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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen
Autoren: John Sandford
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ihres Herzens war sie konservativ. Als sie das Geld beibringen sollte, hat sie sich’s vermutlich anders überlegt.«
    Fairy runzelte die Stirn. »Woher weißt du so viel über sie?«
    »Von dir. Du redest doch die ganze Zeit über sie.«
     
    Zu Hause schliefen sie miteinander, auf seine kühle, hektische Art. Lorens über zwei Zentimeter lange Fingernägel hinterließen Kratzspuren an ihrem Bauch und ihren Oberschenkeln. Hinterher sagte sie: »Ford weiß Bescheid.«
    »Ja. Wir sollten noch mal mit ihm und ein paar von den anderen reden. Mit Patricia zum Beispiel …«
    »Ich glaube nicht, dass sie was damit zu tun hatte«, erwiderte Fairy.
    »Doch«, sagte Loren und richtete sich auf, so dass das Laken herunterrutschte und sein nackter, hagerer Oberkörper zum Vorschein kam. »Ich spüre es. Patricia war eifersüchtig auf Frances. Ihre Eltern haben sich getrennt, denen ist sie völlig egal. Sie hat niemanden. Frances dagegen hatte nicht nur Vater und Mutter, die sie liebten, sondern auch Geld. Die fette Kleine wollte bei dem Club mitmachen, weil sie das cool fand und Kontakt zu den Bands gekriegt hätte. Aber Frances hat abgewunken, weil sie nichts mit Eifersucht und Hass anfangen konnte.«
    »Möglich.«
    »Sicher. Auf meiner Liste steht sie jedenfalls.«
    »Wir müssen mehr rauskriegen«, sagte Fairy. »Da wären Dick Ford, Roy Carter und Patty …«
    »Wir lassen uns eine Woche Zeit zum Nachdenken, dann machen wir uns wieder auf den Weg. Denn wenn wir das nicht tun, verpufft die Energie ungenutzt.«

     
    Im A1 redete sie noch zweimal mit Ford, zuerst zehn Minuten am Stück und dann kurz vor dem Schließen. Sie trat an den Tresen, um ein Bier zu trinken, und er berührte ihre Hand. Sie spürte das Messer in ihrem Gürtel heiß wie das Schwert der Freya. Als sie mit dem Bier fertig war und Ford den Gästen zurief, sie sollten austrinken und nach Hause gehen, bewegte sie sich zur hinteren Tür und sah ihn von dort aus noch einmal an.
     
    Auf dem Kopfsteinpflaster der Gasse hinter dem A1 klebte der Dreck von hundert Jahren. Fairy hätte sich gern irgendwo aufgestützt, doch es war alles schmutzig. Also ging sie auf und ab und wartete darauf, dass Ford herauskommen würde.
    Ein Gedanke: Ich könnte einfach abhauen. Ja, und nichts würde passieren. Sie konnte den Wagen verkaufen - oder auch nicht, wen interessierte das schon? -, und die Sache wäre erledigt.
    Sie spielte mit diesem Gedanken, schob ihn dann beiseite, legte die Hand auf den Griff des Messers, das sie ziemlich lange geschärft hatte.
    Dann trat Ford durch die Tür, lächelnd, charmant. »Hallo«, begrüßte er sie.
    Er trug eine offene Lederjacke und darunter ein Baumwollhemd. Sie kam näher, ließ ihn spüren, wie klein und anschmiegsam sie war, während ihre Rechte zum Messergriff wanderte. »Mir geht die Sache mit Frances nicht aus dem Kopf. Ich dachte, vielleicht kannst du mir mehr drüber sagen.«
    »Frances Austin?« Er runzelte die Stirn. Das hatte er nicht erwartet. »Die Geschichte lässt dich nicht los, was?«
    Es gab nur eine Laterne in der Gasse, und unter der standen sie jetzt. Sie packte ihn am Ärmel, zog ihn ans andere Ende der kleinen Straße, in die Dunkelheit, drehte ihn herum, drückte sich an ihn und sagte: »Du warst mit ihr befreundet.
Du musst doch eine Ahnung haben, was passiert ist.«
    »Nein, wirklich nicht …«
    »Erzähl keinen Scheiß«, flüsterte sie, rammte ihm das Messer in den Bauch, knapp über dem Nabel, und schob es hoch in Richtung Herz, mit beiden Händen. Es ging leichter als gedacht. Ford versuchte mit schlaffen Armen, sich zu wehren.
    Als sie das Messer herauszog, sank er röchelnd und mit weit aufgerissenen Augen gegen die schmutzige Mauer. Schließlich kippte er zur Seite und landete, blutigen Schaum vor dem Mund, auf dem Boden.
    Sie ging neben ihm in die Hocke, lauschte seinem Todeskampf, wischte das Messer an seinem Hemd sauber und spuckte ihn an. »Das war für Frances«, zischte sie.
    Dann ging sie, das Messer in der Hand, die Gasse hinunter, kletterte in den Wagen und fuhr schweigend sechs Häuserblocks, bis Loren sich zu Wort meldete: »Er ist tot. Ich hab ihn auf die andere Seite wechseln gespürt.«
    »Ja.«
    »Fahr rechts ran.«
    »Warum?« Sie tat, was er sagte.
    »Weil ich dich bumsen will.«
    Als sie kam, roch sie frisches Blut.

ZWEI
    D ie Sonne ging im Südwesten über dem Mississippi unter, und kalter Regen prasselte gegen die Fenster.
    Lucas Davenport starrte in einem düsteren Zimmer auf
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