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Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie Jürgen nachspioniert … Aber würde sie es fertigbringen, nie mehr an den Brief und den Schlüssel zu denken?
    Janine betrat entschlossen das Haus, fuhr mit dem Lift in den dritten Stock und fand schnell die Tür mit dem kleinen Schild: Dreistern-Werbung. Die Firma ihres Mannes.
    Sie läutete.
    Es blieb still hinter der Tür. Und still auf dem Flur. Sie kramte den Schlüssel aus der Handtasche. Er paßte. Das Schloß drehte sich, die Tür sprang auf.
    Was sie sah, ließ sie erleichtert aufatmen. Nein, wie ein Liebesnest wirkte das nicht … Brandneue Schreibtische, Telefone, Wandschränke, Plakate an der Wand – zweifellos ein Büro, das bald benützt werden würde. Ein Büro, weiter nichts.
    Sie ging durch das Zimmer, öffnete die Tür in den Nebenraum. Dort stand eine Sitzgruppe aus schwarzem Leder. Sie trat darauf zu … und blieb plötzlich stehen. Auf dem schwarzen Leder hob sich ein glitzernder Punkt ab. Einen Moment stockte ihr der Atem, den Bruchteil einer Sekunde lang glaubte sie umzusinken.
    Als sie den glitzernden Punkt mit den Fingern berührte, ihn in die Hand nahm, da war es ein Ohrclip.
    In diesem Augenblick wußte sie, daß der anonyme Briefschreiber sehr gut informiert war.
    Jürgen Siebert fuhr über den Nollendorfplatz und bog in die Eisenacher Straße ein.
    »Jürgen, ich möchte dich etwas fragen.« Evi, die neben ihm im Wagen saß, sah ihn mit ihren Katzenaugen von der Seite an.
    »Bitte sehr«, lachte er.
    »Ich weiß, daß du verheiratet bist. Aber – liebst du eigentlich deine Frau?«
    »Ja.«
    Nur das Geräusch der Scheibenwischer zerhackte nach dieser Antwort die Stille im Wagen.
    Jürgen blickte schnell zu dem Mädchen hinüber und dann wieder auf die Fahrbahn. Evi war dreiundzwanzig, aufregend schön, mit langen, kupferroten Haaren und einem kleinen, herzförmigen Gesicht. Sie war Sekretärin bei einem Architekten, der auf dem gleichen Flur, wie er sein Büro hatte. Und sie hatte es ihm viel zu leicht gemacht.
    Eines Abends, als er noch arbeitete, war sie mit einer Tasse Kaffee zu ihm hereingekommen. Meine Güte, er war schließlich kein Heiliger … Eine kleine Affäre war das, weiter nichts. Sie war verlobt und wollte im nächsten Jahr heiraten, und nun hatte sie sich ein bißchen in ihn verliebt.
    »Du bist sehr selbstbewußt, Jürgen«, sagte sie, während er den Wagen am Straßenrand parkte. »Andere, die ihre Frau betrügen, sprechen wenigstens von einer unglücklichen Ehe, daß sie zu Hause unverstanden sind und was weiß ich noch alles …«
    »Wäre dir das lieber?«
    »Nein.« Sie lächelte schwach. »Es ist ja mein Pech, daß ich dich mag.«
    Sie stiegen aus, überquerten die Straße, er hielt die Haustür auf und ließ sie vorangehen.
    Irgendwie mißfiel ihm die Frage nach seiner Frau. Was wollte sie denn hören? Er war kein Freund von Komplikationen. Wahrscheinlich hatte er diese Geschichte zu weit getrieben … Diese Zusammenkünfte droben im Büro …
    Sie standen nebeneinander im Lift, und er fühlte plötzlich Erleichterung bei dem Gedanken, daß ab Montag in dem neuen Büro gearbeitet werden würde. Kein Schäferstündchen mehr. Schluß. Er hatte sich da auf ein Abenteuer eingelassen, aber ein Verhältnis wollte er nicht. Höchste Zeit, daß er ihr das klarmachte.
    Als die Tür des Appartements ins Schloß fiel und sie in der kleinen Diele standen, schlang Evi leidenschaftlich die Arme um seinen Hals.
    »Jürgen«, sagte sie und suchte mit den Lippen seinen Mund, »um dich zu kriegen, würde ich alles tun, alles …«
    Ein Geräusch ließ ihn herumfahren.
    Nein, dachte er, nein, nein … das muß eine Vision sein. Ein Hirngespinst, ein Spuk, ein böser Scherz … Janine kann da nicht stehen …
    Aber sie stand da, in ihrem braunen Wildledermantel, in ihren netten Stiefelchen, die blonden Haare unter einer Mütze versteckt, blaß, verstört, ihre Augen waren fern und fremd.
    »Meine Frau«, sagte er völlig idiotisch, »und das ist Fräulein …«
    »Du kannst dir die Vorstellung sparen«, unterbrach ihn Janine. »Ich weiß Bescheid, Jürgen. Du hast heute einen schweren Tag, da will ich dich nicht stören.«
    »Janine, so laß dir doch wenigstens erklären, hör' mich wenigstens an –«
    »Es gibt nichts mehr zu erklären«, sagte sie und trat zur Tür.
    Er versuchte, ihr den Weg zu versperren. Sie schob ihn zur Seite.
    Draußen, vor der Lifttüre, packte er sie an der Schulter. »Janine, ich will ja nichts beschönigen. Aber das hat keine Bedeutung. Das ist
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