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In den Armen des Fremden

In den Armen des Fremden

Titel: In den Armen des Fremden
Autoren: Emily McKay
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verstärkte.
    „Nein! Wirklich nicht. Ich …“
    Und dann geschah etwas Unglaubliches: Sie, die Wortgewandte, die – was immer auch kam – um keine Antwort verlegen war, brachte plötzlich keinen Ton mehr heraus. Kitty war sprachlos. Wie furchtbar!
    Das ist das Ende, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte einen Mann beleidigt, der wahrscheinlich bewaffnet war. Nun würde sie sterben. Mutterseelenallein in Texas. Erschossen in einem Wutanfall – von einem Mann, der wie Elmer Fudd aussah.
    Ford Langley betrat das Dry Well, seine Lieblingsbar in Midland. Und er spürte sofort, dass Ärger in der Luft lag.
    Das Well war eine dieser etwas heruntergekommenen Kneipe, in die einfache Männer und Arbeiter auf den Ölfeldern gern gingen – und das seit über sechzig Jahren. Egal ob in wirtschaftlich guten Zeiten oder während Krisen, das Well war immer gut besucht.
    Seit Green Energy, das umweltfreundliche Tochterunternehmen von Fords Gesellschaft FMJ, Windkraftanlagen betrieb und dafür Land von vielen der Gäste gepachtet hatte, wusste im Dry Well jeder, wer Ford war und wie viel Einfluss er hatte. Doch es schien niemanden zu kümmern …
    Ford fand es einfach erfrischend, dass es noch Bars wie diese gab.
    Allerdings war es nicht üblich, dass im Well Frauen Designerkleidung trugen. Ford, der drei Schwestern mit exklusivem Geschmack hatte, erkannte sofort mit Kennerblick, wenn ein Paar Schuhe fünfhundert Dollar gekostet hatte.
    Die Frau, die an der Bar saß, hatte er noch nie gesehen. Sie passte nicht hierher. Jedes Mal, wenn er in Midland war, kam er auch ins Dry Well. Und an einen Vamp wie sie hätte er sich ganz bestimmt erinnert.
    Ja, ein Vamp, genau das ist sie, dachte er, der Frauentyp aus alten Gangsterfilmen. Seidig schimmerndes langes Haar, hübsche Beine in Seidenstrümpfen, rote Lippen – und eine umwerfend erotische Ausstrahlung.
    Zugleich wirkte sie unschuldig genug, dass ein Mann sich sofort wünschte, ihr Held und Ritter zu sein. Und das, obwohl sich durchaus erahnen ließ, dass damit Schwierigkeiten regelrecht vorprogrammiert waren.
    Was die Sache noch schlimmer machte, war, dass sie mit Dale Martin sprach. Ford wusste, dass er gerade erst seine nicht unkomplizierte Scheidung überstanden hatte. Bestimmt war Dale wegen der Dinge hergekommen, für die das Well bekannt war: starke Drinks, Raufereien und One-Night-Stands.
    Angesichts der Tatsache, dass eine Frau dieser Klasse für den frisch Geschiedenen gleich mehrere Nummern zu groß war, wurde Ford schnell klar, auf was es für Dale hinauslaufen würde …
    Als dieser seine unverkennbar texanisch gefärbte Stimme erhob, sodass er trotz der Musik aus der Jukebox nicht zu überhören war, bahnte Ford sich einen Weg durch die Menge.
    Er hoffte, dass er noch rechtzeitig kam, um einen drohenden Konflikt abzuwenden.
    Als er die beiden erreicht hatte, beschuldigte Dale gerade die Lady, sich über ihn lustig zu machen. Schnell legte Ford den Arm um sie – ohne sich anmerken zu lassen, dass ihm der unvermittelt enge Kontakt mit ihr durch und durch ging.
    Aber die Frau, die offenbar nicht kapierte, dass er nur vermitteln wollte, versuchte, seine Hand abzuschütteln. „Ich werde …“
    „Hey, Dale, altes Haus“, rief Ford. „Wie ich sehe, hast du gerade mein Date kennengelernt!“ Er sah die Lady vielsagend an, in der Hoffnung, dass sie seinen Plan durchschauen und mitspielen würde. „Liebling, hast du dich meinem Freund Dale schon vorgestellt?“
    „Ich heiße Kitty“, stieß sie hervor.
    Dale sah erst ihn, dann sie perplex an. Gut, dachte Ford und atmete unmerklich auf, verwirrt ist er mir lieber als wütend …
    „Danke, Schatz“, sagte Ford und drückte sie demonstrativ an sich. Mit einem Augenzwinkern zu Dale fügte er hinzu: „Meine liebe Kitty ist eine von diesen emanzipierten Frauen – du weißt schon …“
    Sie runzelte die Stirn, als ob sie nicht richtig verstanden hätte. „Ich lege Wert darauf, bei meinem Namen genannt zu werden, ohne irgendwelche Koseworte als Zusatz. Im Übrigen …“
    „Außerdem ist sie manchmal leicht reizbar.“ Ihrer Aussprache nach zu urteilen, war sie nicht von hier. Also riet er aufs Geradewohl – und lag nicht einmal schlecht damit: „Sie kommt aus dem Norden der USA. Dort sind die Leute eben so, Dale.“
    „Ich bin nicht leicht reizbar!“, protestierte sie.
    Auf jeden Fall leuchtete Fords Erklärung Dale sofort ein. Er lächelte. Wenn sie aus dem Norden kam, konnte sie ja nichts dafür … Als Kitty
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