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Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater

Titel: Im Wahn - Moody, D: Im Wahn - Hater
Autoren: David Moody
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Mittagspause zurück. Ich bin eifersüchtig, weil ich gerade genug für meinen Lebensunterhalt zusammenkratzen kann, mehr aber auch nicht. Kieran unterhält sich fast den ganzen Tag mit seinem Kumpel Daryl Evans, der rechts von mir sitzt. Sie reden über mich hinweg oder durch mich hindurch, aber selten mit mir. Das macht mir jedoch nichts aus. Ich finde ihre Gespräche unerträglich banal; wir haben nur eines gemeinsam, nämlich die Tatsache, dass wir alle drei in derselben Ecke desselben winzigen Büros arbeiten. Was mich allerdings ärgert, wenn ich ganz ehrlich bin, ist die Tatsache, dass beide damit durchkommen, dass sie den größten Teil der Arbeitszeit mehr oder weniger auf der faulen Haut liegen. Vielleicht hat das damit zu tun, dass sie auch außerhalb der Dienstzeit freundschaftlich mit Tina verkehren und mit ihr ausgehen. Herrgott, ich dagegen muss nur einmal kurz husten, und schon steht sie von ihrem Sessel auf und will wissen, warum ich nicht weiterarbeite.
    »Was für einen Typen?«, ruft Daryl zurück.
    »Auf der Straße, auf dem Weg zur Arbeit.«
    »Welcher Straße?«
    »Der High Street, direkt vor Cartwrights.«

    »Ich hab nichts gesehen.«
    »Musst du aber.«
    »Echt nicht. Ich bin nicht bei Cartwrights vorbeigekommen. Ich hab heute Morgen einen anderen Weg gewählt.«
    »Da war so ein Typ«, erklärt Kieran ungerührt, »den hättest du sehen sollen. Der ist total ausgerastet.«
    »Was soll das heißen?«
    »Echt, Mann, der lief Amok. Frag Bob Rawlings aus dem Archiv. Der hat’s gesehen. Er glaubt, dass er sie praktisch getötet hat.«
    »Wen getötet?«
    »Ich weiß auch nicht, nur eine alte Frau. Jedes Wort ist wahr, der ging einfach ohne Grund auf sie los. Hat sie mit einem verdammten Regenschirm abgestochen, hab ich gehört!«
    »Jetzt verarschst du mich …«
    »Nein! Geh und frag Bob …«
    Normalerweise ignoriere ich diese Schnellfeuerunterhaltungen (meistens habe ich sowieso nicht die geringste Ahnung, wovon sie eigentlich reden), aber heute kann ich tatsächlich etwas beisteuern, weil ich dabei war. Ich weiß, das ist jämmerlich, aber auf Grund der Tatsache, dass ich tatsächlich mehr über den vorfall weiß als Kieran oder Daryl, erfüllt mich ein Hochgefühl der Überlegenheit.
    »Er hat recht«, sage ich und blicke von meinem Monitor auf.
    »Dann hast du es gesehen?«, fragt Kieran.
    Ich lehne mich selbstgefällig auf meinem Stuhl zurück. »Es ist direkt vor meinen Augen passiert. Wenn ich ein paar Sekunden früher dort gewesen wäre, hätte er sich genauso gut auf mich stürzen können.«

    »Und was hatte das alles zu bedeuten?«, fragt Daryl. »Stimmt es, was er sagt?«
    Ich werfe rasch einen Blick zu Tina. Sie hat den Kopf in einem Aktenstapel vergraben. Ich kann gefahrlos reden.
    »Zuerst hab ich die alte Frau gesehen«, lasse ich sie wissen. »Ich wäre beinahe über sie gestolpert. Sie flog an mir vorbei und knallte gegen das Fenster neben der Seitentür von Cartwrights. Ich dachte zuerst, ein paar Halbstarke versuchten ihr die Tasche wegzunehmen oder so. Als ich ihn sah, konnte ich es zuerst gar nicht glauben. Der sah wie ein ganz normaler Büroangestellter aus. Anzug, Krawatte, Brille …«
    »Und warum hat er es getan? Wie hat sie ihn provoziert?«
    »Keine Ahnung. Verdammt, in dem Zustand, in dem er sich befand, konnte ich ihn wohl kaum fragen.«
    »Und er ist einfach so auf sie losgegangen?«, murmelt Daryl und hört sich an, als würde er mir kein Wort glauben.
    Ich nicke und schaue von einer Seite zur anderen. »So was hab ich noch nie gesehen«, fahre ich fort. »Er lief zu ihr und durchbohrte sie mit’nem Regenschirm. Das war widerlich. Rammte ihn ihr mitten in den Bauch. Ihr ganzer Mantel war voller Blut und …«
    Jetzt blickt Tina auf. Ich senke den Kopf, tippe weiter und versuche mich zu erinnern, woran ich gearbeitet habe.
    »Was dann?«, zischt Kieran.
    »Dann ist der Idiot auf den Rest der Leute losgegangen. Schlug nach allen Passanten um ihn herum. Bis die Polizei eintraf«, erkläre ich, sehe weiter auf meinen Monitor, tue aber nichts. »Sie haben ihn weggeschleift und in einen Streifenwagen gesetzt.«

    Die Unterhaltung verstummt wieder. Murray ist unterwegs. Einen Moment lang höre ich nur das Klappern von drei Tastaturen, als wir alle so tun, als würden wir arbeiten. Als sie sich in dem Raum umgesehen hat, mit besonderem Augenmerk auf mich, verlässt sie das Büro, worauf Kieran und Daryl sofort aufhören zu tippen.
    »Und, war was nicht in ordnung mit
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