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Im Abgrund der Ewigkeit

Im Abgrund der Ewigkeit

Titel: Im Abgrund der Ewigkeit
Autoren: Roxann Hill
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wieder Strom. Wenn er Glück hatte, nur ein verdammtes Quäntchen Glück, würde der Lift funktionieren.
    Asmodeo bugsierte Johannes in die Kabine, lehnte sich selbst gegen die Wand und atmete aus. Erneut konnte er ein langgezogenes Stöhnen nicht unterdrücken. Mit nassen Fingern tastete er über das Bedienfeld, fand den Knopf mit der Aufschrift EG und drückte darauf. Die Feuchtigkeit an seinen Händen war klebrig. Sie hinterließ deutliche Spuren, wo immer er auch hinfasste. Sein Blick fiel darauf. Es handelte sich um Blut. Johannes’ Blut.
    Die Tür schloss sich quietschend. Der Aufzug setzte sich in Bewegung. Asmodeos Kopf wurde nach hinten gedrückt, der Schwindel wurde unerträglich. Sein Puls hämmerte in den Ohren - derartig laut, dass er drohte, seinen Verstand zu zerschlagen. Doch Asmodeo klammerte sich mit verzweifelter Kraft an seinem Bewusstsein fest. Er durfte jetzt nicht ohnmächtig werden. Er musste Lilith retten. Er musste Johannes retten.
    Er musste…
    Der Ruck, mit dem der Aufzug zum Stehen kam, schmiss Asmodeo um. Er landete auf den Knien. Ein glühender Schmerz durchzuckte seine Lunge.
    Die Tür vor ihm öffnete sich.
    Ein schwacher Rest von Liliths Energie war in seiner Nähe. Es gab keinen Zweifel. Aber auch die böse Aura seiner Schwester Elisabeth, voller Verwesung und Tod, war nicht verschwunden.
    Er zwang sich, aufzustehen, ergriff wieder die Arme von Johannes und schleppte ihn weiter - quer durch die Lobby bis zum Hintereingang.
    Die Luft draußen war frisch und kühl. Das Atmen fiel Asmodeo ein wenig leichter.
    Nicht weit von ihm entfernt lagen die verkrümmten Leiber zweier Frauen auf dem grauen Beton der Straße. Lilith und Elisabeth. Ihre Energien flackerten und waberten wie die Flammen von fast abgebrannten Kerzen.
    Ein großer schlanker Mann stand in ihrer direkten Nähe mit dem Rücken zu Asmodeo. In seiner Hand blitzte die lange Klinge eines Messers auf. Gerade beugte er sich zu Lilith herab, und seine Absicht war unmissverständlich: Er wollte ihr die Kehle durchschneiden.
    Asmodeo ließ Johannes auf den Boden fallen und griff nach seinem Revolver. Die Waffe kam ihm unglaublich schwer vor. Kaum konnte er sie mit einem Arm heben, geschweige denn, damit zielen. Asmodeo benutzte beide Hände, um sie halbwegs zu stabilisieren. Die Kimme tanzte wie wild vor seinen Augen, schwarze Schlieren verdunkelten seinen Blick.
    „Cunningham“, rief er und spannte gleichzeitig den Hahn.
    Der Mann drehte sich um – zögernd und stockend, als wäre er unschlüssig, ob er Asmodeos Stimme tatsächlich folgen, oder aber sein Vorhaben, Lilith umzubringen, ausführen sollte. Cunninghams Gesicht war eingefallen. Seine Wangen glühten fiebrig und seine Augen hatten jede Spur von Menschlichkeit verloren. Aus ihnen leuchtete der Wahnsinn.
    Beinahe verlor Asmodeo sein Gleichgewicht. Nur unter Aufbietung sämtlicher Willenskraft gelang es ihm, seine Waffe weiterhin auf Cunningham zu richten.
    „Ich bringe dieses Monster jetzt um!“ Cunninghams Stimme überschlug sich. „Ich mache dem jetzt ein Ende! Hunderte von Jahren, und immer hindert sie uns daran, unser Ziel zu erreichen. Aber jetzt ist Schluss!“
    „Mach eine Bewegung und du bist ein toter Mann“, brachte Asmodeo mehr flüsternd zwischen zusammengepressten Zähnen heraus.
    Cunninghams Lachen hallte schrill über den Platz. „Du Bastard! Ich bin schneller als du! Diesmal wirst du sie nicht retten!“
    Asmodeo antwortete nicht, sondern schwenkte seine Waffe von Cunningham weg und nahm stattdessen Elisabeth ins Visier. Er betätigte den Abzug. Das schwere Geschoss hämmerte dicht neben seiner Schwester in den Beton. Hunderte von Splittern flogen in alle Richtungen.
    „Kannst du dir vorstellen, was passiert, wenn ich in ihren Kopf schieße?“
    Cunningham blieb wie angewurzelt stehen. Seine Zungenspitze erschien zwischen den Lippen und bewegte sich von links nach rechts.
    „Schmeiß dein Messer weg! Sofort! ….Ich kann die Waffe kaum mehr halten, …und ich schwöre dir: bevor ich die Gewalt über sie verliere, töte ich Samaels Körper!“
    Cunningham betrachtete den Dolch in seiner Hand wie eine Art Fremdkörper. Dann hob er seinen Blick: „Ich lasse mein Messer fallen und dafür bekomme ich Elisabeth. Du gibst uns freies Geleit. Das musst du mir garantieren.“
    „Los! Haut ab!“
    Der Dolch fiel klirrend zu Boden. Cunningham bückte sich, um Elisabeth behutsam in seine Arme zu nehmen. Mühelos hob er sie hoch und bewegte sich langsam
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