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Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger
Autoren: Clive Cussler
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Seeräuberei auf, wurde Kaufmann und handelte mit Bernstein, dem Diamant der damaligen Zeit. Doch nach ein paar Jahren packte ihn wieder die Unruhe, vor allem, als er die Geschichten von den sagenhaften Erkundungsfahrten eines Erik des Roten und dessen Sohn Leif Eriksson hörte. Die fernen Lande weit im Westen lockten, woraufhin er den Entschluss fasste, sich selbst auf große Fahrt ins Unbekannte zu begeben und eine Kolonie zu gründen. Bald darauf stellte er eine zehn Schiffe umfassende Flotte zusammen, die dreihundertfünfzig Mann mitsamt ihren Angehörigen, dem Vieh und landwirtschaftlichem Gerät befördern konnte. Ein Schiff wurde nur mit Bjarnes Reichtümern beladen, dem Bernstein und den erbeuteten Schätzen, die er fortan im Tausch gegen wichtige Waren und Handelsgüter aus Norwegen und Island zu verwenden gedachte.
    Die Grotte eignete sich bestens als Bootshaus und Lager, wie auch als feste Burg, falls es zu Angriffen der Skrälingar kommen sollte. Auf Rollen aus zersägten Baumstämmen wurden die schlanken Schiffe aus dem Wasser gezogen und auf Böcken gelagert, die man auf dem Felssims zurechtgehauen hatte. Die Wikinger bauten herrliche Boote, die zu ihrer Zeit als wahre Wunderwerke galten – Schiffe, die nicht nur über hervorragende Segeleigenschaften verfügten, sondern auch die reinsten Kunstwerke waren, großartig geschnitten und an Bug und Heck mit prachtvollen Schnitzereien verziert. Elegante Schiffe, wie es sie zuvor nie gegeben hatte und seither nur selten.
    In ganz Europa begaben sie sich auf ihre Raub- und Kriegszüge mit dem Langschiff, das ungemein schnell, vielseitig verwendbar und mit bis zu fünfzig Rudern bestückt war. Das Arbeitspferd der Wikinger hingegen war der
Knorr
, ein fünfzehn bis zwanzig Meter langer und rund fünf Meter breiter Hochseesegler mit bis zu zehn Rudern für die Fahrt in seichten Küstengewässern, der rund vierzig Tonnen Fracht (die Tonne als Gewichtseinheit geht auf eben jene Holzbehältnisse zurück, in denen die Wikinger ihre Waren wasserdicht verstauten) auch über weite Strecken hinweg befördern konnte.
    Vor- und Achterschiff waren mit Planken gedeckt, aber mittschiffs, wo Vieh und Fracht verstaut wurden, war der
Knorr
offen. Die Besatzung und ihre Begleiter mussten unter freiem Himmel ausharren, nur von einem Zelt aus Ochsenhäuten geschützt. Nicht einmal ein Schiffsführer wie Sigvatson hatte eine eigene Unterkunft, denn auf See waren alle Wikinger gleich, und nur bei wichtigen Entscheidungen hatte der Anführer die Befehlsgewalt. Der
Knorr
war für die rauhe See geschaffen und vermochte selbst bei Sturmwind, hohem Wellengang und allen Unbilden, die ihm die Götter sandten, fünf bis sieben Knoten Fahrt zu machen und somit rund hundertfünfzig Meilen am Tag zurückzulegen.
    Der Kiel, eine Erfindung der Wikinger, wurde von den großartigen Werftmeistern mittels Augenmaß und von Hand mit Äxten aus einem langen, starken Eichenstamm gefertigt, auf den man Stützbalken und Querträger setzte, die einzigen geraden Bauteile des Schiffs, die dem Rumpf auch bei schwerer See Stabilität verliehen. Danach fügte man die ebenfalls aus Eichenholz zurechtgehauenen Spanten ein, die entlang der Maserung gespalten und anmutig geschwungen waren. Auf diese wurden in so genannter Klinkerbauweise die Planken gesetzt, die sich vom Vor- bis zum Hintersteven zogen und einander von oben nach unten überlappten. Zum Schluss wurde das gesamte Schiff mit einer Mischung aus Holzpech und Tierhaaren kalfatert. Die ganze Konstruktion wirkte allzu zerbrechlich angesichts der Stürme, die über den Nordatlantik fegten, und dennoch handelte es sich um den zuverlässigsten Schiffstyp des Mittelalters. Der Kiel war biegsam, und der Rumpf konnte sich verwinden, sodass der Bootskörper mühelos und mit nur geringem Wasserwiderstand dahinglitt. Und aufgrund seines geringen Tiefgangs vermochte es selbst riesige Wogen abzureiten.
    Auch die Ruderanlage war ein Meisterwerk der Schiffsbaukunst. Sie bestand aus einem starken Steuerruder,
Stjornbordi
genannt, das stets vertikal an der rechten Seite des Achterschiffs angebracht war – woraus sich der Begriff Steuerbord ableitete –, und mittels einer waagerechten Pinne gedreht wurde. Der Rudergänger achtete mit einem Auge auf die See und mit dem anderen auf eine kunstvoll verzierte, bronzene Wetterfahne, die entweder am Vorsteven oder auf dem Mast befestigt war und ihm die Windrichtung anzeigte, sodass er immer den günstigsten Kurs steuern
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