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In der Fremdenlegion (German Edition)

Titel: In der Fremdenlegion (German Edition)
Autoren: Erwin Rosen
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blitzschnell um sich selbst, bis er in die Binde eingerollt war.
    Die Spahis legten offenbar großen Wert auf diese Schärpen! Sie schlangen sie kunstvoll, möglichst straff, möglichst glatt und beäugelten sich kokett, ob auch ja die ceintures recht gut säßen. ...
    Immer lauter wurde der Lärm auf dem Hof. Von einer Galerie herab schrie ein Unteroffizier Namen aus, und rottenweise stiegen die Soldaten die Treppen empor, um ihre Reiselöhnung in Empfang zu nehmen. Wir Legionsrekruten standen in einem Winkel und wußten nicht recht, was wir anfangen sollten. Schließlich rief uns ein Korporal zu, wir sollten uns zum Teufel scheren. Hier seien wir im Wege. Wir kämen noch lange nicht daran, wir verdammten Blauen! Als er brummend weiterging, trugen Soldaten lange Holzgestelle herbei, mit langen Reihen von Blechnäpfen darauf. Die Spahis und die Zuaven bildeten sofort einen dichten Knäuel um die dampfenden Eßgeschirre, aber Herr von Rader stürzte sich schleunigst dazwischen und eroberte auch richtig Portionen für uns alle. So lernte ich zum eisten Male la gamelle kennen, den ehrwürdigen blechernen Eßtopf des französischen Soldaten, der schon zu Zeiten des ersten Napoleons la gamelle genannt wurde. Die französische Militärsuppe, aus Brot, allen möglichen Gemüsen und einem Stückchen Fleisch, ist ebenso alt und ebenso ehrwürdig in ihrer Zubereitung. Die Musketiere des Sonnenkönigs kochten sich genau die gleiche Suppe und aßen sie aus fast den gleichen Feldgeschirren.
    Dann schlenderten wir umher. Lärmender Wortschwall aus einer Ecke des Gebäudes, Weinfässer vor einer Türe, zeigten die Kantine an. Wir gingen hinein. Kaum hatten wir uns an einen Tisch gesetzt, so fielen der Kantinenwirt und seine Leute sofort über uns her. Geschäfte wollten sie mit uns machen. ... Rader verkaufte seine Stiefel für einen halben Frank. Als der Handel anfänglich daran zu scheitern drohte, daß er nicht barfuß laufen wollte, schleppte der Wirt ein Paar zerfetzte alte Zuavenschuhe als Ersatz herbei. Mich plagte er, ihm meinen Mantel zu überlassen. Ja, es sei ein sehr guter Mantel. Ein armer Mann wie er möchte gerne einen solchen Mantel haben. In der Legion müsse ich ihn doch sofort verkaufen, und ich bekäme sicherlich nicht mehr als zwei Franks dafür. Er würde mir vier geben. So viel würde ich nie bekommen in Algerien. Eine halbe Stunde lang redete er auf mich ein. Da der arme Mann aber sehr behäbig aussah, und ein Zuave mir zuflüsterte, das cochon von einem Wirt werde reich durch solche Geschäfte, ging ich auf den »Handel« nicht ein. Nun versuchte er es mit den anderen und erhandelte für Kupferstücke allerlei Sachen, die zwanzigmal soviel wert waren, als er für sie bezahlte. Stiefel, Röcke, Portemonnaies – alles mögliche. Der Schweizer verkaufte sogar seine Hose, von den Beinen weg. Fünf Sous bekam er und eine schmierige Infanteristenhose, weil er doch irgendeine Bekleidung für seinen unteren Menschen haben mußte. ... Des dicken Wirtes Augen funkelten vor Gier. Er kaufte auf, was er nur erhaschen konnte.
    Die armen Teufel von Legionsrekruten waren noch ein Objekt für Ausbeutung.
    Draußen war's schöner. Ich ging fort, während die anderen über dem schweren Wein lachten und lärmten, und schritt durch das Fort. Droben auf der höchsten Bastion setzte ich mich auf ein grasbewachsenes Plätzchen. Weithin war der Blick frei. Wie feiner gelber Dunst lag es über der Stadt und der Hafenseite. In massigen Häuservierteln lag die Stadt da. Weiter draußen wuchsen die Terrassen in leichter Steigung empor, mit kleinen Häuschen, deren flache Dächer das Gelb zurückwarfen und den Farbenton verstärkten und verdoppelten. Ueber dem Hafen breitete es sich wie ein Spinnengewebe. Das waren Schiffsmasten und Tauwerk und Kräne und Brücken, die in der Entfernung so zart und winzig klein erschienen wie Schleierfäden.
    Auf der anderen Seite wohnte die große Ruhe. Zwischen die Fortmauern und ihrem Gegenüber von dunkelgelben Felsen schob sich eine kleine Bucht, ein Nebenpfad des Meeres. Wenn man hinunterblickte, sah man tief unter sich das schönste, tiefste, abgründigste Blau, das es in dieser Welt gibt.
    Herr von Rader war mir nachgegangen. Er nickte mir zu, ließ, sich auf die Mauer setzend, die Beine baumeln und spuckte gedankenvoll in das raunende Meer tief unter ihm. Er freute sich sehr, wenn es ihm gelang, einen Fischer zu treffen.
    Und ich dachte, welch' ein merkwürdig Ding dieser wellenbespülte
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