Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Kille-Kille-Keller

Im Kille-Kille-Keller

Titel: Im Kille-Kille-Keller
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
geradenwegs durch
mich hindurch. »Es ist mir eine Ehre, Mrs. Ebhart«, sagte sie, und in ihre
Stimme schien kalter Hohn gleich mit eingebaut zu sein.
    »Tag«, sagte ich schwach.
    »Ich habe Ihnen die alte Suite
Ihrer Eltern reserviert«, sagte sie zu Don. »Ich dachte mir, das würde Sie
freuen.«
    Don bedachte sie flüchtig mit
einem bösen Blick. »Das war sehr liebenswürdig von Ihnen«, sagte er tiefgekühlt.
    »Sie kennen sich ja aus«,
meinte Edwina. »Der Diener wird Ihr Gepäck sogleich hinaufbringen.«
    »Sie haben Leute eingestellt?«
fragte Don.
    Sie nickte kurz. »Drei —
Köchin, Zimmermädchen und einen Handlanger. Es sind ordentliche Leute.«
    »Ist sonst schon jemand da?«
    »Mr. Dark ist gestern
gekommen«, antwortete sie. »Ihre Schwester und ihren Gatten erwarte ich im
Laufe des Abends. Wann Ihr Bruder eintrifft, entzieht sich meiner Kenntnis.«
    »Stiefbruder«, knurrte Don.
    »Natürlich«, sagte sie. Der
eingebaute Hohn zog ihre Mundwinkel hinab. »Wie dumm von mir, das zu
vergessen.«
    Don sah mich an. »Ich zeige dir
den Weg, Mavis, damit du dich nicht verirrst.«
    »Danke«, sagte ich und lächelte
Edwina zurückhaltend an. »Ich nehme an, wir sehen uns noch.«
    »Ich bin ja hier«, sagte sie.
»Immer. Ich gehöre sozusagen zum Haus — und zu seinen Erinnerungen.« Aber
während sie sprach, sah sie Don an. Er nahm meinen Arm und bugsierte mich so
eilig aus dem Zimmer, daß ich im Korridor zum Laufschritt übergehen mußte.
    »Immer mit der Ruhe, ja?« sagte
ich. »Wir sind zwar offiziell verheiratet, aber deswegen müssen wir ja nicht
gerade in den Flitterwochen sein, nicht wahr?«
    »Pardon«, brummte er und ging
langsamer, »aber diese Person geht mir immer auf die Nerven. Sie kam erst
hierher, nachdem der alte Herr sich von seiner zweiten Frau hatte scheiden
lassen. Wie sie sich aufführt, könnte man denken, sie sei mit ihm verheiratet
gewesen.« Er lachte plötzlich. »Ich glaube, in gewisser Hinsicht war sie das
auch. Nur der Ring am Finger fehlte ihr halt. Vielleicht ist sie in den letzten
fünf Jahren deswegen so unausstehlich.«
    Wir langten endlich in der
Zimmerflucht an, und mir erschien sie wie ein ganzes Stockwerk im Waldorf
Astoria. In der Mitte des Wohnzimmers befand sich ein Tennisplatz — oder
jedenfalls das nötige Gelände dazu. Außerdem gab es zwei riesige Schlafzimmer,
und zu jedem davon gehörten Bad und Ankleidezimmer.
    »Also...« Don grinste mich an.
»Damit wäre ja ein Problem schon gelöst. Clare wird das gern hören — jetzt kann
sie wenigstens nachts beruhigt schlafen.«
    Fünf Minuten später stolperte
ein trübsinniger Gesell mit meinem Kleiderkoffer herein. Er lud ihn mitten im
Wohnzimmer polternd ab, starrte mich mordlustig an und schlich wieder hinaus.
Nach weiteren zehn Minuten erschien er mit meinem restlichen Gepäck und stellte
es neben den großen Koffer. »Wollen Sie den Wagen auch raufgebracht haben?«
knurrte er. »Oder darf man wenigstens den in die Garage fahren?«
    »Was glauben Sie eigentlich,
mit wem Sie reden?« fragte ich ihn.
    »Mit Amerikas meistangezogener
Dame!« schnarrte er und marschierte wieder hinaus, noch ehe ich ihm bescheidenerweise sagen konnte, er übertreibe — ein ganz
klein wenig.
    Don kehrte aus seinem Zimmer
zurück und schleifte mir das Gepäck in mein Schlafzimmer. »Es ist jetzt vier
Uhr«, meinte er. »Ich nehme an, du willst dich ein bißchen frisch machen. Wie
wär’s, wenn wir gegen fünf hinuntergingen und uns ein Gläschen genehmigten?«
    »Gern«, antwortete ich, »da bin
ich dabei.«
    »Also bis dann«, sagte er und
ging hinaus, wobei er die Tür wie ein Gentleman hinter sich schloß — wenn nicht
gar wie ein Gatte.
    Ich duschte und zog mich an.
Ich entschied mich für das neue kleine Abendkleid — es ist schwarz, hat schmale
Träger und ist genügend tief ausgeschnitten, damit man auch sieht, daß alles
echt ist. Von einem Stück oberhalb bis kurz unterhalb der Knie ist der Crêpe
ganz eng geschneidert, und das wirkt ziemlich raffiniert. Der Modeschöpfer
meinte, die Silhouette wecke ein bißchen Sehnsucht nach den Zwanzigern, aber ich
weiß es besser. Die Herren kriegen schon Sehnsucht, aber nicht nach den Roaring
Twenties.
    Ich ging ins Wohnzimmer, wo Don
schon auf mich wartete. Als, er mich von oben bis unten betrachtete, bekam er
große Augen, und dann fingen sie auch gleich wieder zu glühen an. »Komm nur
nicht auf abwegige Ideen«, belehrte ich ihn rasch, »auch wenn ich deine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher