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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition)
Autoren: Kristin Hannah
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Katastrophenjahr gewesen, eine soziale Wüste. Zum Glück war es nur noch ein Monat bis zu den Ferien. Allerdings konnte sie sich von denen auch nicht besonders viel erhoffen.
    In der sechsten Klasse hatte sie zwei beste Freundinnen gehabt, mit denen sie alles zusammen unternommen hatte: reiten, zur Jugendgruppe gehen und herumradeln. Als sie im Sommer dann dreizehn wurden, war plötzlich alles zu Ende. Ihre Freundinnen wurden verrückt, anders konnte man es nicht nennen. Sie kifften vor der Schule, schwänzten den Unterricht und gingen ständig auf Partys. Als sie nicht mitmachen wollte, wurde sie abserviert. Einfach so. Und die anderen in der Schule, die »Anständigen«, wollten mit ihr nichts zu tun haben, weil sie früher mit diesen Mädchen befreundet gewesen war. Also waren jetzt Bücher ihre einzigen Freunde. Den Herrn der Ringe hatte sie so oft gelesen, dass sie ganze Passagen auswendig wusste.
    Das allerdings half einem nicht, auf der Beliebtheitsskala nach oben zu steigen.
    Seufzend stand Kate auf. In der winzigen Kammer, die vor kurzem zu einem Bad umgebaut worden war, duschte sie rasch, dann flocht sie ihr glattes blondes Haar zu einem Zopf und setzte sich die spießige Hornbrille auf. Die war hoffnungslos altmodisch, jetzt waren runde, randlose angesagt, aber ihr Daddy meinte, sie könnten sich momentan keine neue Brille leisten.
    Unten angelangt, ging sie zur Hintertür und stieg in die riesigen schwarzen Gummistiefel. Dann stapfte sie wie Neil Armstrong durch den tiefen Schlamm zum Schuppen im hinteren Teil des Gartens. Ihre alte Stute kam hinkend zum Zaun und begrüßte sie wiehernd. »Hallo, Sweatpea«, sagte Kate, warf ihr ein bisschen Heu zu und kraulte ihr dann das samtige Ohr.
    »Ich vermisse dich auch«, meinte sie, und das stimmte. Vor zwei Jahren noch waren sie unzertrennlich gewesen; Kate hatte den ganzen Sommer auf dem Rücken ihres Pferdes verbracht und jede Menge Preise auf kleinen Turnieren gewonnen.
    Aber die Dinge änderten sich, und zwar schnell, das wusste Kate jetzt. Über Nacht konnte ein Pferd alt und lahm werden. Und genauso schnell konnten Freunde zu Fremden werden.
    »Mach’s gut.« Sie stiefelte den dunklen matschigen Pfad zurück und ließ die dreckigen Stiefel auf der Veranda.
    Als sie die Hintertür aufzog, landete sie direkt in der Vorhölle. Ihre Mutter stand in ihrem ausgebleichten Blümchen- kittel und den flauschigen rosafarbenen Pantoffeln am Herd, rauchte eine ihrer überlangen Mentholzigaretten und gab Teig in eine Pfanne. Ihr schulterlanges braunes Haar hatte sie zu zwei dünnen Zöpfchen zusammengefasst, die von knallrosa Gummibändern gehalten wurden. »Deck den Tisch, Katie!«, bat sie, ohne aufzublicken. »Sean! Komm jetzt runter!«
    Kate gehorchte. Kurz bevor sie fertig war, trat ihre Mutter zu ihr an den Tisch und goss Milch in die Gläser.
    »Sean – Frühstück!«, brüllte sie die Treppe hinauf. Dieses Mal jedoch fügte sie die magischen Worte: »Die Milch ist schon fertig« hinzu.
    Sekunden später kam der achtjährige Sean die Treppe heruntergerannt, stürzte zum Tisch und kicherte, als er über den Labrador-Welpen stolperte, den sie seit neuestem hatten.
    Kate wollte sich gerade hinsetzen, als sie zufällig einen Blick ins Wohnzimmer warf. Durch das große Fenster über dem Sofa sah sie etwas, das ihre Aufmerksamkeit fesselte: Ein Umzugswagen bog gegenüber in die Auffahrt.
    »Wow.« Sie trug ihren Teller durch Küche und Wohnzimmer und starrte dann aus dem Fenster zum Haus gegenüber. Seit sie denken konnte, hatte es leergestanden.
    Sie hörte, wie ihre Mutter ihr folgte.
    »Gegenüber zieht jemand ein«, meinte Kate.
    »Ist das wahr?«
    Nein, ich hab dich angelogen.  
    »Vielleicht haben sie eine Tochter in deinem Alter. Dann bekämst du eventuell eine neue Freundin.«
    Kate verkniff sich eine bissige Antwort. Nur Mütter kamen auf die Idee, es sei so leicht, Freunde zu finden. »Wie auch immer.« Sie drehte sich ruckartig um und ging in den Flur, wo sie ihr Frühstück allein unter dem Jesusbild beendete.
    Wie erwartet, folgte ihre Mom ihr. Sie blieb an dem Stickbild mit dem Letzten Abendmahl stehen und sagte nichts.
    »Was ist?«, fauchte Kate, als sie es nicht länger aushielt.
    Ihre Mutter seufzte kaum hörbar. »Warum streiten wir uns in letzter Zeit eigentlich so oft?«
    »Du fängst doch immer an.«
    »Weil ich ›Hallo‹ sage und dich frage, wie’s dir geht? Ja, das ist echt gemein von mir.«
    »Das hast du gesagt, nicht ich.«
    »Du
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