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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen
Autoren: James Rollins
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geschwärzten Brille auf der Nase stand Jeffrey zusammen mit den anderen US -Delegierten am westlichen Eingang zu den Gärten, während sich die Chinesen am entgegengesetzten Ende drängten. Die beiden Gruppen mischten sich nur wenig. Es war, als läge sogar hier der Pazifik zwischen ihnen. Ungeachtet der Spannungen im Innenhof schaute Jeffrey weiter zu, wie heftige Entladungen aus der Sonnenkorona hervorbrachen. Ein paar der Flares schossen weit in den dunklen Himmel hinaus.
    Eine Stimme ertönte neben ihm. »Wunderbar, stimmt’s?«
    Jeffrey drehte sich um und fand erneut den Präsidenten unmittelbar hinter sich stehen. »Präsident Bishop!« Er wollte schon die Brille absetzen.
    »Nicht! Genießen Sie den Anblick. Die nächste Finsternis soll erst wieder in zwanzig Jahren stattfinden.«
    »J-ja, Sir.«
    Langsam wandte er sich wieder dem Himmel zu.
    Der Präsident schaute gleichfalls hinauf und sagte leise: »Für die Chinesen bedeutet eine Sonnenfinsternis die Warnung, dass sich die Tiden des Schicksals beträchtlich ändern – entweder zum Guten oder zum Schlechten.«
    »Zum Besseren«, erwiderte Jeffrey. »Für unsere beiden Völker.«
    Präsident Bishop schlug ihm auf die Schulter. »Der Optimismus der Jugend. Ich hätte Sie mit dem Vizepräsidenten reden lassen sollen.« Er schloss diese Bemerkung mit einem spöttischen Schnauben ab.
    Jeffrey verstand. Lawrence Nafe, der Vizepräsident, hatte so seine eigenen Ansichten, wie man mit einer der letzten kommunistischen Bastionen umspringen sollte. Während er nach außen hin Bishops diplomatische Bemühungen unterstützte, die chinesische Lage zu lösen, sprach sich Nafe hinter den Kulissen für eine aggressivere Haltung aus.
    »Sie werden bestimmt Erfolg haben und eine Übereinkunft erzielen«, meinte Jeffrey. »Da bin ich mir sicher.«
    »Wieder dieser verdammte Optimismus.« Der Präsident wandte sich ab und nickte auf ein Zeichen des Außenministers hin. Mit einem müden Seufzer schlug er Jeffrey nochmals auf die Schulter. »Offenbar ist es erneut Zeit für einen Versuch, die ramponierten Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern wiederherzustellen.«
    Als Präsident Bishop sich gerade anschickte zu gehen, bebte die Erde.
    Jeffrey spürte, wie ihn der Präsident fester an der Schulter packte. Beide Männer gaben sich alle Mühe, auf den Beinen zu bleiben. »Erdbeben!«, schrie Jeffrey.
    Ringsumher ertönte das Klirren von zerbrechendem Glas. Jeffrey schaute auf und schirmte sich das Gesicht mit einem Arm ab. Alle Fenster der Residenz waren zerbrochen. Mehrere Mitglieder der Delegation, jene, die den Wänden des Innenhofs am nächsten gestanden hatten, lagen inmitten des Scherbenregens, übersät mit Schnittwunden.
    Jeffrey wollte hinüber, ihnen helfen, fürchtete sich jedoch zugleich davor, den Präsidenten im Stich zu lassen. Auf der anderen Seite des Innenhofs flohen die chinesischen Teilnehmer am Gipfeltreffen in das Gebäude und suchten dort Schutz.
    »Mr President, wir müssen Sie in Sicherheit bringen«, sagte Jeffrey.
    Das Poltern unter ihren Füßen wurde schlimmer. Die Kitschskulptur eines Schwans mit langem Hals stürzte um.
    Flankiert von zwei stämmigen Agenten des Geheimdienstes kämpfte sich der Außenminister durch die erschrockene Menge zu ihnen herüber. Einmal angekommen, packte Tom Elliot den Präsidenten am Ellbogen. Er musste schreien, damit er über das Poltern und Krachen hinweg zu verstehen war. »Kommen Sie, Dan! Zurück zur Air Force One. Wenn diese Insel auseinanderfällt, müssen Sie von hier verschwunden sein!«
    Bishop schüttelte die Hand des Mannes ab. »Aber ich kann nicht gehen …«
    Irgendwo im Osten dröhnte eine laute Explosion, die jegliches Gespräch im Keim erstickte. Ein Feuerball flog in den Himmel.
    Jeffrey ergriff als Erster das Wort. »Sir, Sie müssen gehen!«
    Das Gesicht des Präsidenten zeigte weiterhin besorgte Anspannung. Jeffrey war bekannt, dass der Mann in Vietnam gedient hatte und niemand war, der einfach davonlief.
    »Sie müssen«, fügte Tom hinzu. »Sie können nicht Ihr Leben aufs Spiel setzen, Dan. Dieser Luxus steht Ihnen nicht mehr zu … Nicht, seit Sie den Amtseid geschworen haben.«
    Der Präsident krümmte sich regelrecht unter der Last ihrer Argumente. Das Beben wurde schlimmer; die Ziegelwände der Residenz zeigten Risse und Spalten.
    »Schön, gehen wir«, meinte er angespannt. »Aber ich komme mir wie ein Feigling vor.«
    »Ich habe den Wagen zum Hinterausgang beordert«, sagte der
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