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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee
Autoren: Sharon Morgan
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sich selbst in Lebensgefahr brachte.
     
    Zwar befand sich Ragnar erst wenige Tage in der Gegend um Douarnenez in Aremorica, doch schien die Spur, die er verfolgte, diesmal die richtige zu sein. Er blinzelte in die aufgehende Sonne. Hinter ihm erklang Hufgetrappel, das rasch lauter wurde.
    Ragnar blickte über seine Schulter. Er stöhnte. Dylan kam auf ihm zugeritten. Würde er diesen Irren denn nicht mehr loswerden? Zumindest war er diesmal nicht nackt und blutbeschmiert. In der schlichten Kleidung römischen Stils sah er sogar recht gut aus.
    Dylan holte auf, bis er neben ihm ritt. »Ich stehe in Eurer Schuld«, sagte er nach der Begrüßung.
    »Vergesst es.«
    »Ihr habt mein Leben gerettet, wo ein anderer weggesehen hätte und gegen drei Männer gekämpft. Ihr seid ein Held!«
    Ragnar stöhnte. »Übertreibt es nicht so. Ich bin nicht heldenhaft. Mich hat nur der Lärm gestört.« Er wäre auch gegen zehn Männer vorgegangen, hasste es jedoch, als Held bezeichnet zu werden. Jemand, der sein Leben der Rache verschrieben hatte, war kein Held. Dass Dylan so anhänglich war, passte ihm überhaupt nicht.
    »Da Ihr mein Leben gerettet habt, gehört es Euch.«
    Das hatte ihm gerade noch gefehlt. »Bis an Euer Lebensende?« Ragnar hoffte, Dylan würde einen Rückzieher machen.
    »Ich gelobe Euch ewige Treue. Einen loyaleren Gefährten als mich werdet Ihr nirgendwo finden.«
    Einen nervenaufreibenderen auch nicht. »Nun, bei den Leuten hier erfreut Ihr Euch nicht unbedingt besonderer Beliebtheit.«
    »Die Leute hier interessieren mich nicht. Als Euer Gefährte duzt Ihr mich natürlich und ich dich.«
    »Meinst du?« Ragnar begann, die Angelegenheit amüsant zu finden. Womöglich würde dieser seltsame Gefährte ihn für eine Weile von seiner Einsamkeit und seinem Schmerz ablenken. Auch wenn dieser Mann Ärger anzuziehen schien.
    »Wie ist dein Name?« fragte Dylan.
    »Rhain Bedwyn.« Ragnar plante, sich als Kymre auszugeben, da dies seinen Akzent erklären würde. Zudem reisten desöfteren Leute von Cymru nach Aremorica, sodass er nicht weiter auffallen dürfte.
    Dylan schien erfreut. »Welch Zufall! Ich bin aus Cymru, Gwynedd, um genau zu sein.«
    Verdammt, er hätte es ahnen können, denn Dylans glattes schwarzes Haar war nicht kurzgeschoren, wie es in Aremorica Mode war, sondern schulterlang. Andererseits sprach Dylan nahezu akzentfrei. Im ersten Moment war es ein Schock für Ragnar, doch jetzt empfand er es als Erleichterung, dass der Mann nicht von hier stammte und somit kein Untertan König Gradlons war, der diesem zu Loyalität verpflichtet wäre.
    Dylan ließ seinen Blick über Ragnar gleiten. »Trotz deiner aremoricanischen Kleidung hielt ich dich zuerst für einen Barbaren – äh Kriegsherrn aus dem Norden.«
    Ragnar hob eine Augenbraue. »Wie kommst du auf so etwas?«
    »Nur so eine Vermutung wegen deiner seltsamen Aussprache, des langen Haares und deiner Größe. Du überragst alle um mindestens einen Kopf. Außerdem hast du etwas Wildes an dir. Auch wie du gestern gekämpft hast. Einer gegen drei. Das schafft in dieser Art kaum jemand sonst.«
    Ragnar zwang sich zu einem Lächeln. Dylan hätte nicht näher an die Wahrheit herankommen können. Wenn der nur wüsste ... Auf jeden Fall würde er sich in Acht nehmen müssen vor der scharfen Beobachtungsgabe seines neuen Begleiters.
    »Ich versichere dir, kein Barbar aus dem Norden zu sein.«
    Dylan lachte. »Natürlich bist du keiner. Die tragen derart lange, struppige Bärte, dass sie fast nichts mehr sehen, und Helme mit Ochsenhörnern drauf. Dennoch bist du kein Kymre.«
    »Die tragen ebenso wenig Hörnerhelme wie man in Gwynedd Nachttöpfe auf dem Kopf hat.«
    Dylan blickte ihn von der Seite an. »Ein Kymre bist du eindeutig nicht. Warum gibst du dich als einer aus?«
    »Wer gibt sich schon als das aus, was er ist?«
    Dylan senkte den Blick. »Wohl wahr. Wenn du es mir nicht sagen willst, musst du das nicht.«
    »Was führt dich nach Aremorica?«, fragte Ragnar.
    »Gwynedd ist mir zu klein und zu langweilig geworden. Ich will Abenteuer erleben.«
    Ragnar spürte, wie sich seine Lippen zu einem bösen Lächeln verzogen. »Die kannst du haben, wenn sie dich gemeinsam mit mir in Ys ermorden.« Vielleicht gelang es ihm doch noch, ihn davon zu überzeugen, nicht mit ihm dorthin zu reisen.
     
    »Was zur Hölle willst du in Ys, wenn es dort gefährlich für dich ist?« fragte Dylan, während sie sich der Stadt näherten.
    »Was macht dein Rücken?«
    »Tut weh.
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