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Im Heu oder im Bett

Im Heu oder im Bett

Titel: Im Heu oder im Bett
Autoren: Julie Hogan
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still. Mit seinen vier Jahren war Jems Drang nach Wiederholungen kaum zu bändigen.
    „Bitte, bitte.” Jem Simpsons große blaue Augen blitzten, als er seine Mutter verschmitzt angrinste.
    Sie konnte diesem herzerweichenden Blick nicht widerstehen. Sie lächelte, als sie Valle Verdes Zeitung aufschlug und bestimmt schon zum zehnten Mal die Annonce laut vorlas.
    „Wir suchen einen Mann für Umbau-und Renovierungsarbeiten an unserem Haus und unserer Scheune. Er sollte ein guter Schreiner, Elektriker und Klempner sein. Interessenten stellen sich bitte persönlich bei den Simpsons in der Agua Dulce Road vor.”
    Ihr Sohn strahlte sie an. „Glaubst du, dass heute jemand kommt?”
    „Himmel, das hoffe ich.” Mit diesem Stoßgebet packte sie die Zeitung zurück in ihre Einkaufstasche. Sie brauchten wirklich dringend einen geschickten Handwerker, der ihnen dabei half, ihr altes Haus und die schöne große Scheune innerhalb von sechs Wochen in Stand zu setzen. Aber bislang hatte sich auf die vor einigen Tagen erschienene Annonce noch niemand gemeldet.
    Lauren verdrängte ihre Sorgen und lächelte ihrem Sohn zu. „Wenn sich niemand meldet, werden wir beide mit einem Hammer und einem großen Erste-Hilfe-Kasten die Arbeit erledigen müssen.”
    Sie legte das Geld für das Frühstück auf den Tisch und betrachtete den verwüsteten Pfannkuchen auf Jems Teller. „Viel gegessen hast du nicht. Frag doch Onkel Bill, ob er dir ein paar neue Pfannkuchen zum Mitnehmen einpackt.”
    „Okay.” Lauren beobachtete ihn, wie er seinen Teller vorsichtig nach vorn zur Theke transportierte, und wie Bill dann über das Chaos lachte, das Jem wie jeden Samstagmorgen, seitdem sie in dieses Städtchen gezogen waren, auf seinem Teller angerichtet hatte.
    Trotz der Nähe zur Großstadt San Diego war Valle Verde wirklich ein freundlicher und friedvoller Ort, überlegte Lauren, als sie durch das Fenster dem gemächlichen Treiben auf der Hauptstraße zusah. Kinder fuhren auf Fahrrädern mitten auf der Straße, Frauen tauschten vor dem Friseursalon den neuesten Klatsch aus, und die Geschäfte wiesen mit einfachen Holzschildern auf ihre Besitzer und Waren hin. Von ihrem Platz aus konnte sie das Haushaltswarengeschäft „Top of the Valley”, die Drogerie „Gordy’s U Pic It We Pac It” und das Lebensmittelgeschäft „What’s Shakin’ Chicken Pie Shop” erkennen. Und bald würde es nur ein paar Ecken weiter ein neues Schild geben: „Simpson’s Gems”, der beste Antiquitätenladen von Südkalifornien, überhaupt des Südens.
    Lauren legte noch ein paar Dollar für die zusätzlichen Pfannkuchen auf den Tisch und ging nach vorn, um ihren Sohn zu holen, der den anderen Gästen ausführlich von ihrer Suche nach einem Handwerker erzählte. Nachdem er die Geschichte beendet hatte, nahm sie ihn an der Hand. Sie verabschiedeten sich und traten hinaus in den schönen Frühsommertag.
    Auf dem kurzen Weg nach Hause redete Jem pausenlos. Sie fragte sich, ob sie in diesem Alter genauso gewesen war. Aber da in ihrer Kindheit nie jemand da gewesen war, der ihr zugehört hätte, war das höchst unwahrscheinlich. Sie war bei verschiedenen lieblosen Pflegeeltern groß geworden und hatte eine furchtbare Kindheit hinter sich, die sie am liebsten für immer vergessen würde. Aber Jem, überlegte sie, während sie den mit Eukalyptusbäumchen gesäumten Gehweg entlangschlenderten, würde hier eine wunderbare und beschützte Kindheit erleben, an die er sich gern erinnern würde. Dafür wollte sie sorgen.
    Als er stehen blieb, um einen Kieselstein aufzuheben und in seine Hosentasche zu stecken, strich sie über seine zerzausten, braunen Locken. Obwohl er nicht ihr leibliches Kind war, sammelte er genau wie sie ständig irgendwelche Dinge. Das hatte er wahrscheinlich von ihr übernommen, denn sie war bereits seine Pflegemutter, als er noch ein Baby gewesen war. Vor einiger Zeit hatte sie den Jungen auch offiziell adoptiert.
    Sie war eine leidenschaftliche Sammlerin, seit sie denken konnte. Und nun, da sie sich von ihrer zeitaufwendige und aufreibenden Karriere als Model zurückgezogen hatte, würde sie mit ihren wertvollen Sammlerstücken einen Antiquitätenladen eröffnen.
    Um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, zog Jem an ihrer Hand, als das Haus in Sichtweite kam. „Sieh nur, Momy”, wisperte er.
    Lauren folgte dem Blick des Jungen und ging automatisch langsamer. Vor der Veranda ihres prächtigen, aber baufälligen Viktorianischen Hauses stand ein Mann, der
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