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Im Kille-Kille-Keller

Im Kille-Kille-Keller

Titel: Im Kille-Kille-Keller
Autoren: Carter Brown
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Mavis.« Er kicherte. »Immer ein Scherzchen auf Lager.«
    »Johnny Rio«, sagte ich, »du
brächtest es fertig, bei meiner Beerdigung zu tanzen! Empfindest du denn
überhaupt nichts für mich?«
    »Aber ja doch«, sagte er,
»manchmal habe ich das Gefühl, ich könnte dich umbringen. Und nun mach dir mal
keine Gedanken mehr. Ebhart wird dich nicht aus den Augen lassen. Und du hast
doch auch nicht vergessen, was der Marinesergeant dir beigebracht hat?«
    »Welcher?« fragte ich. »Oh, du
meinst die waffenlose Selbstverteidigung? Und ob ich das noch weiß.« Ich nickte
nachdrücklich. »Bis jetzt ist mir noch keiner durch die Lappen gegangen.«
    »Keiner — wovon?«
    »Von den sogenannten Herren der
Schöpfung«, sagte ich. »Manchmal bist du aber auch wirklich zu blöd, Johnny.«
    »Das muß ansteckend sein«,
murmelte er. »Du mußt die Sache einmal so betrachten, Mavis: Ebhart hat uns den
bisher höchsten Scheck überreicht, und er zahlt uns nochmals zweitausend, wenn
der Auftrag erledigt ist. Dein Anteil an der ganzen Sache besteht lediglich
darin, bei Santa Barbara ein wenig Ferien zu genießen. So etwas muß man doch
erlebt haben.«
    »Gerade über das Erleben wollte
ich mit dir sprechen«, erklärte ich ihm bestimmt. »Wenn du mal...«
    Er klopfte mir auf die
Schulter, dann bugsierte er mich zur Tür. »Du solltest jetzt lieber heimfahren
und zu packen anfangen, Liebste«, sagte er. »Wir wollen doch einen guten Kunden
morgen früh nicht warten lassen — oder?«
    »Johnny«, sagte ich, »ich...«
    »Wenn du mich brauchst, gleich
zu welcher Tages- oder Nachtzeit«, sagte er aufgeräumt, »dann brauchst du nur
zu pfeifen.«
    »Wenn ich dich brauche, Johnny
Rio, dann werde ich schreien!« sagte ich kalt. »Und glaub ja nicht, du würdest
das in zehn Kilometer Entfernung vielleicht nicht hören!«
    »Meine Mavis, wie sie leibt und
lebt«, sagte er und beklopfte mich erneut, aber diesmal nicht auf die Schulter.
Und dann brachte er es irgendwie zuwege, gleichzeitig mit Klopfen aufzuhören
und die Tür zu schließen — und ich stand draußen.
    Was blieb mir übrig, als
heimzufahren und zu packen? Abends um acht war ich damit schon fertig, und ich
sagte mir, einmal lang und gut geschlafen, könne nichts schaden. Unterhalb
meiner Blinddarmnarbe verspürte ich ein nervöses Zucken, und ich dachte, was
mir fehle, sei ein bißchen Beruhigung und Entspannung. Deshalb stellte ich den
Fernseher an, wo gerade einer von diesen alten Gruselfilmen lief, Frankensteins
Vetter oder so. Bis ich schließlich ins Bett kam, hatte ich es derart mit den
Nerven, daß ich es reineweg mit der Angst gekriegt hätte, wenn ein Mann unter
meinem Bett gelegen hätte.
    Am nächsten Morgen um neun war
ich reisefertig und wartete auf Don Ebhart. Ich hatte die Haare zum
Pferdeschwanz gebunden und trug den Pullover, der zwei Nummern zu klein ist,
damit der gute Don sich nicht so verlassen vorkam. Meine übrigen Pullover sind
nur eine Nummer zu klein.
    Ich werde nie vergessen, was
ein Werbechef mir mal anvertraut hat. »Mavis«, sagte er, »Verpackung und
Schaufensterauslage sind lebenswichtig, wenn man etwas verkaufen will, aber man
darf niemals einen Artikel auf Kosten anderer überbetonen. Ein Qualitätsprodukt
wirbt für sich selbst.« Das hat der Mann gesagt, und ich sagte mir, er habe
recht, auch wenn er sich immer nur für einen bestimmten Artikel interessierte,
wenn wir verabredet waren.
    Punkt halb zehn erschien Don
Ebhart. Ich machte ihm auf, und ein Weilchen sah er mich erst einmal sprachlos
an.
    »Ich bin soweit«, erklärte ich.
    »Ich nicht«, sagte er. »Ich
werde mich erst langsam an Sie gewöhnen müssen, Mavis, Sie sehen ja
atemberaubend aus!«
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Von
Ihnen kann man auch nicht behaupten, Sie sähen schlecht aus.«
    »Alles gepackt?« fragte er.
    »Da steht’s!« antwortete ich
stolz.
    Er zählte ein paarmal nach.
»Drei Koffer, eine Kleiderkiste und zwei Hutschachteln«, sagte er heiser.
»Glauben Sie denn, Sie kämen nie mehr nach Hause?«
    »Ich dachte, Sie möchten, daß
ich hübsch bin«, sagte ich. »Schließlich bin ich doch mit Ihnen verheiratet,
nicht wahr?«
    Das schien ihn aus irgendeinem
Grund wieder aufzuheitern. »Natürlich«, sagte er. »Wie konnte ich das nur
vergessen. «
    Eine halbe Stunde später
brausten wir über die Schnellstraße in Richtung Santa Barbara. Don fuhr eine
funkelnagelneue Corvette, und es war ein herrlicher Morgen, mit Sonnenschein
und allem Zubehör. Es fing an wie
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