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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee
Autoren: Sharon Morgan
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Mantels tiefer ins Gesicht und huschte in Richtung des Seiteneingangs, der Dienern und Sklaven vorbehalten war.
    Sie nahm eine der Öllampen, wie die Sklaven sie benutzten, wenn sie in den Weinkeller gingen, und entzündete sie an der einen Lampe in der Mauernische, die zu diesem Zweck stets brannte.
    Dahut eilte weiter, darauf bedacht, sich möglichst unauffällig zu verhalten. Bald kam sie an die Wand, wo der Geheimgang einen Ausgang besaß. Diesen hatte sie einst selbst ohne ihres Vatesr Wissen in Auftrag gegeben. Als Gradlon den Palast erbauen hatte lassen, hatte sie den schlecht bezahlten Architekten und einige seiner Leute bestochen. Zwar hatten diese Angst vor Gradlon gehabt, doch kam ihr zugute, dass die durch ihren Vater schlecht bezahlten Leute dringend Geld gebraucht hatten. Schwieriger war es gewesen, Gradlon während der Baudauer von diesem Palastteil fernzuhalten.
    Dahut blickte sich um. Niemand war zu sehen oder zu hören. Sie presste mit den Handballen gegen zwei Wandstellen. Die Mauer glitt mit einem leisen Schaben zur Seite.
    Dahut trat hindurch, verschloss das Versteck hinter sich und schritt so leise wie möglich den Geheimgang entlang und die schmale Stiege hinauf. Oben befand sich wieder ein enger Gang, doch für sie war er breit genug.
    Dahut hielt inne und lauschte. Es war höchst unwahrscheinlich, dass sich jemand in ihren Räumen aufhielt, zumal sie die Tür von innen verschlossen hatte, doch sie war lieber vorsichtig. Falls jemand während ihrer Abwesenheit um Einlass gebeten haben sollte, so konnte sie noch immer vorgeben, geschlafen und ihn nicht gehört zu haben, da zwischen der Haupttür und dem Schlafgemach noch der Empfangsraum lag.
    Als sie nichts vernahm, öffnete sie die Geheimtür gerade so weit, dass sie hindurchschlüpfen konnte. Niemand war hier. Sie verschloss den Gang hinter sich und stellte die Lampe auf einem Beistelltisch ab.
    Sie besaß drei Räume: ein Schlafgemach, eines für ihre Gewänder und eines, in dem sie Gäste empfing, was selten war. Sie benutzte ihn meist nur als Durchgang. Diesen Raum  betrat sie nun.
    Ihre Hände zitterten. Ihre Knie waren weich. Kurz lehnte sie sich gegen die Wand und schloss sie die Augen. Sie konnte der Wahrheit nicht länger ausweichen.
    Sie öffnete die Augen wieder. Kleine Sterne tanzten in ihrem Sichtfeld umher. Dahut blinzelte, sodass sie verschwanden. Sie ging zur Tür und öffnete diese.
    Einer ihrer drei Leibwächter stand davor. Sie wechselten sich tagsüber ab. Diesmal war es nicht Armel oder Wiuhomarch , dessen Namen sie sich schlecht merken konnte.
    Es war Ewen, der meist dunkle Kleidung trug, die ihn noch größer erscheinen ließ. Er rasierte seinen gesamten Kopf, nicht nur sein Gesicht.
    Sein Schädel war kantig, seine dunklen Augen unergründlich. Sie wusste nichts von ihm als seinen Namen und dass er zuverlässig und schweigsam war. Ihres Vaters beste Wahl. Es war ein Wunder, dass Gradlon diesen Leibwächter nicht für sich selbst beanspruchte. Er hatte mehr als zwanzig davon, zusätzlich zu sonstigen Palastwachen, schätzte Dahut.
    »Prinzessin?«, fragte Ewen.
    Jetzt erst bemerkte sie, dass sie ihn angestarrt hatte. »Zu meinem Vater. Ich muss zu Gradlon.«
    Ewen nickte. Er ließ ihr den Vortritt. Offenbar befürchtete er, sie würde verschwinden, ginge er voraus. Ein nicht unbegründeter Verdacht.
    Sie erreichten Gradlons Empfangsraum, von dem aus eine Tür zu dessen Gemächern führte.
    »Prinzessin Dahut wünscht den König zu sprechen«, sagte Ewen.
    Der Wächter nickte. »Noch einen Augenblick. Seine Besprechung dürfte bald vorbei sein.«
    Dahut biss sich auf die Lippen, verkniff sich jedoch einen Kommentar, der ohnehin nutzlos sein würde. Sie musste also warten.
    Einige Minuten später trat Sanctus Corentinus, der Priester der Stadt, durch die Tür, nickte ihr kurz zu und verschwand um die nächste Ecke. Sie mochte ihn nicht besonders, was sich auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Die Wachmänner ließen sie ein.
    Ihr Vater wirkte nervös. Sein blondes Haar war leicht verstrubbelt, das bärtige Gesicht leicht errötet und sein Gewand spannte über seinem Bauch. Einst war er ein attraktiver Mann gewesen.
    »Ach du bist es, Tochter. Was führt dich her?«
    »Warum habt Ihr meine Mutter nicht geheiratet? War sie nur eine Hure für Euch, wie manche behaupten?«
    Er verengte die blauen Augen zu Schlitzen. »Wer sagt das?«
    »Eine vertrauliche Quelle.« Sie konnte die Weiber nicht verraten, da sonst kaum noch jemand wagen
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