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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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betrug. Weil dieser Block eine brauchbare Rohstoffquelle sein mochte, setzte Umolanda alle drei Maschinen zu seiner Bergung ein. Unter ihrer Anleitung versuchten sie den Block mittels Hebelstangen aus dem umgebenden Material zu lösen. Aber er rührte sich nicht von der Stelle.
    Darauf war Umolanda zur Arbeitsstelle gekommen, um die Sache in Augenschein zu nehmen. Carl konnte es nachempfinden; Maschinen waren gut, oft aber war es schwierig zu sehen, ob sie den besten Ansatzwinkel gefunden hatten.
    Carl hatte ein dunkles Vorgefühl. Der Block hatte seit Monaten Wärme absorbiert und in einen hinter ihm liegenden Hohlraum weitergegeben, der sich mit einem schlammigen Gemisch aus Gesteinsbrocken, verflüssigtem Kohlendioxid und Methan angefüllt hatte. Diese Suppe war dem kritischen Punkt nahe und bedurfte nur einer geringfügigen Temperaturerhöhung oder eines nachlassenden Drucks von außen, um in Dampf überzugehen und explosionsartig hervorzubrechen.
    Eine der Maschinen hatte ihre Hebelstange am Block vorbei in dieses Reservoir gestoßen. Umolanda sah die Eisenstange plötzlich nachgeben und wies den Roboter über das Programm der Fernsteuerung an, es noch einmal zu versuchen, diesmal aber vorsichtiger.
    Die Maschine gehorchte. Ihre Aluminiumverkleidung war von mehrtägiger Arbeit im Eis bespritzt und verfärbt, doch zeigten ihre Ablesungen, daß sie in einwandfreiem Zustand war. Sie benutzte ihre eigene Verankerung in der Wand als Angelpunkt, setzte die Stange neben dem Block ein, bediente sich ihrer Hebelwirkung, und der Eisenblock brach aus der Wand.
    Das Nachlassen des Druckes setzte die Verdampfungsenergie frei, riß die Eisenstange aus dem Griff der Maschine und schleuderte sie wie einen Ladestock durch den Lauf einer Kanone.
    Umolanda war nur zwei Meter entfernt. Die Stange durchbohrte ihren Leib.
    Carl wartete geduldig, während die Maschinen den Weg freimachten. Es bestand kein Anlaß zur Eile.
    Expeditionsleiter Miguel Cruz sagte alle Arbeiten für die nächsten zwei Schichten ab. Die Bautrupps hatten seit einer Woche beinahe ununterbrochen gearbeitet. Zwei tödliche Unglücksfälle an einem Tag ließen den Schluß zu, daß die Leute aus schierer Übermüdung Fehler begingen.
    Carl nahm die letzte Fähre hinauf. Der Kometenkern schrumpfte zu einem grauen Punkt, der in einer leuchtenden orangegelben Wolke schwamm. Obwohl die verwischte, langgestreckte Wolke des Schweifs mit einem kleinen Teleskop von der Erde aus immer noch beobachtet werden konnte, waren die schimmernden Ionenschleier vom Kometenkopf selbst kaum erkennbar. Gas und Staub wurden nach wie vor durch die Oberfläche des Kometenkerns ausgestoßen und erschwerten das Manövrieren mit Ladungen. Dieses Ausgasen rührte jetzt nicht mehr so sehr von der nachlassenden Sonneneinstrahlung her als vielmehr von der Wärme, die Menschen und ihre Arbeitsprozesse erzeugten.
    Nach Umolandas Unfall war der Schlammausbruch in den Stollen gedrungen und hatte einen perligen Nebel erzeugt, der sich eine Stunde lang hielt. Außerdem hatte er die Maschinen in den Stollen hinausgetragen und Umolanda unter einem Strom aus Schlamm und Eis begraben. Dadurch waren Carl und andere Helfer von außen so lange aufgehalten, daß es für eine Bergung und mögliche Wiederbelebung zu spät war. Umolanda war verloren.
    Als die Fähre sich weiter vom Kometen entfernte, zeigte sich in verkürzter Perspektive der doppelte Schweif, ein blasses Überbleibsel der Pracht, die noch vor zwei Monaten die Betrachter auf der Erde bezaubert hatte. Unregelmäßige Lichtströme wehten wie die zerfaserten Enden eines Doppelwimpels hinaus zu Jupiters strahlendem Lichtpunkt. Carl achtete nicht darauf, streckte sich aus und döste, während die Fähre auf das Mutterschiff zuhielt.
    Als sie mit metallischem Schlagen gegen die Schleuseneinfassung andockten, schälte er sich aus seinem Schutzanzug und schwebte zum Schwerkraftrad im Bug. Er stieg eine der Speichenleitern hinab und stolperte hinaus in den unvertrauten Zug eines Achtels der Erdschwere. Mit der Wiederkehr des Gewichts senkte sich bleierne Müdigkeit auf ihn herab.
    Ja, Schlaf brauchte er, um sein inneres Gleichgewicht wiederherzustellen. Zuerst aber kam Virginia. Er hatte sie eine Ewigkeit nicht gesehen. Sie war in ihrem Arbeitsraum auf der anderen Seite des Rades. Heutzutage verließ sie ihn kaum noch. Die Tür öffnete sich seufzend. Der Raum war ein aus dem Rad geschnittenes Kreissegment, und zwischen den mit Speichereinheiten
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