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Im Anhang mein Herz

Im Anhang mein Herz

Titel: Im Anhang mein Herz
Autoren: Leo Schön
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musst. Und wir haben auch thematisch nichts miteinander zu tun. Welch eine großartige Basis für eine Freundschaft! Man könnte die Methode geradezu weiterempfehlen. Auf Wiedersehen.
    Artur

    Donnerstag, 24. September, 10.23
    Betreff: verbittert
    Liebe Marlene. Langsam beginne auch ich, die Situation zu hassen. Deine Ehe scheint mir ein eifersüchtiges Bewachen des Tuns und Lassens des Partners zu sein, in ständiger Angst, ihn zu verlieren. Ein großer Vertrauensbeweis ist es schließlich nicht, der Partnerin keinen Freund und kein Treffen mit diesem zu gestatten. Des Weiteren finde ich es überheblich, von sich selbst zu glauben, dass man den Partner besitzt und sein alleiniger Glücklichmacher ist.
    Diese Bemerkung wirst du wiederum anmaßend finden. Du bist ja schließlich glücklich und zufrieden so.
    Trotzdem glaube ich, dass du, wäre es nur nach dir gegangen, mich nicht abgelehnt hättest, da eine gegenseitige Anziehungskraft bestand, auch wenn du das vor dir selbst leugnest.
    » Es kann schließlich nicht sein, was nicht sein darf.« Der brave Mensch ist schließlich monogam, arbeitsam und Allesfresser.
    Ich kann mir gut vorstellen, wie jemand, der aggressiver ist als ich und dessen Gefühle, die ich dir gleichsam wie reine Edelsteine auf einem Silbertablett schenken wollte, sozusagen in den Rinnstein befördert wurden, ignoriert wurden, aus Wut Rachegedanken hegt. Bei mir findet sich nur Betäubtheit und, wie du sagst, Verbitterung.
    Artur

    Freitag, 25. September, 11.11
    Betreff: Dank
    Liebe Marlene. Am Montag oder Dienstag wirst du meinen gestrigen Brief erhalten. Er beantwortet deine letzte Nachricht, die mich beschämt hat.
    Dein Artur

    Montag, 28. September, 8.35
    Betreff: Vortrag
    Liebe Marlene, findest du nicht auch, dass die Häufigkeit meiner Briefe und Mails schon abgenommen hat? Ich kann mich nun wieder besser beherrschen. Aber ich bringe es noch nicht fertig, dir zu verschweigen, dass ich mir am Donnerstag um 13 Uhr einen Vortrag anhören muss, der in der Nähe deiner Firma stattfindet. Irgendwie hoffe ich, dir kurz zu begegnen. Bitte nimm es mir nicht allzu übel.
    Dein Artur

    Montag, 28. September, 14.31
    Betreff: Vortrag
    Liebe Marlene!
    1.) Ich habe nicht organisiert, zu diesem Vortrag zu gehen. Es wäre nett von dir, mit mir essen zu gehen, zudem, und das habe ich gleichfalls nicht organisiert, am Donnertag bei uns die Kantine erst um 12.40 aufsperrt, da vorher irgendwelche wichtige Leute dort sind.
    2.) Deine frühere Adresse habe ich, wie du wahrscheinlich auch selbst erraten hast, aus einem alten Telefonbuch, meine Großmutter hebt alles auf. Ich habe deshalb nachgesehen, weil auch ein Onkel von mir in der gleichen Straße wohnt.
    3.) Markus kenne ich gut, er sitzt dicht neben mir, ist mir aber leider nicht sympathisch, da er
    a) sich dem hier herrschenden Niveau, was das Benehmen anbelangt, zu sehr anpasst und
    b) leider auch fachlich ziemlich dumm ist. Letzteres ist auch der Grund, warum er sich hier nicht lange halten wird. Auch ein anderer geht am Ersten aus diesem Grund. Obwohl, Markus ist immer sehr nett zu mir. Man könnte meinen, da er einen Professor zum Vater hat, dass er keine so derben Sprüche führen würde wie die anderen.
    Der Neue, den wir noch haben, wird die Probezeit nicht überdauern. Bald wird mein Boss, der zwar hochintelligent ist, aber menschlich ein fürchterlicher Widerling , als ehemaliger Alkoholiker und nun Workoholiker, allein mit mir da sitzen.
    Aber ich bin den Umgang mit Verrückten gewohnt. Bitte keine zynische Bemerkung darauf senden.
    4.) Wenn es dir keine Mühe macht, ich würde mich über die Kopie deines Vortrags zum gleichen Thema sehr freuen. Sehr interessiert mich auch, was du zu Hause auf deinem PC so spielst, da ich leider, wie du weißt, einen Nachholbedarf auf diesem Gebiet habe, du könntest mir ja beim Essen davon erzählen.
    Das schlimme Wort wird von mir nach Möglichkeit vermied en werden, sodass es bald in meinem Wortschatz nicht mehr enthalten sein wird. Im Moment scheint mir unsere gemeinsame Geschichte schon etwas weniger schrecklich zu sein,
    Artur
    PS Ich unternehme auch viel zur Ablenkung und habe mir für morgen eine Theaterkarte besorgt, bei der Premiere des Stückes hatte es mit der Vorbestellung der Karte nicht geklappt.

    Mittwoch, 30. September, 8.26
    Betreff: Morgen
    Liebe Marlene! Ich werde ganz bestimmt nie wieder Interesse an solchen Handlungen haben, da ich von diesem Thema endgültig genug habe. So jung bin ich
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