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Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Jesse Andrews
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sagen wie: »Greg, möchtest du dich zu mir setzen?« Was sie tatsächlich sagen, ist: »Halt bitte still, während ich dir die Achillessehnen durchschneide, damit du nicht weglaufen kannst, wenn die bösen Schimpansen uns einholen und fertigmachen.«
    Wenn man in einem Raum ist, in dem sich mehrere Gruppen gleichzeitig aufhalten, muss man sich so gut wie möglich ausklinken. Im Unterricht, beim Mittagessen, überall.
    An dieser Stelle fragt ihr vielleicht: »Aber was ist mit deinen Freunden? Man kann doch seine Klassenkameraden nicht ignorieren.« Worauf ich antworte: Vielleicht habt ihr nicht richtig zugehört. Der Sinn der Sache ist ja, mit niemandem befreundet zu sein. Das ist die Tragik und zugleich der Triumph dieser Existenz, von der ich hier spreche. Ein typisches Highschool-Leben ist dann völlig unmöglich.
    Denn der Punkt ist doch: Das typische Highschool-Leben nervt ohne Ende.
    Ihr könntet auch fragen: »Greg, wieso machst du die gruppenlosen Leute so nieder? Denn wie es sich anhört, bist du ja mehr oder weniger ebenfalls ein gruppenloser Typ.« Da ist natürlich was dran. Die Sache ist nur die, ich gehörte zwar zu keiner Gruppe, aber ich gehörte auch zu allen Gruppen. Darum kann man mich nicht wirklich als gruppenlos bezeichnen.
    Ehrlicherweise gibt es keine gute Bezeichnung für mein damaliges Verhalten. Eine Zeitlang hielt ich mich für so etwas wie einen Highschool-Spion, aber dieser Begriff war letztlich zu irreführend. Das klang so, als würde ich in dunklen Ecken lauern und verbotene Sexaffären mit sinnlichen Italienerinnen haben. Zum einen sind an der Benson keine sinnlichen Italienerinnen. Was dem am nächsten käme, wäre Ms. Giordano, die Sekretärin des Direktors, und die ist eher pummelig und hat ein Gesicht wie ein Papagei. Außerdem rasiert sie sich die Augenbrauen komplett ab und malt sie sich mit Filzstift oder so an bizarren Stellen neu, wie es manche Frauen eben so machen. Je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr dreht sich einem der Magen um und man möchte die Haare raufen.Das war übrigens der einzige Auftritt, den Ms. Giordano in diesem Buch haben wird.
    Machen wir einfach weiter.

Zweites Kapitel – Der erste Tag des Abschlussjahres - in augenfreundlicher Formatierung
    Beginnen wir sinnvollerweise mit dem ersten Tag meines Abschlussjahrs. Der übrigens absolut fantastisch war, bis Mom ins Spiel kam.
    Obwohl »fantastisch« ein relativer Begriff ist. Ich hatte naturgemäß keine sehr hohen Erwartungen. Darum ist »fantastisch« vielleicht zu stark. Der Satz sollte eher lauten: »Ich war angenehm überrascht, dass ich am ersten Tag meines Abschlussjahrs an der Highschool nicht gleich die volle Panik kriegte und das Bedürfnis hatte, mich in meinem Spind zu verstecken und totzustellen.«
    Schule ist immer stressig, und der erste Tag eines neuen Schuljahrs ist der ganz besondere Wahnsinn, weil die Plätze zum Herumhängen neu vergeben werden müssen. Ich habe im letzten Kapitel vergessen zu erwähnen, dass sich die gängigen Gruppen aus Reichen, Jocks, Klugscheißern, Theater-Kids usw. zusätzlich nach Klassenstufen unterteilen lassen: Die Gruftis aus der zehnten leben in schrecklicher Angst vor den Gruftis aus der zwölften Klasse, die Klugscheißer aus der elften verhalten sich abfällig und misstrauisch gegenüber einem Klugscheißer aus der neunten, usw. Wenn also eine Jahrgangsstufe abgeht, stehen alle von ihr besetzten Plätze, an denen man vor dem Unterricht herumhängt, wieder zur Disposition, was meistens irgendwelche seltsamen und peinlichen Ereignisse hervorruft.
    Mir brachte es hauptsächlich einen geschäftigen Morgen. Ich war extrem früh aufgekreuzt, um zu schauen, wie die Dinge sich entwickelten, fand aber bereits ein paar Leute vor, die dabei waren, ihren Claim abzustecken. In der Regel waren das Vertreter von Benson-Gruppen, die permanent Gefahr liefen, zusammengeschlagen zu werden.
    INNEN . FLUR VOR DER BIBLIOTHEK – MORGEN
    J USTIN H OWELL lungert in der Nähe der Tür zur Bibliothek herum in der Hoffnung, sie für die Theaterleute beschlagnahmen zu können. Er läuft nervös auf und ab und summt dabei den T ITELSONG VON R ENT O DER VIELLEICHT C ATS . Sichtlich erleichtert bemerkt er, dass es Greg ist, der da kommt.
    JUSTIN HOWELL
    eindeutig froh, dass es kein Jock oder Gangster oder sonst jemand ist, der ihn sofort eine Schwuchtel nennen wird.
    Oh, hi, Greg.
    GREG GAINES
    Justin, schön dich zu sehen.
    JUSTIN HOWELL
    Schön, dich zu sehen. Wie war dein
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