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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr
Autoren: Toni Anderson
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und er wünschte, er könnte wieder ins Koma gleiten.
    »Deine Eltern …« Edgefield stolperte über das Wort. »Grant und Anita wurden festgenommen.« Den Mund fest zusammengekniffen, setzte er sich auf einen Stuhl neben dem Bett. »Das muss ein furchtbarer Schock für dich sein …«
    »Ich bin nicht dein Sohn!«, brachte Mike wütend hervor.
    Thom lehnte sich leicht in seinem Stuhl zurück. »Ich habe dich im Bauch deiner Mutter heranwachsen sehen und habe geholfen, dich auf die Welt zu bringen. Glaubst du, es wäre mir wichtig, aus wessen Sperma du entstanden bist?«
    »Bianca hat dich betrogen. Macht dir das gar nichts aus?«
    Thoms Haut wurde noch blasser. »Es macht mir etwas aus, aber es ist lange her.«
    »Sie haben mich aufgezogen.« Mikes Brust zog sich zusammen. Er hatte das Gefühl, jemand hätte sein Herz mit einem Schwert durchbohrt, aber es wollte einfach nicht aufhören zu schlagen.
    »Ich habe dich geliebt, als du ein Baby warst, Mike. Und das tue ich immer noch, auch wenn du es wahrscheinlich nicht hören willst.«
    Mike zuckte zusammen. Er hatte keine Liebe verdient. Er dachte an Gina und daran, was sein Vater getan hatte, um seine grausigen Geheimnisse zu bewahren. Grant hatte kaltblütig zwei Frauen ermordet. Zwei Frauen, die nichts getan hatten, außer sich mit einem Toben-Mann einzulassen. Als er an Ginas hübsche Augen und ihr sanftes Lächeln dachte, bebte seine Brust. Wenn er nichts mit ihr angefangen hätte, wäre sie jetzt nicht tot. Dieses Wissen hatte sich wie mit einem Brenneisen in sein Gehirn eingebrannt.
    In Thoms Augen sah er große Traurigkeit. »Ich habe Grant für meinen Freund gehalten. Ich kann mir nicht vorstellen, was du im Moment durchmachen musst.«
    Doch, das konnte er.
    Wenn irgendjemand etwas von Leid und Schmerz verstand, dann war es dieser Mann, das wusste Mike. Und schuld daran war sein Vater. Sein Vater war ein Mörder. Und seine Mutter – die Frau, die ihn aufgezogen hatte – hatte davon gewusst. All die Jahre hatte er die glückliche Ehe seiner Eltern bewundert, aber hinter der Fassade steckte ein fauliger Kern aus Gewalt und Mord.
    Was bedeutete das für ihn?
    »Du hast eine Schwester …«
    Heilige Mutter Gottes, Holly hatte er ganz vergessen. Er versuchte, sich aufzusetzen. »Geht es ihr gut?«
    »Sie ist wohlauf, und sie kann nachher zu dir kommen und mit dir sprechen.« Thom verzog das Gesicht. »Das Schlimmste hat Finn abgekriegt. Er wurde angeschossen, aber er wird durchkommen.«
    Scheiße!
Wie ein dunkler Schatten ging Brent Carver an der Tür zu seinem Krankenzimmer vorbei. Mikes übliche Angst vor dem Mann war verschwunden. Er konnte sich unmöglich noch schlechter fühlen als in diesem Moment, ganz egal, was Brent ihm antun mochte.
    »Finn ist ein feiner Kerl, und ich bin froh, dass er wieder gesund wird.« Dann runzelte er die Stirn. »Ich habe seine Waffe gestohlen.«
    Thom räusperte sich. »Ich glaube, die Polizei hat ein paar Fragen an dich.«
    Als er zur Tür blickte, entdeckte Mike zwei Mounties, die mit angespannten Kiefern geduldig vor seinem Zimmer warteten.
    »Dann lässt du sie wohl lieber rein.« Mike sammelte seine Kräfte.
    Thom stand auf und reichte ihm ein Glas Wasser. »Nimm dir noch eine Minute, bis deine Anwältin von der Toilette zurückkommt.«
    »Anwältin?«
    »Laura Prescott hat sich bereiterklärt, dich zu vertreten.« Er warf ihm einen Blick zu. »Du bist nicht allein, Mike.«
    Mike wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Er fühlte sich allein. Noch nie in seinem ganzen verdammten Leben hatte er sich so allein gefühlt. Aber das hatte er verdient. Er wollte es so.
    Thom nahm seine Hand und drückte sie. »Es braucht Zeit, mein Sohn. Es braucht Zeit.«
    In Finns Kopf hatte sich so viel Schmerz zusammengeballt, dass er sich wünschte, er würde nicht zu Bewusstsein kommen. Dann öffnete er die Augen und sah Holly an seinem Bett sitzen. Sie starrte ihn ungeduldig an und hielt seine Hand so fest, dass ihm die Finger wehtaten. Und dieser Schmerz war gut. Mehr als gut. Denn er bedeutete, dass er nicht tot war und dass sie ihn tatsächlich liebte.
    »Hey«, sagte er.
    Sie blinzelte schnell. »Selber hey.«
    »Geht’s dir gut?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ja.« Sie drückte den Rufknopf für die Schwester.
    Er lachte, aber verdammte Scheiße, tat das weh. »Wie geht’s mir?«
    »Zum Glück hat die Kugel keine lebenswichtigen Organe getroffen.«
    »Tja,
so
weit unten war der Schuss nicht.«
    »Hey«, sie hob die Stimme.
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