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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster
Autoren: Paul Gallico
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hold. Als ich nicht mehr ein noch aus wußte, setzte ich mich eines Tages an den Flügel im Musikzimmer und spielte, um mein Gefühl der Unzulänglichkeit zu überwinden. Die donnernden Akkorde am Ende einer Fuge von Bach brachten mich auf die rechte Spur. Als die Melodie verklang, bemerkte ich, daß die Saiten der Harfe vibrierten. Da wußte ich, daß es bewerkstelligt werden konnte, ‘ aber noch nicht wie. Ich vergeudete einen ganzen Nachmittag damit, ; nach der zweiten Harfe zu suchen, bis Dean Ellison mich auf die richtige Fährte setzte.»
    «Dean Ellison!»
    «Ja, er war in jungen Jahren... äh... Forscher auf dem Gebiet der Bühnenmagie...»
    Hero sah ein befriedigtes Lächeln Megs Lippen umspielen. «Ich verstehe selber ziemlich Viel von Magie und Theatereffekten, aber dieser Trick war mir unbekannt. Mr. Ellison machte mich darauf aufmerksam, daß mit jedem anderen Saiteninstrument dieselbe Wirkung erzielt werden konnte. Nun war es mir auch klar, weshalb die Tür des Musikzimmers verschlossen war.»
    Sir Richard sagte: «Das verstehe ich nicht.»
    «Weil wir bald herausgefunden hätten, wie die Illusion erzeugt wurde, wenn wir alle rechtzeitig ins Zimmer eingedrungen wären. Die Sache ist ganz einfach, und jedermann mit ein wenig musikalischer Begabung, einigen Kenntnissen der Schallwellenlehre und einer gewissen handwerklichen Geschicklichkeit konnte darauf kommen. Miss Paradine dachte wohl, sie habe den Trick selber erfunden, aber er wurde schon vor hundert Jahren von dem Zauberkünstler Robert-Houdin produziert. Eine Harfe wurde auf der Bühne aufgestellt, eine zweite im darunterliegenden Raum. Die Resonanzböden der beiden Instrumente wurden durch einen dünnen Fichtenstab miteinander verbunden, der dem Publikum unsichtbar blieb. Wenn die untere Harfe gespielt wurde, ertönte auch die obere, und ihre Saiten vibrierten, als würden sie von Geisterhänden gezupft. Eine hübsche kleine Illusion. Ich dachte nicht daran, daß die Saiten eines Cellos sowohl gezupft als auch gestrichen werden können. Miss Paradine spielte im Keller unten die Melodie von , und im verschlossenen Musikzimmer oben vibrierten die Saiten der Harfe, die durch einen dünnen Stab mit dem Cello verbunden war. Wir hörten und sahen die Schwingungen. Sobald sie fertig war, drehte sie den Stab ein wenig und zog ihn zurück. Und gerade das hätten wir beobachten können, wäre die Tür nicht verschlossen gewesen. Der dicke Teppich, der nur einen kleinen Schlitz für den Fichtenstab aufwies, verdeckte das Loch im Boden. Das ist das ganze Geheimnis. Inzwischen verdächtigte ich mit Ausnahme von Isobel jedermann im Hause, der ein Instrument beherrscht — Vetter Freddie, Beth und sogar Lady Paradine, die Klavier spielt, das ja nichts anderes ist als eine Harfe in einer Kiste.»
    Lady Paradine blickte ihn mißbilligend an und sagte: «Mein lieber Mr. Hero, wie konnten Sie nur?»
    Meg erwiderte: «Sie müssen ihm verzeihen, Lady Paradine. Er ist von Natur aus garstig und mißtrauisch. Stellen Sie sich vor, wie lächerlich — er glaubte zum Beispiel, daß Sie sich mit Händen und Füßen gegen Marks Heirat mit Susan sträuben würden.»
    Es gelang Lady Paradine, ein unschuldiges und erstauntes Gesicht aufzusetzen und lächelnd auszurufen: «Wie absurd! Meine beiden Kinder haben mich sehr glücklich gemacht!»

29

«Nie mehr sprechen, es sei denn zum Beten»

    Hero klopfte die Asche aus der erkalteten Pfeife in die hohle Hand und schüttete sie in einen Aschenbecher. Er sagte: «Damit wäre ich am Ende meines Berichts über die Gespenster von Paradine Hall angelangt. Es bleibt noch Major Wilsons Anschlag auf mich, doch ich will Sie nicht mit näheren Einzelheiten langweilen. Bei seinem Trick handelte es sich um eines der ältesten und bekanntesten Zauberkunststücke, und Wilson hatte ihn vermutlich im Mittleren Osten aufgeschnappt, wo er unter Major Maskelyne, einem ehemaligen Magier, in einer Tarneinheit Dienst tat.»
    Susan Marshall schüttelte energisch den Kopf, daß ihr dunkler Haarschopf nur so flog. Sie sagte: «Sie langweilen uns nicht. Als ich ein kleines Mädchen war, lehrte mich mein Vater, daß es keine Gespenster gebe. Gestern abend dachte ich, er habe sich getäuscht. Ich fürchtete mich wie noch nie zuvor. Ich möchte gern, daß Sie mir die Sache erklären, Alex.»
    Hero antwortete: «Sie waren seelisch darauf vorbereitet. Ihre Nerven waren durch eine Reihe von unangenehmen Erlebnissen strapaziert. Das gilt
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