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Immer wieder, immer mehr (German Edition)

Immer wieder, immer mehr (German Edition)

Titel: Immer wieder, immer mehr (German Edition)
Autoren: Tori Carrington
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angelegentlich an einem Fleck auf der Theke zu schaffen. „Bo war ein bisschen müde. Es war in letzter Zeit ziemlich hektisch hier.“
    Verwundert sah Mitch noch einmal zu Bo hinüber, der gerade Pfannkuchen durch die Luft wirbeln ließ. Bo wurde doch eigentlich niemals müde.
    Ruth seufzte. „Nettes Mädchen, diese Melanie. Und hübsch. Wer hätte gedacht, dass Marc sich so eine Braut an Land ziehen würde.“
    Sharon glitt hinter die Theke, um eine weitere Lieferung abzuholen. Mitch beobachtete sie geistesabwesend. „Ja, wer hätte das gedacht.“
    „Genießt du die Aussicht?“ Ruth fuhr vor ihm mit einem Lappen über die Theke.
    Mitch grinste. „Ja.“
    Sharon lächelte ihm kurz zu, als sie Ezra seine Pizza brachte.
    Ruth neigte sich vertraulich über die Theke. „Du wirst die Aussicht morgen wahrscheinlich noch viel mehr genießen, wenn Liz wieder hier arbeitet.“
    Mitch verschluckte sich an seinem Kaffee und hustete. Gerade hatte er geglaubt, seinen Seelenfrieden wiedergefunden zu haben.
    Ruth lächelte zufrieden und ging in die Küche.
    Gib es zu, McCoy, du denkst mit dem falschen Körperteil, dachte Mitch. Er brachte seinen Wagen zum Stehen und blickte hinüber zu dem etwa zwanzig Meter entfernten viktorianischen Haus. Es war nicht irgendein viktorianisches Haus, Liz wohnte darin. Schon der Gedanke, dass sie dort drinnen war – allein –, verursachte interessante Reaktionen in seinem Körper.
    Er stieß eine Reihe absolut nicht jugendfreier Flüche aus. Verdammt, mit einem Schlag hatte sein vertrauter Alltag sich in ein Chaos verwandelt, und wer war schuld daran?
    Zuerst war Liz wieder in der Stadt aufgetaucht, mit diesem neuen teuren Auto. Dann war sein Dad erst morgens nach Hause gekommen und hatte ganz so ausgesehen, als käme er direkt aus dem Bett einer Frau. Und dann hatte er erfahren, dass Liz’ überraschende Rückkehr schon allgemein bekannt war. Selbst der alte Josiah, der von morgens bis abends immer nur vor dem Eingang des Supermarktes in seinem Schaukelstuhl saß, hatte etwas davon gemurmelt, dass sie immer noch „der steilste Zahn auf dieser Seite der Appalachen“ sei.
    Das hatte das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht. Wer außer Liz konnte sein Leben dermaßen bestimmen, ohne es darauf anzulegen? Also hatte er seinen ursprünglichen Plan aufgegeben, nach dem Frühstück im Paradise Diner an der Wasserleitung vom Haus zum neuen Stallgebäude zu arbeiten. Stattdessen war er nun hier.
    Mitch fuhr weiter und lenkte seinen Pick-up auf die von Unkraut überwucherte, holprige Einfahrt. Bestimmt war Liz nicht gekommen, um zu bleiben, da machte er sich nichts vor. Sie war hier nur zu Besuch, sie hatte ja selbst einmal von sich gesagt, dass sie nirgendwo wirklich zu Hause sei.
    Er parkte den Wagen neben einer Trauerweide und stieg aus. Der alte Peabody hatte es zwar geschafft, zu verhindern, dass das Haus vollends zusammenfiel, doch der Garten ringsum hatte sich zu einem wild wuchernden Urwald entwickelt. Das Gras reichte Mitch fast bis an die Waden …
    Einmal, er war gerade siebzehn gewesen, hatte er Liz’ Großmutter beeindrucken wollen und ihr angeboten, den Rasen zu mähen. Später, als ihm klar wurde, wie viel Arbeit er sich damit aufgehalst hatte, hatte er seine großzügige Geste ein bisschen bereut. Mit Minverva Bradens altem mechanischem Mäher hatte es ihn einen halben Tag gekostet.
    Oh, aber das war es wert gewesen. Mitch lächelte versonnen. Die Sonne war fast untergegangen, die Lichter im Haus gerade eingeschaltet worden, da hatte er einen Blick auf Liz erhascht. Liz, die damals gerade süße vierzehn gewesen war und auf dem besten Weg, eine Figur wie Marilyn Monroe zu bekommen. Er hatte sie durchs Fenster beobachtet, sie hatte vor ihrem Spiegel gestanden und mit den Händen ihre Brüste berührt und die Knospen gekitzelt. Dann hatte sie langsam über ihre immer noch knabenhaft-schlanken Hüften gestrichen und schließlich an der Stelle verharrt, wo sich die weichen Löckchen unter ihrem Baumwollslip abzeichneten …
    Ihm war irre heiß geworden, und das hatte nichts mit dem Rasenmähen zu tun gehabt. Und er hatte ganz flach geatmet … so wie jetzt.
    Mitch schloss die Augen und versuchte das Bild vor seinem inneren Auge zu verscheuchen. Doch es war ja klar, dass Liz’ Wiederauftauchen die Vergangenheit heraufbeschwor. Wenn sich dabei doch nur das Schlechte genauso zeigen würde wie das Schöne.
    Er konnte nicht anders. Immer wieder fragte er sich, ob er sich jetzt wohl
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