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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs
Autoren: Mark Frost
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eine Erklärung für das Treiben rings um die Kathedrale zu finden.
    »Was wir suchen, ist unter dem Turm«, sagte Jack.
    »Richtig«, sagte Presto.
    Die Allein Geht sah sich um, blickte nach rechts und entdeckte ungefähr hundert Schritt weit entfernt einen Mann im Anzug, der aus einer Öffnung im Boden heraufkam und eilig in der Dunkelheit untertauchte.
    »Da drüben«, sagte sie leise.
    Sie führte sie zu der Stelle, wo sie den Mann hatte heraufkommen sehen. Zwei Stahlklappen waren geöffnet, und eine Treppe führte in die Erde hinunter.
    »Das ist es«, sagte Jack.
    Die Allein Geht lief allen voran die Treppe hinunter.
    »Dem Traum zufolge sollen es doch sechs sein, wer oder was sie auch immer sein sollen. Korrekt?« fragte Innes.
    Innes redete fast ununterbrochen, seit er angeschossen worden war; er kämpft gegen den Schock, dachte Doyle. Er war mit Innes und Eileen am Nordrand der Hüttensiedlung in Deckung gegangen und beobachtete Jack und die anderen, als diese sich vorsichtig der Kirche näherten.
    »Richtig«, sagte er.
    »Also: Jack und Presto und Mary Wie-heißt-sie-gleich, das sind drei«, sagte Innes.
    »Und Jacob und Kanazuchi«, sagte Eileen. Sie lag zwischen ihnen, das Gewehr im Anschlag.
    »Das sind fünf«, sagte Doyle.
    »Meine Frage ist also: Wenn es so rasend wichtig ist, wie viele es sind – und das scheint es ja zu sein –«
    »Wer ist dann Nummer sechs?« vollendete Doyle. »Keine uninteressante Frage.«
    Er schwenkte das Glas nach rechts, um ihren Freunden zu folgen. Die Allein Geht führte sie eben zu einer flachen, konturlosen Stelle, wo sie stehenblieben und etwas am Boden studierten.
    »Was tun sie da?« flüsterte Doyle.
    Im nächsten Augenblick sah er, wie sie in der Erde verschwanden.
    »Was zum Teufel …«
    »Was denn?« fragte Eileen.
    »Schaffst du es noch?« fragte er Innes.
    »Natürlich – geh nur voraus.«
    »Eileen?«
    »Ich habe keine Lust, mutterseelenallein hier zurückzubleiben, vielen Dank.«
    Sie halfen Innes auf die Beine und schlichen sich näher heran.
    Dante zog sich in die Dunkelheit des Ganges hinter sich zurück, als die Tür aufging; er war dem Reverend dankbar für die Erlaubnis, jeden umzubringen, der durch diese Tür käme. Er umklammerte die Messer fest, erhitzt und erpicht darauf, hervorzustürzen und sich an die Arbeit zu machen.
    Er blieb wie angewurzelt stehen, als er die Indianerin erkannte.
    Der Schreck verzögerte seinen Angriff lange genug, um die drei Männer hinter ihr ebenfalls hereinkommen zu lassen. Alle waren bewaffnet, und einer hatte einen kleinen Koffer. Sein Blick schoß zu dem Stuhl hinüber, auf dem er gesessen hatte.
    Verdammt, er hatte seinen Koffer auf dem Boden stehenlassen.
    Der vordere Mann, ein großer, hagerer, der ihn irgend-
    wie an Reverend Day erinnerte, ging zu dem Koffer, klappte ihn auf, zeigte den anderen, was er enthielt, und warf ihn beiseite. Sie tuschelten miteinander – Dante hörte das Wort »Chicago« –, und dann zeigte der große Mann auf den Gang, in dem Dante sich versteckte.
    Dante tastete sich hastig bis zur nächsten Ecke. Er holte tief Luft, streckte die Hände vor sich aus und lief weiter in die tiefe Finsternis.
    Presto öffnete Edisons Koffer und nahm die elektrische Laterne heraus. Jack nahm eine Handvoll kleiner, viereckiger Flicken und einen Kompaß aus der Westentasche. Er verkleinerte die Öffnung der Laterne zu einem feinen Spalt und schaltete sie ein; er richtete den Lichtstrahl kurz auf die Flicken, las den Kompaß ab, schaltete das Licht wieder aus und führte sie zur Mündung des Korridors.
    »Erinnern Sie sich an diesen Teil des Traumes?« fragte er die andern mit leiser Stimme.
    »Tunnel«, sagte Die Allein Geht. »Verschlungene Gänge.«
    »So etwas wie ein Labyrinth«, sage Presto.
    »Genau«, sagte Jack und drückte einen der Flicken in Augenhöhe an die Wand. Die Rückseite war mit Klebstoff überzogen, und er leuchtete in mattem Phosphorgrün. »Unser Kurs ist Nord-Nordwest, auf die Kirche zu.«
    Jack öffnete noch einmal den Koffer, nahm das Nachtsichtgerät heraus und gab Presto und Lionel Lampe und Kompaß. Dann stülpte er sich die Brille über und spähte in den Korridor.
    »Halten Sie die Lampe bereit. Und bleiben Sie dicht zusammen«, sagte er.
    Der Gang, gerade breit genug, daß zwei Leute nebeneinander gehen konnten, gähnte vor ihnen wie ein schwarzer Schlund. Die drei anderen folgten Jack hinein, und die endlose Finsternis verschluckte sofort das wenige Licht, das aus der
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