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Im Heu oder im Bett

Im Heu oder im Bett

Titel: Im Heu oder im Bett
Autoren: Julie Hogan
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lässig an einer der Säulen lehnte, die den vorgebauten Wintergarten des ersten Stocks abstützten. Er hatte ihnen den Rücken zugedreht und starrte hinauf zum Dachgiebel. Sie musterte den Fremden von oben bis unten und schluckte. Seine breiten Schultern und der muskulöse Rücken wurden durch ein gut sitzendes, schwarzes T-Shirt betont. Der knackige Hintern und die langen Beine kamen durch seine enge Jeans bestens zur Geltung.
    Hätte sie nach einem Mann statt nach einem Handwerker Ausschau halten, würde sie sich jetzt gar nicht weiter umsehen müssen. Aber das tat sie nicht. Vor genau 221 Tagen hatte sie sich geschworen, ein Jahr lang ganz auf Männer zu verzichten. Das schien ihr der einzige Weg zu sein, um anschließend Männern mit mehr Distanz und gesundem Menschenverstand begegnen zu können. Ihr seelisches Gleichgewicht und, noch wichtiger, das Glück ihres Kindes hingen davon ab.
    Als sie näher kamen, drehte der Fremde ihnen sein Gesicht gerade so weit zu, dass sie sein markantes Profil sehen konnte, das so gut geschnitten war, dass man es als Bronzebüste in jeder Kunstgalerie ausstellen konnte. Hitze durchströmte sie, als er mit einer Hand nach dem Balken über ihm fasste und dabei seine Armmuskeln deutlich anspannte. Meine Güte, dachte sie, der Mann ist wirklich unglaublich gut gebaut. Und das sollte bei ihr etwas heißen, denn in ihrem Job als Model hatte sie eine ganze Reihe ansehnlicher Männerkörper zu Gesicht bekommen — ganz zu schweigen von den entsprechend aufgeblasenen Egos der Typen.
    Sie bemühte sich, ihre Fassung wieder zu gewinnen, als ihr Blick auf den neben dem Haus geparkten, klapprigen Pick-up fiel, dessen Nummernschild verriet, dass er aus dem Bundesstaat Washington kam.
    Jem zog wieder an ihrer Hand. „Mom, glaubst du, der will bei uns arbeiten?” fragte er aufgeregt.
    Offenbar hatte der Mann ihn gehört, denn er drehte sich um, lächelte und zeigte dabei blendend weiße Zähne. Seine türkisblauen Augen, die in starkem Kontrast zu seiner von der Sonne gebräunten Haut standen, leuchteten auf.
    Lauren nahm ihren Sohn ganz fest an die Hand, als der Fremde eine Zeitungsseite aus der Gesäßtasche seiner Jeans zog. Sei unbesorgt, versuchte sie sich zu beruhigen. Er ist wahrscheinlich neu in der Stadt und will nach dem Weg fragen. Dass er die Kleinanzeigen in der Hand hält, muss nicht automatisch bedeuten, dass er wegen des Jobs hier ist. Er ist viel zu anziehend, als dass ich ihn anstellen sollte.
    „Kann ich Ihnen helfen?” fragte sie, als sie mit Jem die Stufen zum Haus hinaufging.
    Der Mann sah Jem leicht verwirrt an, so wie man jemand anschaut, den man zu kennen glaubt. Dann nahm er sie ins Visier. Sie sahen sich einen Moment fest in die Augen, und sie merkte, dass ihr ganz schwindelig wurde.
    „Vielleicht können Sie das”, sagte er schließlich, und der irritierende Moment war vorbei.
    „Aber ich bin sicher, dass ich Ihnen helfen kann.”
    „Du bist der Mann!” rief Jem.
    Der Mann neigte den Kopf zur Seite und verzog seine sinnlichen Lippen zu einem Lächeln.
    „Er meint…”, begann Lauren.
    Der Fremde sah Jem an. „Ich denke, ich weiß, was er meint”, bemerkte er belustigt. Dann zeigte er ihr die Zeitungsseite mit der rot eingekreisten Annonce. „Ich bin wegen des Jobs hier.”
    Zu dumm. Sie hatte einen netten, grauhaarigen alten Mann erwartet, nicht jemanden, der aussah wie ein griechischer Gott und mit einem kleinen Lächeln etwas in ihr aufrührte, das sie lieber ruhen lassen wollte. Sie seufzte innerlich und sagte sich, dass sie einfach ihrer selbst auferlegten Enthaltsamkeit Priorität einräumen würde. Also musste sie diesen Fremden, den ihr das Schicksal als Versuchung geschickt hatte, schnell wieder loswerden.
    Der Mann wedelte mit der Zeitung. „Wenn der Job nicht schon vergeben ist.”
    Sie dachte kurz daran, ihn anzulügen, doch ein Blick in seine Augen machte ihr das unmöglich. „Nein. Aber …”
    „Großartig.” Seine Stimme klang gelassen, sein Blick war fest und sein Lächeln siegessicher. „Denn ich kann sofort anfangen.”
    Nicht bei mir, dachte sie entschlossen. „Eigentlich”, erwiderte sie in der Hoffnung, nun die richtige, überzeugend wirkende Taktik eingeschlagen zu haben, „suche ich nach jemand aus der Gegend hier.” Sie sah ostentativ zu seinem Wagen. „Und wie ich sehe, kommen Sie nicht von hier.”
    „Nein. Aus Seattle.” Er hielt ihrem Blick stand. „Da war ich zumindest meistens in letzter Zeit. Ich habe dort
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