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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom
Autoren: Conn Iggulden
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dein Vater nicht hier ist. Wenn der euch dabei erwischt, wie ihr in einem solchen Aufzug nach Hause kommt, zieht er euch die Haut vom Rücken. Was war es denn dieses Mal?«
    Tubruk trat in das gelbe Licht der Öllampen und beugte sich vor. Er war kräftig gebaut, ein ehemaliger Gladiator, der sich die Position des Aufsehers auf dem kleinen Gut vor den Toren Roms gekauft und nie mehr zurückgeschaut hatte. Gaius’ Vater sagte immer, Tubruk sei ein Organisationstalent, wie man nur eines im Tausend findet. Die Sklaven arbeiteten gut unter ihm, manche aus Angst, andere, weil sie ihn mochten. Er roch an den beiden Jungen.
    »Seid wohl in den Fluss gefallen, was? Jedenfalls riecht es so.«
    Froh darüber, dass eine Erklärung bei der Hand war, nickten die beiden.
    »Aber diese Striemen von Stockhieben habt ihr euch nicht im Flussbett geholt, oder? Das war Suetonius, stimmt’s? Ich hätte ihm schon vor Jahren mal in den Hintern treten sollen, als er noch jung und für gute Erziehung empfänglich war. Also?«
    »Nein, Tubruk. Wir hatten Streit und haben ein bisschen miteinander gerauft. Außer uns war niemand im Spiel. Und selbst wenn es so wäre, würden wir das lieber alleine regeln, verstehst du?«
    Tubruk musste grinsen, als er solche Worte von einem kleinen Jungen vernahm. Er war fünfundvierzig Jahre alt, doch sein Haar war bereits in den Dreißigern ergraut. Er war Legionär in der Dritten Kyrenaika in Afrika gewesen und hatte als Gladiator fast hundert Kämpfe ausgefochten, wovon eine Unmenge Narben auf seinem Körper zeugten. Er streckte seine riesige Schaufelhand aus und strich Gaius mit kantigen Fingern durchs Haar.
    »Ja, das verstehe ich gut, kleiner Wolf. Du bist ganz der Sohn deines Vaters. Aber noch kannst du nicht alles alleine regeln. Du bist immer noch ein Knabe, und Suetonius oder wer auch immer entwickelt sich, wie ich höre, zu einem ausgezeichneten jungen Krieger. Seht euch vor. Sein Vater ist viel zu mächtig, als dass man ihn im Senat zum Feind haben sollte.«
    Gaius richtete sich zu seiner vollen Größe auf und sprach so förmlich, wie er nur konnte, um seine Position klarzustellen.
    »Dann trifft es sich ja gut, dass dieser Suetonius überhaupt nichts mit uns zu tun hatte«, erwiderte er.
    Tubruk unterdrückte ein Grinsen und nickte, als akzeptiere er den Einwand.
    Etwas selbstsicherer fuhr Gaius fort: »Schick Lucius zu uns, damit er nach unseren Wunden sieht. Meine Nase ist gebrochen und Marcus’ Hand höchstwahrscheinlich auch.« Tubruk sah ihnen nach, wie sie zum Haupthaus wankten und kehrte dann zu seinem Posten in der Dunkelheit zurück. Wie jede Nacht hielt er die erste Wache am Tor. Bald war Hochsommer und die Tage würden wieder unerträglich heiß sein. Das Leben war herrlich, mit einem so klaren Himmel über sich und ehrlicher Arbeit vor sich.
    Am nächsten Morgen meldeten sich Muskeln, Gelenke und Wunden mit schmerzhaftem Protest, und die beiden darauf folgenden Tage waren sogar noch schlimmer. Marcus hatte Fieber bekommen. Von der gebrochenen Hand, die, geschient und verbunden, zu unglaublichen Dimensionen angeschwollen war, sei es zum Kopf gewandert, sagte der Medicus. Tagelang war er glühend heiß und musste im Dunkeln liegen, während Gaius auf den Stufen draußen vor sich hin grübelte.
    Fast genau eine Woche nach dem Angriff im Wald war Marcus zwar immer noch schwach und schlief viel, befand sich jedoch auf dem Weg der Besserung. Auch Gaius’ Muskeln taten noch weh, wenn er sie streckte, und sein Gesicht war ein hübsches Sammelsurium aus gelben und blauen Flecken, die, an manchen Stellen glänzend und geschwollen, nach und nach verheilten. Es wurde langsam Zeit, Suetonius zu finden. Höchste Zeit sogar.
    Während er durch den Wald des Familienguts streifte, schwirrten ihm Gedanken an Angst und Schmerz durch den Kopf. Was, wenn Suetonius nicht mehr auftauchte? Es bestand kein Grund, anzunehmen, dass er regelmäßige Ausflüge in den Wald unternahm. Was, wenn der ältere Junge wieder mit seinen Freunden unterwegs war? Sie würden ihn umbringen, daran bestand kein Zweifel. Dieses Mal hatte Gaius einen Bogen mitgebracht und übte im Gehen, die Sehne zu spannen. Es war ein Bogen für einen erwachsenen Mann und viel zu groß für ihn. Doch er hoffte, dass er das Bogenende auf den Boden stützen und die Sehne mit eingelegtem Pfeil weit genug spannen konnte, um Suetonius damit einzuschüchtern, falls der sich weigern sollte, den Rückmarsch anzutreten.
    »Suetonius, du bist ein
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