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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht
Autoren: Stephanie Laurens
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können. Ihr war zu Ohren gekommen, dass man Barnaby Adair als Adonis beschrieben hatte, und sie musste sich eingestehen, dass der Vergleich nicht von der Hand zu weisen war.
    All das war vollkommen nebensächlich, und sie hatte nicht die geringste Ahnung, warum sie überhaupt darauf achtete.
    Stattdessen konzentrierte sie sich auf die zahlreichen Fragen, die sich sichtlich hinter seinen blauen Augen zu formen begannen. »Die fraglichen Jungen sind arm und verwaist. Aus diesem Grund bin ich bei Ihnen und nicht etwa ein Heer wütender Eltern.«
    Er runzelte die Stirn.
    Penelope zupfte sich die Handschuhe von den Fingern und verzog kaum merklich das Gesicht. »Am besten, ich fange ganz von vorn an.«
    Er nickte. »Das würde die Angelegenheit sicher deutlich erleichtern, namentlich mir das Verständnis.«
    Sie legte die Handschuhe auf dem Muff ab. Ihr war nicht klar, ob sie seinen Tonfall guthieß, beschloss aber, sich nicht darum zu kümmern. »Ich weiß nicht, ob es Ihnen bekannt ist, aber meine Schwester Portia ... inzwischen ist sie mit Simon Cynster verheiratet ... und drei weitere Ladys aus den höheren Kreisen haben mit mir zusammen ein Findelhaus eröffnet. In Bloomsbury, gleich gegenüber dem Waisenhospital. Das war Anfang der 1830er-Jahre. Seither ist das Haus in Betrieb, nimmt verwaiste Kinder auf, meistens aus dem East End, und bildete sie zu Zofen oder Lakaien aus, neuerdings auch in verschiedenen Gewerben.«
    »Bei unserer letzten Begegnung haben Sie Sarah nach ihrer Ausbildung der Waisenkinder gefragt.«
    »In der Tat.« Penelope hatte nicht gewusst, dass er die Unterhaltung angehört hatte. »Meine ältere Schwester Anne, jetzt Anne Carmarthen, ist auch involviert. Aber seit ihrer Eheschließung und den Haushalten, die sie zu führen haben, müssen Anne und jüngst auch Portia sich in der Zeit einschränken, die sie im Findelhaus verbringen. Die anderen drei Ladys haben gleichermaßen viele gesellschaftliche Verpflichtungen. Folglich bin ich zurzeit mit der Führung und Aufsicht in der täglichen Verwaltung des Hauses betraut. In dieser Funktion suche ich Sie heute Nacht auf.«
    Sie verschränkte die Hände über den Handschuhen und schaute ihn an, hielt seinen steten Blick fest. »Die gewöhnliche Prozedur sieht vor, dass die Kinder durch die Behörden auf amtlichem Weg in die Obhut des Waisenhauses gegeben werden. Oder durch den letzten überlebenden Vormund.«
    Penelope hielt kurz inne. »Letzteres ist recht üblich. Es kommt oft vor, dass ein sterbender Verwandter, der erkennt, dass sein Mündel schon bald allein auf der Welt sein wird, die Verbindung zu uns herstellt. Wir machen einen Besuch und treffen die notwendigen Vorkehrungen. Üblicherweise bleibt das Kind bis zum Schluss bei seinem Vormund. Dann werden wir über dessen Tod informiert, oft durch hilfsbereite Nachbarn. Wir kommen ins Haus, holen das Waisenkind und bringen ihn oder sie ins Findelhaus.«
    Er nickte, gab zu verstehen, dass er bis hierher verstanden hatte.
    Sie atmete scharf ein, spürte, wie ihre Lungen sich füllten und ihr Tonfall vor Wut schneidend wurde, als sie fortfuhr. »Im vergangenen Monat ist es uns bei vier verschiedenen Gelegenheiten passiert, dass uns irgendein Mann zuvorgekommen ist, als wir einen Jungen abholen wollten. Der Mann hatte den Nachbarn erklärt, dass er von der örtlichen Behörde käme. Aber es gibt kein Amt, dessen Aufgabe es ist, Waisenkinder einzusammeln. Wenn es eines gäbe, wüssten wir Bescheid.«
    Adairs blaue Augen blickten messerscharf. »War es immer derselbe Mann?«
    »Könnte sein, nach allem, was ich gehört habe. Könnte aber auch anders sein.«
    Penelope wartete, während er nachdachte, biss sich auf die Zunge und zwang sich, still zu sitzen und seinen konzentrierten Gesichtsausdruck zu beobachten, anstatt nervös herumzuzappeln.
    Sie war versucht, ihn zu bestürmen und zu verlangen, dass er handeln solle, ihm sogar vorzuschreiben, wie. Denn sie war es gewohnt zu führen, die Verantwortung zu tragen und die Befehle zu erteilen, die sie für passend hielt. Gewöhnlich behielt sie recht mit ihren Überlegungen, und gewöhnlich waren die Leute viel besser dran, wenn sie einfach das taten, was sie angeordnet hatte. Aber ... sie brauchte Barnaby Adairs Hilfe, und ihr Instinkt mahnte sie dringend, umsichtig vorzugehen. Mehr zu leiten, als zu drängen.
    Zu überzeugen, anstatt zu befehlen.
    Sein Blick war in die Ferne geschweift, richtete sich jetzt aber abrupt auf ihr Gesicht. »Sie kümmern
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