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In den Armen des Fremden

In den Armen des Fremden

Titel: In den Armen des Fremden
Autoren: Emily McKay
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die Positionen Geschäftsführer, Finanzchef und technischer Leiter. Damit waren sie richtig reich geworden!
    Jonathon, der immer tadellos gekleidet war, ging stets planvoll vor. Durch seine Gründlichkeit mochte er Außenstehenden bisweilen pedantisch vorkommen. Von Leuten, die ihn nicht kannten, wurde er oft unterschätzt – ein Fehler, den niemand ein zweites Mal beging.
    Egal, wie wertvoll sein Tisch auch sein mochte: Es sah Jonathon gar nicht ähnlich, sich darüber Gedanken zu machen …
    Dennoch, um Jonathon zu beschwichtigen, stand Ford auf und ging hinüber zu seinem eigenen Schreibtisch.
    Der Hauptsitz der Gesellschaft lag hier in Palo Alto, einer Stadt südlich von San Francisco. Da die drei Männer eng zusammenarbeiteten, hatten sie keine getrennten Büros, sondern einen großen gemeinsamen Arbeitsbereich, der die gesamte oberste Etage des Firmengebäudes einnahm.
    An einem Ende befand sich eben jener wertvolle Schreibtisch aus der Zeit des Art déco, an dem nur Jonathon saß. Auf der anderen Seite standen drei Arbeitstische, auf denen Computer und allerlei zerlegte Geräte standen.
    Der mittlere Arbeitsplatz war Fords, ein Tisch von zeitloser Eleganz, den der Innenarchitekt für ihn ausgesucht hatte.
    „Stimmt das, was Matt sagt?“, fragte Ford gleichmütig Jonathon. „Willst du mich herausfordern?“
    Jonathon lachte ihm triumphierend zu. „Immerhin redest du!“
    „Habe ich das vorher nicht?“
    „Nein. Seit einer geschlagenen Stunde spielst du mit deinem Taschenmesser herum und schweigst dich aus. Zugehört hast du auch nicht. Ich wette, du hast kein Wort von dem mitbekommen, was ich gesagt habe.“
    „Das stimmt nicht!“, widersprach Ford. „Zuerst hast du ausgeführt, dass wir uns neue Produktbereiche erschließen müssen. Dann hast du eine ganze Reihe von Firmen aufgezählt, von denen du annimmst, dass sie bald nicht mehr an der Börse notiert sein werden – und die wir übernehmen und sanieren könnten. Als ich in China war, um den neuen Betrieb zu besichtigen, haben du und Matt beratschlagt und die ersten Angebote erstellt. Habe ich irgendetwas vergessen?“
    „Und weiter?“, drängte Jonathon.
    „Was … und weiter?“, fragte Ford. Jonathon atmete ärgerlich aus und ließ sich in seinen Sessel fallen. „Was meint er?“, wandte sich Ford an Matt.
    Wieder einmal stellte dieser seine Gabe unter Beweis, sich an Gesprächen zu beteiligen, während er gleichzeitig komplizierte technische Probleme löste. In aller Ruhe beendete er seine Eingabe, klappte das Notebook zu und sagte: „Er erwartet, dass du dich dazu äußerst. Schließlich bist du der Geschäftsführer. Du hast das letzte Wort.“
    FMJ war darauf spezialisiert, ins Trudeln geratene Firmen zu übernehmen und zu neuer Blüte zu bringen, so wie vor vielen Jahren die Imbissbude. Zu diesem Zweck setzte Jonathon sein Finanzgenie ein und Matt seine brillante technische Begabung. Fords Rolle war weniger klar umrissen.
    Vor allem konnte er mit Menschen umgehen. Viele Firmenübernahmen stießen naturgemäß auf Vorbehalte seitens der betroffenen Inhaber und Beschäftigten. Die meisten Menschen hatten Angst vor Veränderungen.
    An diesem Punkt schaltete Ford sich ein. Er redete mit ihnen und überzeugte sie davon, dass FMJ ein vertrauenswürdiges Unternehmen war.
    Ford lächelte Matt zu. „Mir ist egal, wen wir übernehmen. Ich mache meine Arbeit so oder so. Warum soll ich also eine Meinung äußern …“
    Geistesabwesend öffnete er die oberste Schreibtischschublade und legte das Messer hinein. Wie von selbst geriet ihm bei dieser Gelegenheit ein kleines goldenes Schmuckstück in die Hand, das er in der vorderen rechten Ecke sorgsam aufbewahrte.
    Der goldene Ohrring hatte die Form eines Vogels, einer Möwe, wenn Ford sich nicht irrte. Mit ausgebreiteten Flügeln schien das Tier aus der Luft herabzustoßen. Die Bewegung war perfekt eingefangen – eine feine und detailreiche Arbeit.
    Mit den Fingerspitzen strich Ford sacht darüber, bevor er die Schublade wieder schloss.
    Der Ohrring gehörte ihr: Kitty Biedermann, der Frau, der er in Texas begegnet war.
    Gefunden hatte er ihn, als er das gemietete Wohnmobil zurückgebracht hatte. Inzwischen wünschte er, er hätte den Ohrring im Auto gelassen, denn es sah nicht so aus, als ob das Schmuckstück je wieder in den Besitz seiner Trägerin gelangen würde.
    Sofort nach dem Fund hatte Ford Wendy, die Sekretärin von FMJ, beauftragt, Kitty ausfindig zu machen – hauptsächlich weil es
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