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Immortal 3 - Schwarze Glut

Immortal 3 - Schwarze Glut

Titel: Immortal 3 - Schwarze Glut
Autoren: Joy Nash
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schaffen, woran der gemeinsame Zauber gescheitert war – allein. Die Alternative nämlich wäre eine Welt, die von Dämonen und Todesmagie beherrscht wurde, und mithin viel zu schrecklich, um sie sich auch nur auszumalen.
    Ihre Hand zitterte, als sie nach der Weinflasche neben ihrem rechten Knie griff. Darin befand sich alles Beltane-Regenwasser, das sie hatte auffangen können. Sie zog den Korken heraus und schüttete das kostbare Nass in die flache Messingschale zwischen ihren gespreizten Knien.
    Eine unbeschreibliche Energie strich über ihre Haut. Ihre Brüste reagierten darauf, indem sie schmerzlich anschwollen, und ein Beben ging durch ihren Bauch und sammelte sich zwischen ihren Schenkeln. Wasser spritzte ihr über die Finger, während sie in eine leichte Trance verfiel. Die Stadt, die Nacht, alles um sie herum verblasste, bis nur noch ihr heiliger Kreis und ihr fleischliches Verlangen existierten. Sie hatte das Gefühl, hilflos am Rande der Welt zu treiben.
    Immer noch zitternd, stellte sie die Flasche ab und breitete die Hand über der Pendelschale aus. Langsam und ehrfürchtig tauchte sie einen Finger in das Wasser und malte eine einzelne Rune.
    Kenaz. Offenbarung.
    »Uni.« Sie sprach den Namen der Mutter Göttin in ihrer Gestalt als etruskische Königin der Göttinnen aus. Uni war die erste Gotrtheit gewesen, die die Menschen in diesem alten Land anekannten. Ihr Name stand für »Die Eine«, und Christine kniete auf den verschütteten Ruinen jenes Tempels, den man einst zu ihren Ehren erbaut hatte.
    »Mutter«, betete sie, »zeig dich mir!«
    Die Wasseroberfläche in der Schale wurde unruhig. Energie übertrug sich auf Christines Finger und pulsierte in ihren Adern. Die Magie löste Angst in ihr und damit einen Adrenalinschub aus. Christine wusste sehr wohl, dass eine derart elementare Macht, war sie einmal entfesselt, nicht mehr aufzuhalten war. Wie alles Lebende strebte auch sie, einmal geboren, unerbittlich ihrem Ziel entgegen.
    Die Kraft wurde stärker, verlangte vollkommene Offenheit und unbedingten Glauben von Christine. Die Göttin forderte, dass Christine sich gänzlich ihrem Willen unterwarf, und wenngleich Christine gedacht hatte, sie sei bereit dafür, fiel es ihr doch weit schwerer, als sie es in Erinnerung hatte. Die Vergangenheit holte sie ein. Shaun. Für diese Magie musste sie tun, was sie sich zwei lange Jahre nicht mehr getraut hatte.
    Fühle!
    Ein eindringliches Flüstern erklang in ihrem Innersten. Zugleich erfasste sie ein Zittern, als ihr Körper automatisch reagierte. Die unverhohlen sexuelle Regung raubte ihr fast den Atem, und unwillkürlich stöhnte sie auf.
    Sie musste sich bewegen. Wie beschämend dieser Zwang war! Sie wollte sich nicht so fühlen, lüstern und unbeherrscht. Sie wollte dem Drang nicht nachgeben, in einer erbärmlichen Parodie des Geschlechtsakts die Hüften zu wiegen. Aber sie konnte nichts dagegen tun.
    Deshalb hatte sie ihre tiefste Magie seit Shauns Tod nicht mehr ausgeübt. Sie ertrug die Erinnerung nicht, wie es einst gewesen war, die heiligen Rituale mit dem einzigen Mann auszuführen, den sie je geliebt hatte – bevor seine Gier und ihr fehlgeleitetes Vertrauen ihn zerstörten.
    Eine weitere Welle von Empfindungen überkam sie, woraufhin sie noch mehr ihrer Selbstkontrolle einbüßte. Sie schloss die Augen. Das war ein Fehler, denn nun spürte sie die Magie umso deutlicher am ganzen Körper. Sie zwang sich, ihre Schultern zu entspannen, wusste jedoch, dass ihr gar nichts anderes übrigblieb, als das hinzunehmen, was sie begonnen hatte. Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst! Ihre Finger sanken tiefer in das flache Wasser. Sie strich ein zweites Runenzeichen in die Oberfläche.
    Naudhiz. Verlangen.
    Christine neigte den Kopf. »Uni, zeig ihn mir! Zeig mir deinen Sohn!«
    Dann öffnete sie die Augen und nahm die Hand aus der Schale. Sofort war die Wasseroberfläche vollkommen glatt und silbrig wie ein Spiegel. Christine beugte sich vor und strengte sich an, ihren Geist zu öffnen. Ein Rauschen wie von einem großen Ozean erklang in ihren Ohren, während ein schwindelerregendes Wonnegefühl sie erfüllte. Sie stieß einen stummen Schrei aus. Ihr Körper fühlte sich leicht, zu leicht an, als würde er am Himmel schweben oder aus großer Höhe fallen. Ihr spirituelles Sein schien gleichsam aus ihr herauszufließen und schmerzlich in die Freiheit zu streben.
    Das Wasser leuchtete auf, als sich die Sterne über Christine darin spiegelten. Ihr Sein
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