Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
Autoren: Kim Kestner
Vom Netzwerk:
Timothys Schulter langsam los. »Modriger Mummatsch, wo habe ich denn jetzt …«, knurrte er mit tiefem Bass und steckte seinen wild tätowierten Oberkörper durch die Zimmerwand, so dass nur seine behaarten Beine zu sehen waren. Vielleicht trug er aber auch eine Hose aus Fell, so genau war das nicht zu erkennen.
    Timothy, dessen Verstand sich weigerte, dieses Wesen als Hirngespinst anzuerkennen, schwitzte Blut und Wasser. Er musste hier raus!
    »Ah, da ist sie ja!«, hörte er den Hünen jenseits der Mauer murmeln.
    Jetzt oder nie! Mit einem Satz sprang er zur Tür, sah den Giganten gerade noch aus den Augenwinkeln eine ausgebeulte Tasche in das Zimmer ziehen, dann drückte er die Klinke. Die verfluchte Tür klemmte. Timothy zögerte keine Sekunde, warf sich mit aller Wucht, die er aufzubringen imstande war, gegen das Holz, stemmte sich mit den nackten Füßen auf den Fußboden, drückte wieder und wieder die Klinke, bis die Tür so plötzlich nachgab, dass er kopfüber die Stiege hinunter stürzte. Noch bevor er einen Aufprall spürte, flog er rückwärts durch die Luft und fand sich, einen Atemzug später, auf seinem Bett wieder. Der Riese hatte ihn mit ausgestrecktem Arm am Kragen gepackt und auf ein Kissen verfrachtet.
    »Bei den Hexen! Du sollst sitzen bleiben!«, fauchte er und zog mit der freien Hand die Tür zu.
    Ohne Timothy, der ihn jetzt starr vor Angst anstierte, eines weiteren Blickes zu würdigen, durchwühlte das Ungetüm grummelnd seine beulige Tasche, aus der er eine Hand voll Holzscheiben, eine geleerte Flasche Wein, eine Pappschachtel und schließlich eine altertümliche Pergamentrolle zutage förderte, in die er sich sogleich vertiefte. Der Schlapphut war ihm dabei von dem Haupt geglitten.
    Und da sah Timothy, dass der Kopf des Giganten so gar nicht zu dem kriegerisch wirkenden Körper passte. Auf den Schultern saß ein glatzköpfiges Ei, mit kugelrunden, gutmütigen Augen, einer dicken Knollnase und einem beträchtlich langen Bart, der kunstvoll zu vielerlei Zöpfen geflochten war. Im Grunde genommen wirkte der Riese wie ein Schaf im Wolfspelz.
    Dieser baute sich gerade feierlich vor ihm auf und holte tief Luft: »Zuuuuuum Taggeburt lang Bart, zuuuuuuuum Taggeburt laaaang Bart«, dröhnte er und sah Timothy dabei ganz feierlich an. »Zuuuuuum Taggeburt, liiiieber Timothy, zuum Taggeburt auch Lex!« Der Riese ließ die Pergamentrolle sinken, von der er abgelesen hatte.
    »Loo hatte Recht, bist wirklich ne halbe Portion«, brummte er und reichte Timothy die Pappschachtel, in der sich zuckrige Überreste von Pralinen befanden. »Tschuldigung – hab schon die eine oder andere genascht, war'n langer Weg.«
    Timothy, der sich noch nicht von dem Schreck erholt hatte, mir nichts, dir nichts durch die Luft geschleudert zu werden, glitt die Schachtel aus den Händen. Kurz war er tatsächlich sicher, übergeschnappt zu sein. Hatte der Riese ihm eben ein Geburtstagsständchen gesungen? Und was meinte er mit »Loo hatte Recht«?
    »Loo?«, echote Timothy.
    »Nein, Godo, mein Name is Godo«, antwortete der Riese und verbeugte sich so tief, dass sein Bart den Boden berührte.
    »Loo is … äh … verhindert. Soll dir Glückwünsche ausrichten. Er holt`s später persönlich nach.«
    Langsam setzte Timothys Verstand wieder ein. Er hatte Loo seit dem Umzug nach Edinburgh nicht mehr gesehen. An manchen Tagen war er daher sogar der festen Überzeugung gewesen, dass sein Freund tatsächlich nichts weiter als ein Hirngespinst gewesen war. Doch der Riese, der groß, behaart und immer noch stinkend vor ihm stand und herunterlächelte, ließ alle Zweifel an Loos Wirklichkeit schwinden.
    »Wann? Wann wird Loo kommen?«, traute er sich daher zu fragen.
    Godo schielte unverhohlen nach dem Kuchen. »Könnt ich vielleicht n Stück haben? War'n weiter Weg …«, wiederholte er sich und als Timothy zustimmend nickte, stopfte er sich den gesamten Kuchen samt Kerzen in den Mund.
    »Na, ich schätsch in Kürtsche«, meinte der Riese nach einer Weile, während er sich etwas Wachs aus den Zähnen puhlte.
    In diesem Moment rüttelte Elsa an der Tür. »Timothy, das verflixte Ding klemmt wieder!«, rief sie.
    Godo zwinkerte dem Jungen verschwörerisch zu und drückte mit seinem kleinen Finger die Klinke. Dabei brach er fast die gesamte Tür aus den Angeln.
    Elsa blickte irritiert von der Tür zu Timothy und auf das mit Krümeln übersäte Tablett. »Wo ist denn der Kuchen?«, fragte sie mit dem Messer in der Hand.
    »Hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher