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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster
Autoren: Paul Gallico
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übrigens für alle Anwesenden. Darum hoffte Major Wilson, der Anschlag werde ihm gelingen. Gut, ich will Ihnen erklären, wie er vorging», und Hero gab eine genaue Schilderung von Peppers Gespenst, wie seine Stiefschwester sie schon früher vernommen hatte.
    Als er damit zu Ende war, sagte Sir Richard mit einer ungeduldigen und angewiderten Gebärde: «Wie lächerlich, daß erwachsene Menschen auf solch kindischen Unsinn hereinfallen konnten!»,
    Lady Paradine sagte leise: «Das ist alles gut und recht, aber wie kam dieser widerliche Mann dazu, so etwas zu tun?»
    Vetter Freddie grinste frech und unverschämt; Meg rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, und etwas hing unausgesprochen in der Luft. Freddie öffnete den Mund, aber Hero blickte ihm fest in die Augen und zwang ihn, die seinen zu senken und zu schweigen. Hero erklärte kurz und bündig: «Er mochte mich nicht leiden.»
    Um Megs Mundwinkel spielte wieder ein Lächeln. Der gefährliche Augenblick war vorübergegangen.
    Als Vetter Freddie schließlich doch den Mund aufmachte, sagte er bloß: «Wenn man erst alles weiß, steckt eigentlich nicht viel hinter der Angelegenheit.»
    Hero fühlte sich mit einemmal sehr müde und niedergeschlagen. Er spürte, daß alle mehr oder weniger das gleiche dachten wie Freddie. Irgendwie drückte sich darin die uralte Verachtung für den Zauberkünstler aus, der verraten hat, wie einfach der soeben gezeigte Trick im Grunde war. Er hatte seine Schuldigkeit getan und konnte gehen, während die Familie ihr Zusammengehörigkeitsgefühl demonstrierte. Jeder Hans hatte seine Grete, und sie waren seiner vermutlich ebenso müde, wie er von ihnen genug hatte. Er sah, wie Meg ihm einen liebevollen und ermunternden Blick zuwarf, und klammerte sich daran wie ein Ertrinkender.
    Mark Paradine sagte: «Sie behaupteten vor einer Weile, Sie seien hier im Schloß auf eine echte übernatürliche Erscheinung gestoßen. Würden Sie uns darüber Auskunft geben?»
    Hero antwortete nicht sogleich, denn er wußte nicht recht, ob er darauf eingehen solle. Doch dann dachte er, daß er Lord Paradine bald seine Rechnung zustellen würde und die Familie ein Recht hatte, alles zu erfahren. Er sagte: «Gut, wenn Sie es wünschen. Vor ein paar Tagen erreichten mich drei Warnungen vor kommenden Ereignissen: erstens, daß ich mich persönlich in Gefahr befände, zweitens, daß einem Angehörigen der Familie, einem jungen Mädchen, etwas Böses zustoßen, und drittens, daß der Versuch unternommen werde, Paradine Hall in Brand zu stecken.»
    Sir Richard fragte: «Woher stammten diese Warnungen?»
    «Von Mrs. Geraldine Taylor.»
    «Was?» riefen alle im Chor.
    Sir Richard sagte: «Aber wie, in aller Welt, konnte sie es wissen?»
    Und Lady Paradine erklärte: «Das überrascht mich nicht. Es fiel mir von Anfang an auf, wie neugierig sie überall herumschnüffelte.»
    Hero fuhrt fort: «Eines Nachmittags legte mir Mrs. Taylor die Karten. Sie benutzte dazu ein Spiel Tarockkarten, wie die Zigeuner in Zentraleuropa sie zum Wahrsagen verwenden. Sie erinnern sich vielleicht, daß ich die Karten kurz nach meiner Ankunft fand und beim Abendessen zeigte. Sie gehörten Mrs. Taylor. Die Karten werden in einer geometrischen Figur ausgelegt. Zu den üblichen zweiundfünfzig Blättern kommen noch weitere Zahlen, Symbole und Bilder, mit deren Hilfe es gelingt, eine innere Verbindung zwischen dem Wahrsager und dem Fragesteller herzustellen.»
    «Ist das Ihr Ernst, Hero?» rief Lord Paradine.
    «Ja, ich kann es nicht leugnen. Viel mehr gibt es da nicht zu erklären. Mitten in dem nichtssagenden Geplapper von bevorstehenden Reisen und dunklen Fremdlingen geschah etwas Merkwürdiges: Mrs. Taylor begann von anderen Dingen zu reden, als lausche sie in Menschen hinein, die nicht anwesend waren. Damals empfing ich die Warnungen. Ich irrte mich nur, als ich glaubte, Susan Marshall befinde sich in Gefahr. Dabei war es Beth.»
    Das junge Mädchen schauderte und drängte sich näher an Sir Richard heran, der ganz unbefangen den Arm um sie legte, was ihm ein belustigtes Lächeln von Susan eintrug. Die anderen schwiegen betreten, bis Vetter Freddie kichernd fragte: «Dafür haben Sie wohl auch eine Erklärung?»
    «Das ist es ja eben!» sagte Alexander Hero leise. «Ich habe keine Ahnung.»
    Lord Paradine schnaubte verächtlich. «Meiner Meinung nach ist das alles Unsinn», sagte er und blickte triumphierend in die Runde. Er fand bei seiner Familie die gewünschte Unterstützung.
    Hero
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