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Im Zeichen des himmlischen Baeren

Titel: Im Zeichen des himmlischen Baeren
Autoren: Federica de Cesco
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unbeweglicher Miene. Seine Arroganz war mir zuwider. Auch konnte ich nicht vergessen, dass er mich einst gedemütigt hatte …
    Gegen Abend erhob sich der Wind. Die See schäumte. Aus dem sanften Wiegen des Schiffes wurde ein Schaukeln und die Ruderer stemmten sich mit aller Kraft in die Riemen. Ich stand an Deck und beobachtete das Einziehen der Segel, als Noburu, der Kapitän, sich vor mir verneigte. Er war ein dunkelhäutiger, sehniger Mann, dessen scharfe Augen unter glatt herabhängendem Haar hervorblitzten. Ich spürte sofort, dass er eine schlechte Nachricht brachte. Wenn es schlechte Nachrichten gab, kamen die Leute immer zuerst zu mir.
    Â»Majestät, der Wind frischt zu heftig auf«, sagte er gepresst. »Es wird uns nur schwer gelingen, die Schiffe unversehrt durch die Strömung zu steuern. Ich versuchte, den ehrwürdigen Yi-Am davon in Kenntnis zu setzen, aber ich fürchte, dass er meine Warnung unterschätzt hat.«
    Ich gab ihm durch ein Kopfnicken zu verstehen, dass ich es wusste. »Wie könnten wir der Gefahr entgehen?«, fragte ich, Ruhe vortäuschend.
    Â»Es gibt zwei Möglichkeiten, Majestät. Die erste und sicherste wäre, die Schiffe treiben zu lassen und günstigen Wind abzuwarten.«
    Ich dachte bei mir: Dazu wird der König niemals bereit sein!
    Noburu las die Antwort in meinem Blick, denn er stieß hörbar den Atem aus.
    Â»Und die zweite wäre?«, fragte ich.
    Â»Dass der Rudermeister die Sklaven zu äußerster Anstrengung zwingt. Wir müssen die Schiffe so schnell wie möglich aus den gefährlichen Gewässern bringen.«
    Â»Gebt die nötigen Anweisungen«, sagte ich. »Ich werde es den König wissen lassen.«
    Bald darauf ertönte das Dröhnen des »Dora«, des Bronzegongs, der uns dazu diente, Signale von Schiff zu Schiff zu übermitteln. Zwei Männer schlugen mit einem stoffumwickelten Hammer im Takt darauf. Der gewaltige, summende Schwington hallte weithin über das Meer.
    Â»Alle Segel hissen!«, brüllte Noburu. »Kurs halten! Alle Mann an die Fallen!«
    Der Rudermeister gab ein schnelleres Tempo an, die Männer legten sich mit aller Kraft in die Riemen. Das Vibrieren der Segel steigerte sich zu einem einzigen wirren Flattern. Ich kehrte den Windböen den Rücken zu und klammerte mich an einem Tau fest. Die Erinnerung an den Schiffbruch, den ich einst erlebt hatte, machte mir panische Angst. Kalter Schweiß bedeckte meinen Körper. Doch damals waren wir Opfer eines Sturms geworden; heute wölbte sich der Himmel wie ein gelbroter, blinkender Schild über uns. So weit das Auge reichte, schaukelte Schiff an Schiff. Die Galeeren schienen wie schwarze Speere durch flüssiges Feuer zu gleiten.
    Noburu schaute zu den Galeeren hinüber, die wir mit vollen Segeln überholten, und heftete dann seinen Blick auf das Wasser, um die Richtung abzuschätzen, in die wir steuern mussten. Er brüllte Befehl auf Befehl. Weil jedes Schiff auf den Wind angewiesen war, blieb nur wenig Raum, um zu manövrieren, und die Gefahr, sich gegenseitig zu rammen, vergrößerte sich zusehends. Die Bugwellen und das Kielwasser schäumten. Windstöße blähten die Segel.
    Plötzlich schleuderte die Strömung unsere Galeere seitwärts. Das Schiff erbebte und neigte sich nach Steuerbord. Starr vor Schreck sah ich, wie der Sog des Wassers uns mit rasender Geschwindigkeit auf das Nachbarschiff zutrieb.
    Der Steuermann warf die Pinne herum. Der Taktmeister wechselte den Rhythmus. Unendlich langsam wendete das Schiff. Dann, als der Wind plötzlich mit voller Kraft die Segel blähte, begann sich der Bug immer schneller zu drehen, bis die Galeere mit einem gewaltigen Satz vorschnellte. Ich taumelte entsetzt gegen Iri. Eng umschlungen gewahrten wir, wie das andere Schiff dröhnend und knarrend an uns vorbeiflog. Für einen Augenblick waren beide Galeeren einander so nahe, dass wir die verzerrten Gesichter der Mannschaft erblicken konnten, die sich an das schräg liegende Achterdeck klammerte.
    Die Ruderer atmeten schwer. Schweiß lief ihnen über Hals und Rücken. Einer brach zusammen und musste ausgewechselt werden. Doch das war erst der Anfang. Immer wieder brachte die Strömung die Schiffe vom Kurs ab, schleuderte sie hin und her. Die Brecher schienen aus allen Windrichtungen zusammenzuströmen und sich untereinander zu bekämpfen. Die Wogen zogen die
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