Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Kille-Kille-Keller

Im Kille-Kille-Keller

Titel: Im Kille-Kille-Keller
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
ein paar Tage Ferien — wie Johnny Rio es
beschrieben hatte.
    »Über ein paar Punkte sollten
wir uns einigen, ehe wir draußen ankommen«, sagte Don. »Keiner weiß, daß meine
Frau Clare heißt, deshalb halte ich’s für einfacher, wenn ich Mavis sage — zu
dir. Das erspart uns unnötige Verwirrung.«
    »Gern — Don.«
    »Ich weiß nicht, wer schon da
sein wird, wenn wir ankommen«, fuhr er fort, »aber Edwina in jedem Fall.«
    »Edwina?« fragte ich. »Du hast
doch nicht schon zwei Frauen — mich ausgenommen?«
    »Sie ist die Haushälterin«,
sagte er barsch. »Ungefähr 35. Sie war die letzten beiden Jahre bei meinem
Vater, bevor er starb. Nach den Bestimmungen des Testaments bleibt sie im Haus,
bis ich die Erbschaft antrete.«
    »Das heißt, sie wird bald
arbeitslos sein?« sagte ich.
    »Ein weiterer Grund für sie,
mich nicht zu mögen«, sagte er. »Und dich desgleichen. Wir werden ein Auge auf
Edwina haben müssen. Fabian Dark wird sicher auch schon da sein.«
    »Hört sich an, als sei er eine
Figur aus einem Groschenheft«, meinte ich.
    »So sieht er gar nicht aus«,
erwiderte Don grimmig. »Er ist der Anwalt der Familie — und ein überaus
unangenehmer Zeitgenosse. Wenn du ihn und eine rabenschwarze Nacht
zusammensperrst — dann ist es bestimmt die Nacht, die zuerst schreiend
davonrennt.«
    Irgendwie schien der Morgen
danach nicht mehr so strahlend schön zu sein. Wir machten in Santa Barbara zum
Lunch Station, und ich bestellte mir ein Steak, weil ich mir sagte, einerseits
mit Don am Hals und andrerseits dazu die ganze Blase, von der er mir erzählt
hatte, da mußte ich schon bei Kräften bleiben.
    Danach fuhren wir weiter an der
Küste entlang, und ich hatte vollauf zu tun, das Meer zu bewundern, das so
schön und gleichmäßig blau war — bis Don anhielt und sagte: »Da wären wir.«
    Das Haus stand zwischen Straße
und Pazifik. Es lag noch fast einen Kilometer entfernt, aber selbst auf diese
Entfernung wirkte es gewaltig. Und wie die Sonne es in Strahlen hüllte, die
weißen Mauern und die vielen Zierbogen ringsherum glänzen ließ — da sah es auch
ausnehmend hübsch aus.
    »Wow!« sagte ich atemlos, »das
ist ja prächtig, Don — irgendwie spanisch.«
    »Toledo«, sagte er.
    »Na klar!« Ich schnalzte mit
den Fingern. »Seinen Namen hätte ich ja bald vergessen.«
    »Es ist eine naturgetreue
Nachbildung des Hauses in Spanien, in dem meine Mutter zur Welt kam«, sagte Don
tonlos. »Dies hier ist allerdings sehr viel größer. Mein Vater hat es sich viel
Mühe kosten lassen, es so genau nachzubilden. Von außen gleichen sie sich wie
zwei Eier.«
    Ich spürte einen Kloß in der
Kehle. »Dein Vater muß deine Mutter sehr geliebt haben«, sagte ich leise.
    »Meine Mutter war in Spanien
sehr unglücklich«, fuhr er fort, als habe er gar nicht gehört, was ich gesagt
hatte. »Ihr Leben kannte nur ein Ziel — das Land dort zu verlassen und nie mehr
zurückzukehren. Ihre Eltern waren sehr grausam zu ihr gewesen, als sie jung
war. Sie haßte alles, was spanisch war, aber am meisten haßte sie die Dinge, die
sie an ihre Jugend erinnerten. Deshalb hat mein Vater ihr dieses Haus gebaut
und sie gezwungen, drin zu wohnen.«
    »Aber...«, sagte ich matt.
    Don wandte den Kopf und sah
mich mit einem seltsamen Lächeln um die Lippen an. »Auf solche Weise beliebte
er zu scherzen«, sagte er.
     
     
     

3
     
    Mit 35 ist man alt, hatte ich
immer gedacht — bis ich Edwina kennenlernte. Sie war groß, hatte schwarzes Haar
und blitzende Augen, und sie trug ein Kleid aus schwarzer Seide mit weißem
Kragen. Die schwarze Seide spannte sich vom Hals bis zu den Knien; sie spannte
sich so sehr, daß jedermann mit halbwegs brauchbaren Augen sehen konnte, daß
auch bei Edwina selbst einiges unter Hochspannung stand. Ich klammerte mich an
Dons Arm, als sei ich eine recht verliebte Gattin, die sich vor dem großen
unbekannten Haus und den fremden Menschen ein wenig fürchtete. So zu tun, fiel
mir nicht schwer, denn ich fürchtete mich tatsächlich.
    Sobald man es betreten hatte,
wirkte das Haus irgendwie gar nicht mehr so hell und strahlend. In der Mitte
befand sich ein umbauter Innenhof — ich nehme an, im spanischen Stil —, und
alle Zimmer waren sehr groß und sehr hoch. Vor sämtlichen Fenstern hingen dicke
Vorhänge, und man kam sich vor wie am Morgen nach der Beisetzung, wenn die
Totenwache gerade abgezogen ist.
    »Edwina«, sagte Don, »ich
möchte Ihnen meine Frau vorstellen — Mavis.«
    Edwina bückte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher