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Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Titel: Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)
Autoren: Babak Rafati
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Schiedsrichterkommission gegen 70 Schiedsrichter wegen angeblich nicht versteuerter Honorare bei Auslandsspielen ermittelte.
    Die damit einhergehenden Machtkämpfe im DFB hatten schließlich meinem Förderer im DFB, Volker Roth, nach 16 Jahren den Job als Schiedsrichterobmann gekostet. Der DFB warf Roth vor, im Fall Manfred Amerell seiner Informationspflicht nicht nachgekommen zu sein. Was Roth unter Hinweis auf die Statuten, seine Sorgfaltspflicht und seine Vertrauensposition gegenüber den ihm anvertrauten Schiedsrichtern immer energisch bestritten hatte. Vergeblich. In Wirklichkeit war es wohl so, dass im Intrigantenstadl DFB der eine oder andere Roth aus ganz anderen Gründen schnellstmöglich loswerden wollte und die Gelegenheit dafür günstig schien. Der machtbewusste Roth, in den fast 16 Jahren als Schiedsrichterobmann zu einer wehrhaften Institution herangewachsen, ließ sich von niemandem in seinen Bereich hineinreden. Damit wurde er vermutlich zum Problem. Den einen war er mit 68 Jahren zu alt und den anderen vor allem zu unbeugsam.
    Einer seiner gefährlichsten Gegenspieler im DFB war Hellmut Krug, von Beruf Oberstudienrat. Der ehemalige FIFA-Schiedsrichter war Abteilungsleiter der DFB-Schiedsrichter und betrieb zunächst verdeckt und dann ganz offen die Entmachtung Roths, angeblich weil er Reformen durchsetzen wollte, die Roth verweigerte. Es hieß immer, es ginge ihm vor allem um die Modernisierung der Schiedsrichtergilde und deren Anpassung an die Erfordernisse des modernen Fußballs. Es ging ihm aber auch und vermutlich nicht zuletzt um die Macht. Nachdem der Putsch Krugs gegen seinen Vorgesetzten Roth jämmerlich gescheitert war, drehte Roth den Spieß um und betrieb konsequent den Rausschmiss seines alles andere als stets illoyalen Mitarbeiters. Krug musste im Spätsommer 2007 gehen. Für Hellmut Krug dürfte dies existenzielle Auswirkungen gehabt haben. Der einstige Gymnasiallehrer hatte mit Beginn seiner hauptberuflichen Tätigkeit für den DFB auch seinen Job als »Sportfachkraft der AOK in Gelsenkirchen« aufgegeben. Damit war der einst so siegesgewiss wirkende Hellmut Krug nach einem Monat Krieg gegen Roth plötzlich ohne Aufgabe und stand mit dem Rücken zur Wand. Das jedenfalls könnte erklären, wie erbittert die Auseinandersetzung im Weiteren geführt wurde. Roth war seinen Widersacher endlich los. Dachte er.
    Der zweite große Gegenspieler Roths aber war die Deutsche Fußball Liga (DFL), der Zusammenschluss der deutschen Fußballvereine, die mehr Einfluss wollte, den sie gegen Roth aber nicht durchsetzen konnte. Und jetzt passierte Folgendes: Kurz nach seinem Ausscheiden beim DFB wechselte Krug wenige Wochen später die Seiten und heuerte am 1. Oktober 2007 bei der DFL als »Schiedsrichterberater« an, die ihn zum Entsetzen Volker Roths als DFL-Vertreter zurück in die Schiedsrichterkommission entsandte. Krug fuhr plötzlich in einer Mercedeslimousine als Dienstwagen beim DFB vor und hatte ein Gehalt, von dem er als »AOK-Sportfachkraft« vermutlich nur geträumt haben dürfte. Damit saßen sich Krug und Roth wieder unversöhnlich an einem Tisch gegenüber. Roth lehnte jedes Gespräch mit Krug ab. Er hatte seinen erklärten Gegner zurück, der jetzt, davon durfte man ausgehen, mit allen Mitteln und der Macht der DFL im Hintergrund auf Roths Abschied hinwirkte. Auf Beobachter wirkte es so, als sei ein Ziel Roths Eigenständigkeit zu brechen und den Einfluss der DFL und damit der Vereinsbosse auf die Schiedsrichter zu erhöhen.
    Die Deutsche Fußball Liga vertritt die Interessen der deutschen Profifußballvereine gegenüber dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). Die Schiedsrichter wiederum unterstehen dem DFB, weil sie unabhängig von den Interessen der Vereine die Spiele leiten sollen. Spiele, für deren Veranstaltung und Finanzierung wiederum die DFL zuständig ist. Dafür verkauft sie im Namen der Vereine die Übertragungsrechte für Fernsehen, Hörfunk und Internet und sitzt damit auf einem milliardenschweren Geldsack, aus dem die DFL mit ca. vier Millionen Euro im Jahr – und hier schließt sich der Kreis – den DFB mitfinanziert. 2012 vereinbarte die DFL für die Übertragungslizenzen der kommenden vier Spielzeiten eine Summe von über 2,2 Milliarden Euro. Als der Bezahlsender Sky im Frühjahr 2012 nach einem Bieterverfahren den Zuschlag erhielt, stieg die Aktie zeitweise um 22 Prozent.
    Wer das Geld hat, hat das Sagen – das ist auch im deutschen Fußball so. Fußball ist ein
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