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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition)
Autoren: Kristin Hannah
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Geborgenheit vermittelt hatte, und plötzlich bekam sie Angst. »Grandma?« Sie löste sich aus der Umarmung. »Was ist denn los?«
    »Du kommst jetzt mit mir«, sagte ihre Mommy und stützte sich am Türpfosten ab.
    Großmutter packte Tully an den Schultern und schüttelte sie sacht. »Du kennst doch unsere Adresse und Telefonnummer. Wenn du Angst hast oder etwas schiefgeht, rufst du uns an.« Sie weinte, und der Anblick ihrer sonst so starken und ruhigen Großmutter verwirrte Tully und machte ihr noch mehr Angst. Was war denn los? Was hatte sie schon wieder falsch gemacht?
    »Es tut mir leid, Gran, ich –«
    Da packte ihre Mommy sie an der Schulter und schüttelte sie. »Sag nie wieder, dass es dir leidtut! Das ist so erbärmlich! Komm jetzt.« Sie nahm Tully bei der Hand und zog sie zur Tür.
    Tully stolperte hinter ihrer Mutter aus dem Haus und zu einem alten VW-Bus, auf dem bunte Blumenaufkleber und ein riesiges gelbes Peace-Zeichen prangten.
    Als die Schiebetür aufging, quoll eine graue Rauchwolke aus dem Wagen. Durch den Dunst konnte Tully drei Menschen ausmachen. Ein Schwarzer mit Afrofrisur und rotem Stirnband saß am Steuer. Hinten war eine Frau mit Fransenweste und gestreifter Hose, die ein braunes Kopftuch über den blonden Haaren trug, und daneben saß ein Mann mit Schlaghose und schäbigem T-Shirt. Auf dem braunen Filzteppich, der den Boden des Busses bedeckte, lagen mehrere Pfeifen, leere Bierflaschen, Fast-Food-Verpackungen und Kassetten.
    »Das ist Tallulah, mein Kind«, sagte ihre Mutter.
    Tully mochte es gar nicht, Tallulah genannt zu werden. Das würde sie Mommy später auch sagen, wenn sie allein waren.
    »Na super«, sagte jemand.
    »Sie sieht genau aus wie du, Dot. Echt abgefahren.«
    »Steigt ein«, befahl der Fahrer. »Wir kommen zu spät.«
    Der Mann in dem schmuddeligen T-Shirt packte Tully an der Taille und hob sie in den Bus, wo sie sich vorsichtig hinhockte.
    Ihre Mutter kletterte hinterher und ließ die Tür zuknallen. Seltsame Musik dröhnte durch den Wagen. Tully konnte nur ein paar Worte vom Text verstehen: Somethin’ happenin’ here … Durch den Rauch sah alles weich und verschwommen aus.
    Tully schob sich näher an die Metallwand, um Platz zu machen, doch ihre Mom setzte sich zu der Frau mit dem Kopftuch. Dann fingen sie an, sich zu unterhalten, über Bullen, Märsche und einen Mann namens Kent. Tully verstand nichts von alldem, außerdem wurde ihr von dem Rauch schwindelig. Als der Mann neben ihr seine Pfeife anzündete, entfuhr ihr vor lauter Enttäuschung ein leiser Seufzer.
    Der Mann hörte das und wandte sich zu ihr. Er blies ihr eine dicke Rauchwolke ins Gesicht, lächelte und meinte: »Sei einfach im Flow, Kleine.«
    »Seht nur, wie meine Mutter sie angezogen hat«, sagte ihre Mommy in bitterem Ton. »Wie ein Püppchen. Wie soll sie echt sein, wenn sie sich nicht mal dreckig machen darf?«
    »Genau, Dot«, pflichtete der Mann ihr bei und stieß eine weitere Rauchwolke aus.
    Mommy blickte zu Tully und sah sie zum ersten Mal richtig an. »Vergiss das niemals, Kleine: Im Leben geht’s nicht ums Kochen, Putzen und Kinderkriegen, sondern darum, frei zu sein. Sein eigenes Ding zu machen. Wenn du willst, kannst du sogar Präsident der Vereinigten Staaten werden, verdammt noch mal!«
    »Wir könnten ’nen neuen brauchen«, bemerkte der Fahrer.
    »Genau so isses. Gib mir den Bong, Tom.« Die Frau mit dem Kopftuch kicherte. »Hey, das reimt sich ja fast.«
    Tully beschlich ein Gefühl der Scham. Bis jetzt hatte sie sich in diesem Kleid hübsch gefunden. Und Präsident wollte sie gar nicht sein. Sie wollte eine Ballerina werden.
    Aber vor allem anderen wollte sie, dass ihre Mommy sie liebhatte. Vorsichtig rückte sie zu ihr, bis sie sie berühren konnte. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, sagte sie leise und griff in ihre Tasche. Sie holte die Kette heraus, mit der sie sich so große Mühe gegeben hatte. Sie hatte endlos lange dafür gebraucht und immer noch Glitter daraufgeklebt, als die anderen Kinder längst draußen spielten. »Hab ich für dich gemacht.«
    Ihre Mutter schnappte sich die Kette und schloss ihre Finger darum. Tully wartete und wartete, dass ihre Mom sich bedankte und sich die Kette umlegte, doch die saß einfach nur da, wiegte sich im Takt der Musik und sprach mit ihren Freunden.
    Schließlich fielen Tully die Augen zu. Der Rauch machte sie müde. Fast ihr ganzes Leben lang hatte sie ihre Mommy vermisst, und zwar nicht wie ein Spielzeug, das man
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