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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen
Autoren: James Rollins
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bringen!«
    Doreen floh auf die inneren Büros zu, wusste jedoch, dass sie dort alles andere als in Sicherheit war. Heute müssten sie alle sterben.
    16.44 Uhr PST (14.44 Uhr Ortszeit)
Aleuten, Alaska
    Jimmy Pomautuk starrte von den Felsen des Glacial Point zur Sonne hinüber, vor die sich langsam eine schwarze Scheibe schob. Nanook trabte ruhelos an seiner Seite auf und ab. Links riefen die drei Engländer einander ehrfürchtige Bemerkungen zu. Die Kälte hatten sie in der Aufregung längst vergessen. Blitze und das Surren der Kameras würzten ihre überschwänglichen Ausrufe.
    »Hast du das Flare da gesehen?«
    »Mein Gott! Das werden Wahnsinnsaufnahmen!«
    Seufzend ließ sich Jimmy auf dem kalten Stein nieder und lehnte sich an das hölzerne Totem, während er zu der schwarzen Sonne über dem Pazifik hinüberschaute. Eine äußerst merkwürdige Düsternis hatte sich über die Inseln gelegt und tauchte alles in ein unwirkliches Licht. Sogar das Meer wirkte glasig und zeigte einen bläulich silbernen Schimmer.
    Neben ihm begann Nanook leise zu knurren. Der Hund war den ganzen Morgen über völlig schreckhaft gewesen. Offenbar verstand er nicht, was mit dem Sonnenlicht los war. »Ist bloß ein hungriger Wal-Geist, der die Sonne frisst«, beruhigte ihn Jimmy leise und streckte die Hand nach Nanook aus, aber der Hund war verschwunden.
    Stirnrunzelnd warf er einen Blick über die Schulter. Der große Malamute stand zitternd wenige Schritte entfernt da. Der Hund sah nicht zur Sonne über dem Pazifik auf, sondern hinaus in die Ferne, nach Norden.
    »Mein Gott!« Jimmy stand auf und folgte Nanooks Blick.
    Der gesamte nördliche Himmel, abgedunkelt in der Sonnenfinsternis, wurde von glühenden azurblauen und lebhaft roten Wellen und Wirbeln erhellt, die sich vom Horizont bis hoch hinauf in den Himmel ausbreiteten. Jimmy wusste genau, was er da sah – die Aurora borealis, das Nordlicht. Noch nie im Leben hatte er ein so großartiges Schauspiel erlebt. Am Himmel wirbelte und schäumte es wie ein schimmerndes Meer.
    Einer der Engländer war durch Jimmys erstaunten Ausruf aufmerksam geworden und meinte: »Die Nordlichter sollten doch zu dieser Jahreszeit eigentlich nicht zu sehen sein?«
    »Sollten sie auch nicht«, erwiderte Jimmy ruhig.
    Die Engländerin, Eileen, trat näher heran, eine Kamera vor dem Gesicht. »Wunderschön. Fast besser als die Sonnenfinsternis.«
    »Das muss seine Ursache in den Sonneneruptionen haben«, bemerkte ihr Gefährte. »Da prasseln energiegeladene Teilchen auf die obere Atmosphäre ein.«
    Jimmy sagte kein Wort. Für die Inuit war das Nordlicht stets Bote bedeutender Ereignisse, im Sommer sogar bevorstehender Katastrophen.
    Als hätte es seine innersten Gedanken gelesen, zitterte das Totem unter Jimmys Hand. Nanook begann zu heulen, was er ansonsten niemals tat.
    »Bebt etwa die Erde?«, fragte Eileen, die schließlich besorgt ihre Kamera senkte.
    Wie zur Antwort erschütterte ein gewaltiges Beben die Insel. Mit einem unterdrückten Aufschrei fiel Eileen auf Hände und Knie. Die beiden Engländer eilten ihr zu Hilfe.
    Jimmy blieb stehen. Er umklammerte nach wie vor das hölzerne Totem.
    »Was tun wir jetzt?«, kreischte die Frau.
    »Wird schon gut gehen«, beschwichtigte sie ihr Freund. »Wir reiten einfach drauf, bis es vorbei ist.«
    Jimmy schaute zu den Inseln hinaus, die in dieses außerweltliche Licht getaucht waren. Oh, mein Gott. Er flüsterte ein Gebet des Danks, dass sein Sohn aufs Festland hinübergefahren war.
    Draußen im Pazifik versanken die entfernteren Inseln der Aleuten wie riesenhafte Ungeheuer, die unter die Oberfläche abtauchten. Schließlich und endlich waren die Götter des Meeres gekommen, um sie für sich zu beanspruchen.
    16.44 Uhr PST (10.44 Uhr Ortszeit)
Hagatna, Guam
    Jeffrey Hessmire stand im begrünten Innenhof der Residenz des Gouverneurs und sah ehrfürchtig zu der totalen Sonnenfinsternis auf. Als Sechsundzwanzigjähriger hatte er zwar schon die eine oder andere partielle Sonnenfinsternis gesehen, war aber noch nie Zeuge einer totalen geworden. Guam war als Tagungsort für den Gipfel ausgewählt worden, weil es der einzige Platz in ganz Amerika war, an dem man sie erleben konnte.
    Jeffrey war hellauf begeistert gewesen von der Möglichkeit, an diesem seltenen Ereignis teilzunehmen. Er war mit dem Niedertippen und Fotokopieren der Notizen des Außenministers so rechtzeitig fertig geworden, dass er noch den Schluss des Spektakels mitbekam.
    Mit einer billigen,
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