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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen
Autoren: Lucy Christopher
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erinnere ich mich nur noch an dieses gedämpfte Rütteln und Schlingern auf der Autofahrt. Der Motor brummte endlos immer weiter.
    An das Wachwerden erinnere ich mich gut. Und auch an die Hitze. Sie wühlte sich in meinen Hals und wollte mich vom Atmen abbringen. Auf einmal wünschte ich mir, wieder bewusstlos zu sein. Und dann kam der Schmerz … und die Übelkeit.
     
     
    Immerhin hattest du mich nicht am Bett festgebunden. Dafür war ich dankbar. In Filmen werden die Opfer immer ans Bett gebunden. Trotzdem konnte ich mich nicht rühren. Bei jeder noch so kleinen Bewegung stieg mir der Mageninhalt in die Kehle und mein Kopf drehte sich. Ein dünnes Laken war über mir ausgebreitet. Ich fühlte mich wie mitten in einem Feuer. Ich schlug die Augen auf. Ich war in einem Zimmer. Die Wände bestanden aus Holz: lange Bretter, an den Enden verschraubt. Das Licht tat mir in den Augen weh. Dich sah ich nirgends. Vorsichtig drehte ich den Kopf und schaute mich um. Sofort stieg mir etwas Ekliges, Saures in den Mund, das ich herunterschluckte. Meine Kehle war wie zugeschnürt und brannte. Es hatte keinen Sinn.
    Ich schloss die Augen wieder. Versuchte tief ein- und auszuatmen. In Gedanken ging ich prüfend meinen Körper durch. Meine Arme waren da, auch die Beine, die Füße. Ich bewegte meine Finger. Sie waren okay. Ich strich mir über den Bauch. Ich trug ein T-Shirt und mein BH schnitt mir in den Brustkorb. Meine Beine waren nackt, meine Jeans weg. Ich befühlte das Laken neben mir und legte mir die Hand auf den Oberschenkel. Sofort wurde meine Haut heiß und klebrig. Meine Armbanduhr war nicht an meinem Handgelenk.
    Ich berührte meine Unterhose, betastete sie. Ich weiß nicht, was ich dort zu finden erwartete. Vielleicht Blut. Wunden. Schmerz. Aber da war nichts in der Art. Hattest du mir die Unterhose ausgezogen? Warst du in mich eingedrungen? Und wenn ja, warum hattest du dir dann die Mühe gemacht, sie mir wieder anzuziehen?
    »Ich hab dich nicht vergewaltigt.« Ich krallte die Finger ins Bettlaken. Warf den Kopf herum. Versuchte dich zu entdecken. Ich konnte immer noch nicht richtig sehen. Du warst hinter mir, das hörte ich. Ich bemühte mich, Richtung Bettrand zu robben, von dir weg, aber meine Arme waren zu schwach. Sie zitterten, als ich mich auf sie stützen wollte, und knickten ein. Blut schoss mir durch die Adern. Ich konnte fast hören, wie mein Körper wieder in Gang kam, wie er endlich aufwachte. Ich wollte etwas sagen, brachte aber nur ein Wimmern zu Stande. Mein Mund berührte den Kissenbezug. Ich hörte dich irgendwo einen Schritt machen.
    »Deine Kleider liegen neben dem Bett.«
    Ich zuckte zusammen, als ich deine Stimme hörte. Wo warst du? Wie nah? Ich öffnete die Augen ein bisschen. Es tat nicht allzu sehr weh. Neben dem Bett lag eine ordentlich gefaltete Jeans auf einem Holzstuhl. Meine Jacke war nicht da, auch meine Schuhe fehlten. Stattdessen standen ein Paar braune Lederstiefel unter dem Stuhl. Praktische Schnürstiefel. Nicht meine.
    Ich hörte deine Schritte, die sich zu mir herüberbewegten. Ich versuchte mich zusammenzukrümmen, irgendwie von dir wegzukommen. Meine Glieder waren schwer und langsam. Aber mein Kopf arbeitete, mein Herz raste. Ich war an einem üblen Ort. So viel war mir klar. Ich hatte allerdings keine Ahnung, wie ich hierhergekommen war. Und was du mit mir gemacht hattest.
    Ich hörte die Fußbodenplanken noch ein paarmal knarren und spürte, wie mir die Angst aus der Brust in die Kehle stieg. Ein Beinpaar in hellbraunen Cargohosen blieb direkt vor mir stehen. Meine Augen waren auf einer Höhe mit dem Stoff zwischen deinen Knien und dem Schritt, auf einer Höhe mit den rötlichen Flecken dort. Du sagtest nichts. Ich hörte, wie ich immer schneller atmete. Ich krallte mich in die Matratze und zwang mich, nach oben zu schauen. Ich wandte den Blick nicht ab, bis ich dein Gesicht erreichte. Da blieb mir für einen Moment der Atem weg. Ich weiß nicht, warum, aber ich hatte wohl so halb damit gerechnet, dass da jemand anderer wäre als du. Ich wollte nicht, dass die Person, die neben dem Bett stand, diejenige war, die ich am Flughafen so attraktiv gefunden hatte. Aber das hier warst eindeutig du, keine Frage – die blauen Augen, die mehr oder weniger blonden Haare, die kleine Narbe. Allerdings kamst du mir diesmal nicht schön vor. Sondern nur böse.
    Dein Gesicht war ausdruckslos. Deine blauen Augen wirkten kalt, deine Lippen dünn. Ich zog das Bettlaken hoch, ließ nur die
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