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In den Armen des Fremden

In den Armen des Fremden

Titel: In den Armen des Fremden
Autoren: Emily McKay
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Seine Hand fühlte sich etwas rau an. Sicher hatte er noch nie eine Kosmetikerin oder einen Yogakurs besucht. Womöglich besaß er nicht einmal einen Anzug …
    Kurz, er war ein richtiger Mann. Ganz anders als alle, die sich in ihren Kreisen bewegten. Die meisten von ihnen waren sympathisch und kultiviert, nur irgendwie … Kitty überlegte … Weicheier! Bisher hatte sie das nicht gestört, ja es war ihr nicht einmal aufgefallen. Nie war sie auf die Idee gekommen, dass sie ihr etwas nicht bieten konnten, was sie brauchte. Bis zu diesem Moment …
    Sie genoss die Nähe dieses Mannes so sehr, dass sie plötzlich gegen den Impuls ankämpfen musste, sich wie eine Katze an seine Brust zu schmiegen.
    Wie lange war es eigentlich her, dass jemand so eine Anziehungskraft auf sie ausgeübt hatte? … Als sie darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass die Antwort „Nie“ war. Für sie war es ein vollkommen neues Gefühl.
    Nicht dass sie vorhatte, ihm nachzugeben. In ihre Lebensplanung passten keine One-Night-Stands.
    „Ich weiß nicht einmal deinen Namen“, sagte sie leise. Ohne es zu merken, war sie zum vertrauten Du übergegangen …
    „Ford“, flüsterte er ihr ins Ohr. Kitty erbebte.
    „Wie die Automarke?“, fragte sie.
    „Genau“, lächelte er.
    Klingt richtig sexy, dachte Kitty. Ein neutraler Name wie zum Beispiel Gene oder Pat würde nicht zu ihm passen. BMW auch nicht.
    Sie lächelte.
    „Stimmt’s, du stellst dir gerade vor, ich würde einen anderen Autonamen tragen?“
    „Woher weißt du das?“, fragte sie verblüfft und sah ihn an.
    „Das ist ganz normal. Die meisten Leute denken entweder das eine oder das andere, und du gehörst anscheinend zu denen, die sich fragen: ‚Wie wäre es, wenn er Chevy hieße?‘“
    „Bin ich so leicht zu durchschauen?“ Trotz der gedämpften Beleuchtung sah sie, dass seine Augen braun waren. Genauer gesagt hatten sie die Farbe von gutem Whiskey – und wirkten auf Kitty ebenso stark wie vorhin der Tequila in den Margaritas.
    „Ganz und gar nicht“, versicherte er. „Wer weiß? Vielleicht hast du ja ‚Dodge‘ gedacht?“
    „Nein. BMW. Ich finde, Dodge passt nicht zu dir. Ist nicht schnittig genug …“ – Was tue ich da?, fragte sie sich. Flirte ich etwa mit ihm? Was ist nur mit mir los?
    „Also legst du bei Fahrzeugen Wert auf Stil.“
    Allerdings. Und nicht nur bei Fahrzeugen …
    Beinahe hätte sie diesen Gedanken laut ausgesprochen. Doch zum Glück konnte sie sich beherrschen. Stattdessen fragte sie: „Was ist das andere?“
    „Welches andere?“
    „Du hast gerade gesagt, die Leute denken entweder das eine oder das andere, wenn sie deinen Namen hören …“
    Er verzog leicht den Mund, scheinbar amüsiert und verlegen zugleich. „Manche fragen sich, ob ich womöglich auf der Rückbank eines Ford gezeugt wurde.“
    Täuschte sie sich, oder zeigte sich auf seinem Gesicht tatsächlich ein Anflug von Röte? „Und? Stimmt das?“
    „Weiß ich nicht. Ich habe mich nie getraut, meine Eltern zu fragen.“
    Kitty und Ford lachten beide. Nach einer Weile fügte er hinzu: „Aber ich habe drei Schwestern mit absolut unverfänglichen Namen. Also glaube ich nicht, dass das der Grund für meine Namensgebung war.“
    Fast hätte sie ihn gefragt, wie die Schwestern hießen. Aber irgendwie erschien ihr das doch unpassend. Schließlich kannte sie Ford ja kaum. Und wollte mit ihm nach diesem Tanz nichts mehr zu tun haben. Persönliche Dinge spielten da kaum eine Rolle.
    Also schwieg sie und gab dem Wunsch nach, die Wange an seine Brust zu legen – und tief durchzuatmen.
    Nach einer Weile sagte er: „Ich hoffe, du urteilst nicht zu hart über Dale.“
    „Dale?“
    „Der Mann, der dich vorhin belästigt hat.“
    „Ach ja …“ An ihn hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht.
    „Weißt du, er hat eine ziemlich komplizierte Scheidung hinter sich. Seine Frau hat ihn wegen einem Dreiundzwanzigjährigen verlassen.“
    „Oje. So etwas tut weh.“
    Ford nickte. „Kein Wunder, dass Dale etwas … durcheinander ist. Aber was hast du eigentlich gesagt, dass er so wütend wurde?“
    Zögernd antwortete sie: „Dass er wie Elmer Fudd aussieht …“
    Nur mit Mühe schaffte es Ford, nicht laut aufzulachen. „Kann mir gar nicht vorstellen, warum er deshalb beleidigt war“, scherzte er. „Elmer Fudd mögen doch alle!“
    „Das wollte ich ihm ja sagen, aber …“
    Wieder lachten sie beide. Und dann sah sie ihn an. Mit einem Mal schien alles um sie herum in weite Ferne zu
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