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Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
Autoren: Alyson Noël
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Stoff mir über Hüften und Beine gleitet, bis er meine Knöchel umspielt. Dann hole ich tief Luft und schaue in den Spiegel, schockiert von dem fremdartigen Bild, das mir entgegenblickt. Axel hat mich die ganze Zeit von sämtlichen reflektierenden Oberflächen ferngehalten, und bislang hatte ich noch kein Interesse an einem Spiegel. Doch jetzt kann ich nicht aufhören, es anzustarren und mich zu fragen, ob meine Verwandten und Freunde wohl bemerken werden, wie sehr ich mich verändert habe.
    Mein Haar ist dunkler geworden. Die Farbe meiner Lippen intensiver, was meine Haut noch bleicher wirken lässt. Und obwohl meine Wangen knochiger, ausgeprägter und eingefallener sind als früher, sind es meine Augen, die mich am meisten erschrecken. Die Iriden haben einen fiebrigen Smaragdton angenommen, in dem das brennende Verlangen nach Rache lodert.
    Zwar habe ich habe Axel gegenüber beteuert, Liebe sei meine größte Antriebskraft, doch mein Bedürfnis nach Rache ist fast ebenso groß.
    Ich setze die Bestandsaufnahme fort. Sehe einen Körper, der dünner und schwächer ist, jedoch längst nicht mehr so zerschlagen wie bei meiner Ankunft. Abgesehen von der tiefroten Narbe, deren oberes Ende über dem tiefen Ausschnitt zu sehen ist, gibt es keinerlei Anzeichen der Gewalt, die Cade mir angetan hat. Jener grauenvollen Taten, die er niemals wiederholen können wird. Ich werde aus meinen Niederlagen lernen und diese Erkenntnisse nutzen, um meine Ziele zu verfolgen. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue, ich werde Vergeltung üben. Ich werde dafür sorgen, dass Cade für seine Taten bezahlt.
    Meine Tagträume werden durch das Geräusch von Schritten jenseits der Tür unterbrochen, und ich erstarre vor Angst davor, was Axel wohl tut, wenn er mich so vorfindet.
    Wenn er tatsächlich nur mein Bestes will, würde ihn mein Verrat vermutlich zutiefst kränken.
    Und wenn nicht …
    Wenige Sekunden später sind die Schritte verhallt, und ich setze die Suche nach meinen Sachen fort. Bin erleichtert, als ich den weichen Wildlederbeutel finde, den Paloma mir geschenkt hat, und den Schlüssel an der schwarzen Schnur, ein Symbol für die Liebe, die Dace und mich verbindet. Leider ist Djangos schwarze Jacke verschwunden und damit eine der wenigen greifbaren Erinnerungen an meinen Vater. Entweder ist sie in der Unterwelt liegen geblieben, oder sie wurde bei meinem Kampf gegen Cade so lädiert, dass Axel sie mit meinen übrigen Sachen entsorgt hat.
    Ich streife mir meine Talismane über den Kopf und werfe einen Blick in den Beutel. Der steinerne Rabe, die Rabenfeder, Djangos Bär, der kleine Aquamarin, den ich im Wasserfall gefunden habe, und das Türkisherz, das ich von Dace als Wichtelgeschenk zu Weihnachten bekommen habe – all diese Dinge sind glücklicherweise noch da, auch wenn ich mich frage, ob sie ihre Magie behalten haben.
    Paloma hat mir eingeschärft, gut auf den Beutel aufzupassen, ihn immer in Reichweite zu haben und niemanden hineinschauen zu lassen, sonst sei seine Macht verloren.
    Seit meiner Ankunft hier habe ich ihn nicht mehr gesehen, und außerdem könnte ich darauf wetten, dass Axel ihn bei der erstbesten Gelegenheit inspiziert hat.
    Dennoch verstecke ich den Beutel unter dem Kleid und schiebe den kleinen goldenen Schlüssel darunter. Genieße das Gefühl des kalten Metalls auf der Haut. Wie es kühl und fremdartig auf der Narbe liegt, die meine Brust in zwei Hälften teilt.
    Eine weitere Erinnerung an all das, was ich verloren habe.
    Einigermaßen angezogen und bereit, eile ich ans Fenster und spähe durch den Spalt zwischen den Vorhängen. Vergewissere mich, dass die Luft rein ist, bevor ich zur Tür gehe und die Handflächen gegen das schwere Holz presse, wie ich es mir unzählige Male vorgestellt habe.
    Doch obwohl ich so fest drücke, wie ich kann, regt sich die Tür keinen Millimeter.
    Ich drücke erneut.
    Und noch einmal.
    Werfe mich verzweifelt gegen das kunstvoll geschnitzte Holz, nur um festzustellen, dass die Tür von außen verriegelt ist.
    Ich stürme zum Fenster und suche nach einem Griff, finde jedoch keinen.
    Ich greife nach dem Wasserkrug und schleudere ihn mit aller Kraft gegen die Fensterscheibe, die jedoch heil bleibt, da sie offensichtlich aus bruchsicherem Glas besteht.
    Auf der verzweifelten Suche nach einem Fluchtweg haste ich in alle vier Ecken des Raums, doch es gibt kein Entrinnen.
    Ich sitze in der Falle.
    Eingesperrt.
    Meine schlimmsten Befürchtungen werden bestätigt.
    Axel rettet mich
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