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Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger
Autoren: Clive Cussler
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das kleine Häufchen Überlebender ab, das sich unter seine Schilde duckte, die bald dicht an dicht mit Geschossen gespickt waren. Dennoch setzten sich die Wikinger weiter zur Wehr und griffen ein ums andere Mal an.
    Dann warfen sich die Skrälingar mit vereinten Kräften auf die Nordmänner, rannten wider ihre Schilde an, umzingelten sie und drangen von allen Seiten auf sie ein. Nur wenige waren es noch, die, Rücken an Rücken stehend, bis zum bitteren Ende ausharrten, zahllose Schläge mit Steinäxten einsteckten, bis auch der letzte Widerstand erlosch.
    Mannhaft gingen sie zugrunde, Schwert und Axt in der Hand, in Gedanken bei ihren Liebsten, die sie verloren hatten und mit denen sie nach einem ruhmreichen Tod ein Wiedersehen erwartete. Magnus Sigvatson fiel als Letzter, und sein Tod war am folgenschwersten, denn mit ihm starb für die nächsten fünfhundert Jahre auch jegliche Hoffnung auf eine Besiedelung Nordamerikas. Zugleich hinterließ er ein Vermächtnis, das jene, die ihm schließlich nachfolgten, teuer zu stehen kommen sollte. Ehe die Sonne unterging, waren sämtliche Nordmänner niedergestreckt, doch sie hatten auch über tausend Männer, Frauen und Kinder der Skrälingar hingemetzelt, die so auf grausame Art erfahren mussten, dass die weißhäutigen Fremdlinge, die über das Meer kamen, eine tödliche Gefahr darstellten, der man mit aller Gewalt begegnen musste.
    Helles Entsetzen machte sich unter den Skrälingarvölkern ringsum breit. Bei keiner Stammesfehde hatten sie je einen derart grauenhaften Blutzoll zahlen müssen, so viele fürchterliche Wunden und Verstümmelungen erlitten. Doch die große Schlacht, als die sie in ihre Legenden einging, war nur ein erster Vorgeschmack auf all die grausamen Kriege, die noch folgen sollten.
    Den Wikingern, die auf Grönland, Island und in Norwegen lebten, blieb das Schicksal ihrer Gefährten ein ewiges Rätsel.
    Niemand hatte überlebt, um ihre Geschichte zu erzählen, und nach ihnen brach keine weitere Schar mehr zur großen Fahrt über die tückische See auf. Die Kolonisten wurden nur beiläufig in den Sagas erwähnt, die aus alter Zeit überliefert wurden, und gerieten schließlich gänzlich in Vergessenheit.

Ein Monster
aus
der Tiefe



2. Februar 1894
Karibisches Meer
    Niemand an Bord der
Kearsarge
konnte die Katastrophe vorhersehen, die das alte Kriegsschiff mit seinem noch aus Holz gebauten Rumpf ereilen sollte. Es war in der Karibik eingesetzt, wo es Flagge zeigen und die politischen und wirtschaftlichen Interessen der Vereinigten Staaten sichern sollte, und befand sich gerade auf der Fahrt von Haiti nach Nicaragua, als der Ausguck etwa eine Meile steuerbord voraus einen absonderlichen Schatten entdeckte. Bei klarem Himmel und ruhiger See mit allenfalls einem halben Meter hohen Wellen herrschte rundum freie Sicht bis zum Horizont. Der schwarze Buckelleib, der wie der Höcker eines unbekannten Meeresungeheuers aus dem Wasser ragte, war mit bloßem Auge zu erkennen.
    »Was halten Sie davon?«, fragte Captain Leigh Hunt seinen ersten Offizier, Lieutenant James Ellis, während er durch seinen Messingfeldstecher starrte.
    Ellis spähte durch das Teleskop, das er auf die Reling gestützt hatte. »Ich habe es erst für einen Wal gehalten, aber ich habe noch nie einen gesehen, der so stetig seine Bahn durchs Wasser zieht, ohne die Fluke zu zeigen oder abzutauchen. Außerdem ragt kurz vor der Mitte ein sonderbarer Höcker auf.«
    »Es muss irgendeine seltene Seeschlange sein«, sagte Hunt.
    »Meiner Meinung nach ist das kein Tier«, murmelte Ellis versonnen.
    »Aber das kann doch kein Werk von Menschenhand sein.«
    Hunt war ein schlanker Mann mit ergrauendem Haar, wettergegerbtem Gesicht und tief liegenden Augen, dem man ansah, dass er viele lange Stunden in Wind und praller Sonne zugebracht hatte. Wie üblich hatte er eine Pfeife im Mund stecken, die er nur selten anzündete. Er war ein erfahrener Marineoffizier, der seit gut einem Vierteljahrhundert zur See fuhr und seine Tüchtigkeit ein ums andere Mal unter Beweis gestellt hatte. Am Bürgerkrieg hatte er nicht teilgenommen, weil er seinerzeit noch zu jung war und erst 1869 die Marineakademie abgeschlossen hatte, aber seither hatte er auf insgesamt achtzehn Kriegsschiffen gedient und war zu immer höherem Rang aufgestiegen, bis man ihn kurz vor der Pensionierung mit dem Kommando über die
Kearsarge
betraut hatte, dem ruhmreichsten Schiff der US-Navy.
    Das altehrwürdige Schiff war dreißig Jahre zuvor,
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