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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen
Autoren: James Rollins
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Außenminister und wandte sich dann Jeffrey zu, als der Präsident davonging, die beiden Männer vom Geheimdienst im Schlepptau. »Bleiben Sie bei Bishop. Bringen Sie ihn an Bord dieses Flugzeugs.«
    »Was … was ist mit Ihnen?«
    Tom wich einen Schritt zurück. »Ich werde so viele Delegierte wie möglich einsammeln und zum Flugplatz scheuchen.« Bevor er sich abwandte, fixierte er Jeffrey mit ernstem Blick. »Sorgen Sie dafür, dass dieses Flugzeug abhebt, wenn auch nur das geringste Risiko besteht, dass der Präsident ansonsten hier in der Falle säße. Warten Sie nicht auf uns!«
    Jeffrey schluckte heftig und nickte. Dann eilte auch er davon.
    Sobald er an der Seite des Präsidenten war, hörte Jeffrey den Mann murmeln, während er zu der abgedunkelten Sonne hinaufschaute: »Anscheinend hatten die Chinesen recht.«

III
    UND DIE NACHWIRKUNGEN
    18.45 Uhr, Pacific Standard Time
San Francisco, Kalifornien
    ES WAR ABEND geworden, und Doreen McCloud stolperte über die aufgerissene Asphaltdecke zum Russian Hill. Gerüchten zufolge hatte die Heilsarmee dort oben ein Flüchtlingslager eingerichtet. Sie betete darum, dass es stimmte. Sie war durstig, hungrig und zitterte vor Kälte in dem ewigen Dunst, der von der Bay her über die zerstörte Stadt kroch. Von gelegentlichen Nachbeben abgesehen, hatten die Beben schließlich aufgehört, aber der Schaden war angerichtet.
    Erschöpft und mit zitternden Beinen warf Doreen einen Blick über die Schulter auf das, was einmal eine schöne, prächtige Stadt oberhalb der Bay gewesen war. Allem haftete der Gestank nach Rauch und Ruß an. Brände tauchten den Dunst in einen rötlichen Schein. Von hier aus gesehen lief eine einzige Schneise der Verwüstung bis zum Wasser hinab. Gewaltige Krater durchfurchten die Stadt, als hätte ein riesiger Hammer zugeschlagen.
    Noch immer heulten die Sirenen der Rettungsfahrzeuge, obwohl es nichts mehr zu retten gab. Nur wenige Gebäude hatten die Beben heil überstanden. Die übrigen waren völlig eingestürzt oder hatten keine Fassaden mehr, sodass man einen Blick auf die verwüsteten Räumlichkeiten im Innern erhielt.
    Auf ihrem Weg in die höheren Bereiche der Stadt hatte Doreen so viele Tote zu Gesicht bekommen, dass sie schließlich nichts mehr empfand. Von einer blutenden Schramme auf dem Kopf abgesehen, war sie fast unversehrt entkommen, aber der Anblick der Familien, die sich um brennende Wohnungen und zerschmetterte Leichen geschart hatten, tat ihr in der Seele weh. Dennoch hatte sie mit allen, an denen sie vorüberkam, etwas gemeinsam – Augen, die aufgrund von Schmerz und Schock keinerlei Ausdruck mehr zeigten.
    Auf dem nächstgelegenen Hügel wurde es plötzlich hell. Es war kein Feuerschein, sondern ein klares weißes Licht. Eine Woge der Hoffnung überrollte sie. Das musste das Lager der Heilsarmee sein! Mit knurrendem Magen beschleunigte sie ihren Schritt.
    Oh, bitte …
    Immer weiter kletterte und kroch sie voran. Nachdem sie an einem umgestürzten Bus vorübergekommen war, erreichte sie die Quelle des hellen Lichtscheins. Eine Vielzahl schmutziger, von Asche bedeckter Männer durchwühlte die Überreste eines Baumarkts. Sie hatten eine Kiste mit Taschenlampen aufgebrochen und reichten sie herum.
    Da es bald völlig dunkel würde, wäre eine Lichtquelle lebensnotwendig.
    Doreen stolperte auf sie zu. Vielleicht würden sie ihr eine überlassen.
    Zwei der Männer sahen zu ihr hinüber. Sie erwiderte ihren Blick, öffnete den Mund und wollte schon um Hilfe bitten, da erkannte sie die Härte in ihren Augen.
    Sie blieb stehen, weil ihr aufging, dass alle Männer die gleiche Kleidung trugen. Unter den Worten: CALIFORNIA MUNICIPAL PENAL SYSTEM waren Zahlen aufgenäht. Sträflinge. Ein breites Grinsen erschien auf den Gesichtern der Männer.
    Doreen drehte sich um und wollte fliehen, doch einer der entkommenen Sträflinge stand hinter ihr und versperrte ihr den Weg. Sie versuchte, den Mann zu schlagen, aber er boxte ihren Arm zur Seite und schlug ihr so heftig ins Gesicht, dass sie in die Knie ging.
    Wie betäubt von Schmerz und Schrecken hörte Doreen die übrigen herankommen. »Nein«, wimmerte sie und rollte sich zu einem Ball zusammen.
    »Lasst sie in Ruhe!«, brüllte einer von ihnen. »Dafür haben wir keine Zeit. Wir müssen aus der verdammten Stadt raus, bevor die Nationalgarde kommt.«
    Auf diese Bemerkung folgte ein unwilliges Knurren, aber Doreen hörte das Scharren von Absätzen, als die Männer zurückwichen. Erleichtert
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