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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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erhalten, aber kurzfristig bringt es uns um.«
    Carl deutete zu drei Maschinen, die auf Arbeitsanweisungen warteten. Staub, Gesteinsbrocken und Schlamm hatten ihnen bereits eine Schmutzschicht und die ersten Narben beigebracht. »Das sind Ihre Maschinen. Kato hat sie bereitgestellt.«
    »Sie sehen einwandfrei aus.« Umolanda besah die farbkodierte Ablesung auf der Oberseite des nächsten Geräts und nickte. »Ein Glück, daß der Mikrowellenstrahl sie nicht getroffen hat. Ich werde sie mit hinunter nehmen und in Schacht 3 einsetzen.«
    Sie hängte die Sicherheitsleinen der gedrungenen, mehrarmigen Roboter ein und zog sie im Schlepptau zum Schachteingang. Carl sah ihr nach, bis sie in der Öffnung verschwand, die Maschinen wie Kälber am Strick führend, obwohl die Maschinen in manchen Dingen so klug wie Zehnjährige waren, und viel koordinierter.
    Er ging weiter, die von der Edmund Halley mit Raumfähren gelandeten Ersatzteile, Maschinen und Materialien zu kontrollieren und mit den Listen zu vergleichen. Es war langweilige Arbeit, doch hatte er seit Tagen in den Schächten gearbeitet und brauchte eine Abwechslung von den endlosen Wänden aus Eis und Trümmergestein.
    Am schwarzen Himmel über ihm wehten florartige Lichterscheinungen in gemessenem Reigen. Der doppelte Kometenschweif schimmerte wie durchscheinende blaugrüne Seide. Er verblaßte jetzt allmählich, Monate nach dem sommerlichen Sonnenumlauf, der sich für den Kometen alle sechsundsiebzig Jahre wiederholte. Aber noch waren die Banner entfaltet und das leuchtende Gas wehte wie in einer trägen Brise, die Fahnen mächtiger Engelsheere.
     
    Die Expedition hatte für ihre Landung auf dem Halleyschen Kometen einen Zeitpunkt nach dem Sonnenumlauf im Perihel seiner elliptischen Bahn gewählt, als er wieder unterwegs in die äußeren Bereiche des Sonnensystems war. Hier, jenseits der Umlaufbahn des Mars, hatte die starke Aufheizung durch die Sonneneinstrahlung mit ihrer Ausgasung von Kohlendioxid, Wassermolekülen und Staub, die den Kometen während seines kurzen Sommers zu so einer aufsehenerregenden Erscheinung machte, erheblich nachgelassen.
    Aber die Wärme hielt sich. Monatelang, während der Komet sich der wilden, alles verzehrenden Glut der Sonne angenähert und sie umkreist hatte, war die Strahlungshitze durch Eis und Staub eingedrungen, hatte sich in Höhlen und Felsgestein konzentriert. Noch jetzt, als der Komet wieder in die Dunkelheit des äußeren Sonnensystems zurückkehrte, gab es in seinem Innern gespeicherte Wärme.
    Der sandige graue Ball war ein gefrorenes Gemisch aus Wasser, Kohlendioxid, Methan, Ammoniak und Cyanwasserstoff. Jeder dieser zu Schnee gefrorenen Stoffe verdampfte bei einer anderen Temperatur. So war es unvermeidlich, daß die eingedrungene und konservierte Wärme an verschiedenen Stellen Eisbestandteile schmolz oder verdampfte. Die Hohlräume, wo sich solche erwärmten Bestandteile sammelten, standen gegenüber dem Vakuum des umgebenden Weltraumes unter Überdruck.
    Carl war mit dem Zusammenbau eines chemischen Filtersystems beschäftigt, als er über das Funksprechgerät einen scharfen, hohen Aufschrei hörte, dem unheilverkündende Stille folgte. Der Signalgeber an seinem Handgelenk blinkte gelb und blau, gelb und blau: Umolandas Kode.
    Verdammt. Zweimal in einer Schicht?
    »Umolanda!«
    Keine Antwort. Er hakte sich an das Äquatorialkabel und zog sich Hand über Hand zur Öffnung von Schacht 3.
    Maschinen arbeiteten an einer Einsturzstelle und räumten inmitten von Nebelschwaden Eisbrocken und Schutt beiseite. Von Umolanda kam kein Signal. Er ließ die Maschinen arbeiten, nahm aber ihre Bildaufzeichnungen an sich, um sie durchzusehen, während er arbeitete. Es gehörte nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, was geschehen war.
    Tief im Eis des Kometenkerns hatten die Maschinen an der Erweiterung der ersten Kaverne gearbeitet. Umolanda blieb aus Sicherheitsgründen im Hauptstollen und lenkte sie durch Fernsteuerung. Die Fernsehübertragung sagte ihr, wann die Maschinen einer neuen Arbeit zugeteilt werden konnten, wann Einzelheiten nachzuarbeiten waren, wo zu bohren und zu sprengen war. Sie war angeschnallt und überwachte die Arbeiten am tragbaren Ablesegerät. Hin und wieder schaltete sie sich selbst in die Steuerung einer Maschine ein, um besonders knifflige Arbeiten auszuführen.
    Bei der Arbeit war eine der Maschinen auf einen mächtigen Block aus dunklem Meteoreisen gestoßen, dessen Durchmesser mehr als zwei Meter
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