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Im Schloss der schlafenden Vampire

Im Schloss der schlafenden Vampire

Titel: Im Schloss der schlafenden Vampire
Autoren: Stefan Wolf
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sie zu ängstigen.
    Konrad griff in die rechte
Hosentasche, was in dieser Haltung nicht einfach war. Seine Jeans saßen eng, er
war angegurtet und seine bullige Figur verzeichnete ihren stärksten Speckanteil
in der Taille. Immerhin — das Schnappmesser wurde aus der Tasche gezerrt.
Klick! — und die Klinge schoss heraus. Drohend hielt er das Instrument in die
Höhe.
    „Wenn ihr nicht wollt, dass ich
euch die Ohren abschneide — und ich schwöre, ich mache das — dann kriecht ihr
sofort unter die Decke, zieht sie euch über den Kopf und seid still. Kein Wort
will ich hören! Und wehe, ihr guckt hervor! Wehe! Dann habt ihr mal Ohren
gehabt. Und die Haare schneide ich euch auch ab.“
    Blitzartig verschwanden beider
Köpfe. Gerade noch, dass er das Entsetzen in den Kinderaugen gesehen hatte.
Offenbar klang seine Stimme bedrohlich genug.
    Unter der Kamelhaardecke
zeichneten sich die Gestalten ab. Irre!, dass er sie vorhin nicht bemerkt
hatte. Aber da lagen ja noch die anderen Klamotten drauf und rum herum —
Wind-Wetter-Wander-Kleidung, die jetzt zur Seite geschoben war.
    Die Mädchen flüsterten unter
der Decke. Er konnte nichts verstehen. Tina weinte. Und wurde, wie es aussah,
von Lena in die Arme genommen. Große Schwester, kleine Schwester. Aber wohl nur
mit einem Jahr Unterschied.
    Konrad biss sich auf die
Lippen. Sein Entschluss war gefasst.
    Zum Schloss! Er musste zum
Schloss! Sein Bruder Edmund wusste Bescheid, rümpfte zwar die Nase, würde aber
helfen.
    Den Wagen verstecken! Die
Mädchen loswerden! Oder — warum nicht? — eine Erpressung versuchen. Lösegeld
für die beiden Puppen. Aber sie konnten ihn beschreiben! Das hieß: Er brauchte
eine Riesensumme — zur Flucht in die weite Welt.

3.
Ekelhafter Schlossverwalter
     
    Der Bahnhof von Prinzenruh-Dorf
war winzig und stammte sicherlich aus der Zeit, als das Dampfross erfunden
wurde. Seitdem hatte niemand die roten Backsteinmauern gesäubert. Ein alter
Mann auf dem Vorplatz erklärte TKKG den Weg zum Schloss.
    „Links am Dorf vorbei. Ist ‘ne
Straße. Immer weiter dann! Rechts seht ihr die Fabrik von
Hühnerfutter-Heymwacht. Dann geht’s einen Kilometer durch Wald. Das Schloss
liegt zwischen Moor und Kronprinzensee. Das ist der kleine See, der nördlich
vom großen liegt.“

    „Danke!“, sagte Tim. „Ich
glaube, wir werden das Schloss finden.“
    „Aber rein könnt ihr nicht. Ist
zur Zeit geschlossen. Wegen Renovierung.“
    „Wissen wir“, lachte Gaby. „Ich
bin dort als Gast.“
    „Bist du mit Edmund Vogt
verwandt?“, fragte der Alte. „Mit dem Schlossverwalter? Nein!“
    „Ist kein Fehler, junge Dame.
Denn den mag man hier nicht.“
    Dazu sagte Gaby nichts,
sondern: „Ich helfe einer Studentin bei der Erforschung der Fledermäuse. Es
gibt sehr viele im Schloss.“
    „Was gibt’s denn da zu
erforschen“, erwiderte der Alte mürrisch. „Nachts flattern sie rum und saugen
schlafenden Kindern das Blut aus.“
    TKKG lachten. Aber Gaby war
sich nicht sicher, ob der Opa einen Witz machen wollte oder diesen Unsinn
glaubte.
    Die vier trabten los. Tim
schleppte zwei Rucksäcke. Gaby hatte ihren erst nach kurzem Ringkampf
hergegeben. Die Luft roch nach Regen. Das Dorf sah piekfein aus und schien
größer zu sein als der Bahnhof vermuten ließ. 2000 Einwohner, schätzte Tim.
Sicherlich nur noch wenige Bauern — wegen der unrentablen Kleinbetriebe — und
viele Arbeitspendler zur Stadt. Oder Hühnerfutter-Heymwacht sorgt hier für
Arbeitsplätze. Himmel, sein Futter wird — wie man hört — in ganz Europa
verfüttert. In den grässlichen, untierischen Eier-Fabriken, den Legebatterien,
wo ungezählte armselige Hennen schlimmer als Arbeitssklaven gehalten werden.
Diese Quälerei muss endlich verboten werden. Außerdem — soviele Eier braucht
der Mensch nicht. Nein! Nur noch Eier von freilaufenden Hühnern aus fröhlichen
Bauernhöfen!
    „Hühnerfutter-Heymwacht“, sagte
Karl, als hätte er Tims Gedanken gespürt, „bleibt einem im Gedächtnis. Wegen
seiner blödsinnigen Werbesprüche. Eigentlich hat er nur einen Slogan. Aber den
variiert er.“ Und mit erhobener Stimme: „Heymwacht-Futter frisch und bunt macht
die Eier groß und runt. Rund mit t. Oder — in der anderen Fassung:
Heymwacht-Futter frisch und bund macht die Eier groß und rund. Da vergreift er
sich an dem t von bunt. Das ist der Gag in seinen Sprüchen.“
    „Ich esse sowieso lieber
Schoko-Eier“, meinte Klößchen. „Für die muss kein Huhn seinen Hintern bemühen
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