einem Jadedrachen gesprochen. Wenn er richtig verstanden hatte, dann stand dieser Jadedrache hinter dem Anschlag vor einigen Tagen. Ein Name, der unangenehme Erinnerungen weckte. Erinnerungen an einen Toten, einen Verbrecher, der vor drei Jahren ein Chemiewerk in die Luft gesprengt hatte und dabei selbst getötet worden war. Zumindest hatten sie das angenommen. Er war nicht als Einziger dabei ums Leben gekommen, auch andere, gute Leute waren draufgegangen, und beinahe hätte es damals auch Mac und ihn erwischt.
    Und genau dieser Verbrecher sollte jetzt wieder auftauchen? War er damals doch entkommen? Wenn Piet das mit solcher Bestimmtheit sagte, dann musste Forrester diese Warnung verdammt ernst nehmen. Immerhin hätte der Jadedrache auch Grund genug, hinter Forrester und Mac her zu sein. Und er tat gut dran, den Mann zu finden, bevor er sie beide in die Finger bekam.
    Forrester blickte wieder auf das Bild, das er die ganze Zeit über in der Hand hielt. Es war bisher die einzige Verbindung zu diesem geheimnisvollen Drachen und Drahtzieher des Anschlags. Er hatte es kaum weggelegt, hatte nur veranlasst, dass Joe Kopien davon machen ließ. Dunkle Flecken von eingetrocknetem Blut erinnerten ihn daran, dass Piet dieses Bild wahrscheinlich mit dem Leben bezahlt hatte.
    Der Name des Mannes auf dem Foto war laut Piet ‚Charles Pratt’. Er sagte ihm so wenig wie das Gesicht, aber das hatte nichts zu bedeuten. Profis wie ihm gelang es meist – zumindest eine Zeit lang – unerkannt im Hintergrund zu bleiben.
    Forrester wandte sich um als Joe eintrat, und sah ihm fragend entgegen.
    Joe schüttelte den Kopf. „Nicht viel Neues, Sir. Dieser Charles Pratt ist spurlos verschwunden. Ich habe alles kontrollieren lassen. Flughäfen, Bahnhöfe, Grey Hounds, Autobahnmautstellen. Niemand hat ihn gesehen. Er hat kein Flugticket gekauft. Wagen hat er keinen.“ Er schüttelte den Kopf. „Der Mann existiert erst seit einem halben Jahr, davor gibt es keine Informationen über ihn. Nach den Unterlagen kommt er aus Shanghai, aber eine Anfrage bei den Behörden dort hat nichts ergeben. Er hat sich als Antiquitätenhändler etabliert und sich in diesen sechs Monaten völlig unauffällig verhalten. Nicht mal ein Ticket für falsches Parken. Wir haben auch bei der Steuerbehörde recherchiert. Da weiß man ebenfalls nichts Negatives über ihn. Solange er pünktlich seine Steuern zahlt, ist für die alles in Ordnung.“
    Er reichte Forrester eine Mappe mit Papieren, die dieser durchblätterte. „Ich habe auch bei den Geheimdiensten nachgefragt. Unbekannt. Der Mann dürfte ein Außenseiter im Syndikat sein. Ein akquirierter Auftragsmörder.“ Er beobachtete Forresters Mienenspiel, aber das war ausdruckslos. „Meinen Sie, er hat tatsächlich etwas mit dem Anschlag auf Sie zu tun, Sir?“
    „Wenn nicht direkt, dann hat er offenbar Kontakt zu Leuten, die es getan haben. Das ging aus Piets Worten klar hervor. Auch dass das Syndikat offenbar seine Finger jetzt schon in Asien hat. Piet hat die Triaden erwähnt.“
    „Die Hongkonger Mafia?“
    „Zumindest eine der Gruppen. Haben Sie schon unsere Leute dort
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