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In den Armen des Sizilianers

In den Armen des Sizilianers

Titel: In den Armen des Sizilianers
Autoren: Sharon Kendrick
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verliebt gewesen und hatte nicht darüber nachgedacht, was für ein außergewöhnlich gut aussehender Mann er war. Als es jedoch anfing, in ihrer Ehe zu kriseln, hatte er sich ihr gegenüber so kalt und abweisend verhalten, dass sie sich von ihm zurückgezogen hatte.
    Seitdem hatte sie oft und lange nachgedacht und machte sich keine Illusionen mehr. Es war alles nur ein schöner Traum gewesen. In der perfekt sitzenden Designerhose zu dem weißen Seidenhemd sah er aus wie der Traummann einer jeden Frau. Das Jackett hatte er über einen Stuhl gehängt, und man ahnte, was für ein muskulöser Körper sich unter dem Hemd verbarg. Die Krawatte hatte er gelockert und die obersten Knöpfe des Hemdes geöffnet, sodass einige der dunklen Härchen auf seiner Brust zu erkennen waren.
    Am meisten faszinierte sie jedoch sein Gesicht. Die Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn war frappierend, auch wenn Ginos sanfte, kindliche Züge kaum mit Vincenzos harten und zynischen zu vergleichen waren.
    Ist Vincenzo etwa als Kind auch so lieb und freundlich gewesen wie Gino?, überlegte Emma, ohne den Blick abzuwenden.
    Er hatte ein klassisches Profil, und die winzige Narbe auf seinem Kinn fiel kaum auf. Seine Miene wirkte hart, und das Lächeln erreichte seine dunklen Augen nicht. Auch damals, als er um sie geworben hatte, hatte Emma seine Härte und eiserne Entschlossenheit gespürt. Wahrscheinlich war es ihm nur darum gegangen, sie zu besitzen. Leider war es ihr nie gelungen, seinen Erwartungen zu entsprechen.
    „Es ist schon lange her“, stellte er verbittert fest. „Gib mir deinen Mantel.“
    Es lag ihr auf der Zunge, zu antworten, dass sie sich nicht lange aufhalten wolle und es sich nicht lohne, ihn auszuziehen. Sie verbiss sich jedoch die Bemerkung, um ihn nicht zu verärgern. Immerhin hatte sie eingewilligt, mit ihm zu Mittag zu essen, und da es in dem Büro ziemlich warm war, sollte sie wirklich nicht im Mantel herumsitzen. Dennoch wollte sie sich von Vincenzo nicht aus dem Kleidungsstück helfen lassen, denn jede noch so kleine Berührung würde sie unweigerlich an die leidenschaftlichen Stunden mit ihm erinnern.
    „Danke, nicht nötig.“ Rasch schlüpfte sie aus dem Mantel und legte ihn über die Stuhllehne.
    Vincenzo betrachtete sie fasziniert und ungläubig zugleich. Den Mantel kannte er natürlich, aber das Kleid war neu – und ausgesprochen hässlich. Er verzog die Lippen. „Meine Güte, was hast du dir denn dabei gedacht?“
    „Wobei?“, fragte sie betont ruhig. Hatte er herausgefunden, dass sie einen Sohn hatten? Nein, das war unmöglich, sonst würde er sie nicht so angewidert ansehen.
    „Machst du gerade eine Diät?“
    „Wie kommst du denn darauf?“
    „Weil du so schrecklich dünn geworden bist.“
    Das liegt daran, dass ich unseren Sohn bis vor wenigen Monaten gestillt und Tag und Nacht versorgt habe, die ganze Hausarbeit erledigt, eingekauft und meinen Lebensunterhalt verdient habe, und das alles ohne Hilfe, dachte sie. Dass man dabei abnahm, war wahrscheinlich normal.
    „Du bestehst nur noch aus Haut und Knochen“, fügte er missbilligend hinzu.
    Seine kritischen Bemerkungen bewiesen, dass ihre Ehe wirklich gescheitert war. Er begehrte sie nicht mehr, und seine Liebe zu ihr war erloschen. Damals hatte er nicht genug bekommen können von ihr und war von ihrer perfekten Figur begeistert gewesen, wie er ihr immer wieder versichert hatte.
    Es tat weh, ihn so verächtlich reden zu hören. Emma kam sich völlig unattraktiv vor. Sie war nichts anderes als eine verzweifelte Frau in einer billigen Klamotte, die ihr um den Körper schlotterte, und außerdem eine, die ihren reichen und mächtigen Mann wie eine Bettlerin um Hilfe bitten musste.
    Doch sie würde nur das von ihm verlangen, was ihr von Rechts wegen zustand, sie brauchte sich von niemandem erniedrigen zu lassen.
    „Wie ich aussehe, hat dich nicht zu interessieren“, entgegnete sie angespannt. „Ich stelle aber fest, dass du immer noch so charmant und diplomatisch wie damals bist.“
    Er lachte auf. Ihre Schlagfertigkeit war eine der Eigenschaften, die ihm an ihr so gut gefallen hatten. Ihre seltsame Scheu, gepaart mit dem Talent, den Nagel auf den Kopf zu treffen, ihr hellblondes Haar und ihr ätherisches Aussehen hatten ihm fast den Verstand geraubt. Doch so unscheinbar, wie sie jetzt aussah, wäre sie ihm wahrscheinlich gar nicht aufgefallen.
    „Du hast dich verändert“, bemerkte er. Das Haar, das sie früher schulterlang getragen hatte,
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