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Im Todesnebel

Im Todesnebel

Titel: Im Todesnebel
Autoren: Clive Cussler
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U-Boot samt seiner Besatzung von einhundertsechzig Mann verloren hatte. Einer erstaunten Nation wurde offiziell mitgeteilt, daß die
Starbuck
in der unendlichen Weite des nördlichen Pazifiks verschollen war.
    Als hätte ein düsteres Geheimnis seine Schleier über sie gebreitet, war sie spurlos mit der gesamten Mannschaft verschwunden. Zeit, Ort und Ursache des Unglücks blieben unbekannt.

1
    Trotz der überfüllten Strande, die fast schon zu einem Wahrzeichen der Inseln, die zum Hawaii-Archipel gehören, geworden sind, ist es immer noch möglich, da und dort einen Flecken Sand zu entdecken, der ruhig und einsam liegt. Kaena Point, die nördliche Landspitze der Insel Oahu, die wie die linke Führhand eines Boxers in den Kanal von Kauai hinausreicht, ist einer dieser wenigen Punkte, die noch abseits der Touristenpfade liegen und an denen ein leerer Strand zur Erholung einlädt. Es ist ein wunderschöner Platz, aber die Schönheit ist trügerisch. Oft wird die Küste von gefährlichen Uferströmungen heimgesucht, die jedem Schwimmer, der nicht allergrößte Umsicht walten läßt, zur lebensbedrohenden Gefahr werden können. Und jedes Jahr, als entrolle sich eine todesmächtige Fügung, läßt sich ein Sonnenhungriger, dessen Name zumeist unbekannt bleibt, von dem einsamen Sandstrand und den sanften Wellen verführen: Er geht ins Meer und wird von der Strömung innerhalb von Minuten in die offene See hinausgetragen.
    An diesem Strand lag, ausgestreckt auf einer Bastmatte, ein dunkel sonnengebräunter Mann, der eine knappe weiße Badehose trug. Der Mann war ungefähr einen Meter neunzig groß, auf seiner breiten behaarten Brust, die sich bei jedem Atemzug leicht hob, bildeten sich immer wieder Schweißperlen, die dann in Schlangenlinien an den Seiten des Brustkorbs hinunterliefen und sich mit dem Sand vermischten. Sein Arm, den der Mann sich über die Augen gelegt hatte, um sie vor der starken Strahlung der tropischen Sonne zu schützen, war muskulös, aber ohne jene übertrieben starke Muskelbildung, wie man sie gewöhnlich bei Bodybuildern antrifft. Der Mann hatte dichtes schwarzes Haar, das ungekämmt und etwas verwildert wirkte. Es fiel ihm halb in die Stirn, unter der ein scharf geschnittenes, aber freundliches Gesicht zu erkennen war.
    Dirk Pitt erwachte aus einem Halbschlaf und stützte sich auf seinen Ellbogen hoch. Seine tiefgrünen Augen sahen unverwandt auf das Meer hinaus. Pitt gehörte nicht zu den gewöhnlichen sonnenhungrigen Strandbesuchern. Für ihn war der Strand etwas Lebendiges, etwas, das Form und Wesen unter dem dauernden Ansturm von Wind und Wellen ständig veränderte. Pitt beobachtete die Dünung, wie sie hereinrollte von ihrer Tausende von Kilometern entfernten sturmgepeitschten Geburtsstätte auf der offenen See. Die Wellen wuchsen an und steigerten ihre Geschwindigkeit, wenn ihre Täler den flacher werdenden Meeresboden erahnten. Sie verwandelten sich in Brecher, die höher und höher stiegen – von Kamm zu Tal schätzte Pitt sie auf mindestens zweieinhalb Meter –, bevor sie sich überschlugen und zu einer donnernden Masse aus Schaum und Gischt wurden. Dann erstarben sie allmählich in kleinen Wirbeln und Strudeln.
    Plötzlich glaubte Pitt, weit draußen hinter den Brechern, ungefähr dreißig Meter vom Strand entfernt, einen Farbfleck gesehen zu haben. Im nächsten Augenblick war er wieder hinter einem Wellenkamm verschwunden. Angestrengt hielt Pitt den Blick auf den Punkt gerichtet, an dem der Farbfleck zuletzt zu sehen gewesen war. Nachdem die nächste Welle hochgestiegen war und sich überschlagen hatte, konnte er die Farbe wieder in der Sonne glitzern sehen. Wovon sie herrührte, war auf die Entfernung nicht zu erkennen, doch das grell leuchtende Gelb war nicht zu übersehen.
    Am bequemsten wäre es, folgerte Pitt, wenn er einfach liegenbleiben und sich das unbekannte Etwas von der Dünung zutragen lassen würde. Doch er schob alle vordergründige Vernunft beiseite, stand auf und ging langsam ins Wasser. Nach wenigen Schritten riß er die Arme hoch und tauchte so geschickt unter einem heranrollenden Brecher weg, daß er die sich überschlagende Brandung nur noch an seinen Füßen spürte. Das Wasser war warm wie eine lau gefüllte Hotelbadewanne. Als sein Kopf die Wasseroberfläche wieder durchbrochen hatte, begann er mit ruhigen Zügen durch den wirbelnden Schaum zu schwimmen und ließ sich von der Strömung in das tiefere Wasser tragen.
    Nach einigen Minuten hielt er inne und
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